Mal ein kleines Gedankenexperiment. Vielleicht gab es - nur so als Annahme - eine große keltische Siedlung oder gar ein Oppidum vor dem römischen Rottenburg, mächtiger und größer als vielleicht eine keltische Siedlung in Rottweil. Darf man dann sagen, ja Rottenburg (Sumelocenna) ist eine ältere Stadt als Rottweil (Arae Flaviae - röm. muncipium)? Ich frage mich, wie wird das definiert oder wo ziehe ich da - rein wissenschaftlich gesehen - eigentlich die Grenze. Mir geht hier auch nicht einfach nur um eine Siedlungskontinuität bestimmter Plätze, sondern darum den Begriff Stadt irgendwie historisch gesehen, festzulegen. An der Selbstsicht der Bewohner kann man vieles hineininterpretieren oder sehen, aber es ist eben historisch gesehen nicht fassbar. Das römische Rottweil war vermutlich kleiner als das römische Rottenburg (jedenfalls ab dem 2. Jhdt.), war aber dennoch das einzige Muncipium im damaligen Germania Superior, d. h. die Bewohner hatten bestimmte Freiheiten und Rechte, so wie es Jahrhunderte später die mittelalterlichen Städte wieder hatten - und daran definiere ich eben eine Stadt - unabhängig davon wie lange ein Platz schon besiedelt ist. Vielleicht hatten die Bewohner der kelt. Oppida auch bestimmte Freiheiten und Rechte, aber leider können wir dies historisch gesehen nicht mehr feststellen, also können diese Orte auch nicht in eine Definition zur Festlegung einer Stadtgründung mit hineinfliesen. Übrigens: die kleinste Stadt Deutschlands - Arnis - hat nur ca. 283 Einwohner - aber dennoch ist es eine Stadt.