Webgewicht?

@Maggie

Also Nussknacker nach Biermann kann ich nicht nachvollziehen, die einfachste und effizienteste Methode ist doch eher, die Nuss zwischen einen Stein von geeigneter Dichte und einer festen Unterlage zu bringen und beherzt zuzuschlagen. Dann nehme ich auch möglichst einenen Stein mit ebenen Flächen. Eine Stielung kann dann doch auch nur nützlich sein, um mehr Kraft aber bei reduzierter Genauigkeit zu erreichen.

Biermanns Äußerungen kannst Du aber nicht auf diese Nebenbemerkung reduzieren ! >:)

Bierman hat ja keinesfalls gesagt, dass die Keulen ausschließlich zum Nussknacken diente. Aus seinen Zeilen geht nur hervor, dass der Keulenträger das Ding auch mal gelegentlich für andere Zwecke nutzte als zum Schädeleinschlagen. K:-)
ZITAT:
Neben dem kriegerischen Aspekt ist gerade im Küstenbereich auch ein Einsatz der mesolithischen Keulen als Jagdwaffe, vor allem beim „Keulen“ von Robben gut vorstellbar. Daneben kann sicherlich auch ein ganz unspezifischer alltäglicher Einsatz erfolgt sein, sei es zum Nüsse knacken oder zum Aufschlagen von Markknochen. _Ein Indiz für eine geschäftete Nutzung der Keulenköpfe sind die oftmals verstärkt auf einer Seite auftretenden Gebrauchsspuren und leichte Beschädigungen. _ENDE

Es ist deshalb ja keinesfalls auszuschließen, dass man solch durchlochten Steine schäftete und für andere Zwecke verwendete, wie z.Bsp. zum Flint zerschlagen, Pinne in die Erde kloppen, Wurzelgraben usw. usf.

Fig. 1. Grabstock der Buschmänner mit Beschwerstein zum Wurzelgraben. - Zeno.org

Für ein Statussymbol ist mir Form und Material wiederum zu gewöhnlich.

Auch das hat keiner behauptet. :innocent:

Viel interessanter an meinem obigen Link bezüglich des Halbzeuges ist doch folgende Bemerkung:

ZITAT:

_Der Querschnitt durch den 8,5 cm dicken Keulenkopf macht deutlich, dass mit dem gefundenen Bohrgerät nur eine (beidseitige) Anlochung möglich war. Zur vollständigen Durchlochung hätte im späteren Arbeitsverlauf ein Bohrstab zum Einsatz kommen müssen. _ ENDE

Warum diese Vorgehensweise !? :?:

Gruß

Kurti

Ja. Ein Universalwerkzeug. Möglicherweise hat man die Teile ohne den Gedanken an eine spezielle Nutzung hergestellt. Könnte es sein, dass man unterschiedliche, sprich, auswechelbare Stiele je nach Art der Anwendung für einen Kopf verwendet hat? 

@ Maggie

Könnte es sein, dass man unterschiedliche, sprich, auswechelbare Stiele je nach Art der Anwendung für einen Kopf verwendet hat?

Bei Grabstöcken, kurz oder lang, könnte man sich das vielleicht vorstellen, aber ansonsten war der Schaft wohl so befestigt, dass man ihn nur schwierig wieder abbekam und eine Wiederverwendung wäre danach wohl kaum möglich.

Biermann ist ja eher kein Verfechter für ein Universalgerät. Erschreibt dazu:

ZITAT: Eine Verwendung als Werkzeug (z. B. als Grabstockbeschwerer) ist zwar theoretisch denkbar, doch bereits auf Grund der geringen Anzahl der Funde eher unwahrscheinlich. ENDE

Wenn ich mir dagegen aber die Fundkarte von Nordwestdeutschland anschaue, dann hat man da aber schon eine beträchtliche Anzahl gefunden ! Bei Grabstöcken z. Bsp. hält der Stein ja Generationen. Auch bei der Verwendung als Waffe ist der Aufprall federnd und der Keulenkopf dürfte das eine Weile aushalten. Der Kopp weniger ! :-DAnders sieht das bei Schlagarbeiten auf feste Gegenstände wie Holzpflöcke oder gar Gestein aus. Ich denke da wurde doch eher der Rillenhammer benutzt !?

http://www.quartaer.eu/pdfs/1970/1970\_06\_tackenberg.pdf

Im Zusammenhang mit der Stabiität ist auch die “sanduhrförmige” Lochung von Bedeutung. Diese Art der Lochung wurde offensichtlich absichtlich durchgeführt.

Tackenberg schreibt dazu:

ZITAT ab Seite 85:

_Zum Abschluß sei noch auf zwei Geröllkeulen der neuen Serie hingewiesen, die erkennen lassen, wie man bei ihnen vorgegangen ist, um zum Durchlochen der Gesteinsmassen zu kommen…den Beginn der Durchbohrung … ist mit Anpickung begonnen worden. Die Fortsetzung erfolgte mit Hilfe der Vollbohrung. Der Bohrpflock ist öfters ausgewechselt worden, wobei im Durchmesser kleinere verwendet worden sind. Nur so ist zu erklären, daß bis zur tiefsten Stelle Abtreppungen vorhanden sind. _ ENDE

Ich habe schon mal oben das Experiment von Pfeifer erwähnt, der mit einer Verkeilung den Schaft stabil im doppelt konischen Loch befestige konnte. Nun gibt es aber offenbar Keulenköpfe bei denen das Loch in der Mitte so klein ist, dass der Schaft so verdünnt eine Bruchstelle hätte. Bei den Fachleuten ist es wohl umstritten, ob tatsächlich alle Keulenköpfe gestielt waren.

ZITAT Trackenberg:

_Das Problem der Schäftung der Geröllkeulen ist noch keineswegs gelöst. Daß in der bandkeramischen Geröllkeule von Hönheim-Suffelweyersheim im Elsaß Knochenkeilehen im Bohrkanal stecken, besagt, daß diese dazu gedient haben, das Abgleiten des Steines von einem Holzschaft zu verhindern . Bei Struve lesen wir, daß in dem Grabhügel von Innien, Kr. Rendsburg, den er der Einzelgrabkultur zuweist, ein Keulenkopf mit doppelkonischem Schaftloch angetroffen wurde, in dem Spuren des Holzstieles beobachtetworden sind.
Damit sind die Angaben über Holzschäftungen erschöpft, die mir begegneten,Die Geröllkeulen, deren Durchlochung auf dem Wege der Hohlbohrung durchgeführt worden ist, werden sicher in einem Holzschaft gesteckt haben. Derartig durchbohrte Stücke gehören aber zu den Ausnahmen. Die weitaus meisten zeigen Vollbohrung. Unter ihnen sind viele, deren sanduhrförmige Durchlochung am Anfang des Trichters großen Durchmesser besitzt, die sich nach der Mitte zu so verengt, daß dort nur noch eine kleine Offnung vorhanden ist. Man kann sich bei einer solchen Form der Bohrung nicht vorstellen, wie ein Holzstiel fest verankert werden konnte. Es wird noch andere Möglichkeiten gegeben haben, die Schlagkraft der Geröllkeulen zu erhöhen, denen die beschriebene Art der Durchlochung eigen ist, als sie mit einem Holzschaft zu versehen.
Im einzelnen bin ich auf diese Frage in dem Aufsatz eingegangen, den ich jetzt schon öfters herangezogen habe, ebenso auch darauf, daß die Geröllkeulen Mehrzweckgeräte gewesen sein dürften, und daß sie in dem einen Bereich hauptsächlich diese, in einem anderen hauptsächlich jene Funktion ausgeübt haben werden. Eine Vielfalt der Verwendung liegt schon deshalb nahe, weil sie eine weltweite Verbreitung haben. Abgesehen von vielen Teilen Europas, wobei sie in Finnland besonders zahlreich gewesen zu sein scheinen… _ ENDE

Auch Biermann läßt offen ob alle Keulenköpfe letztlich geschäftet waren, wenn er schreibt:

**ZITAT: ** Die ursprünglich wohl geschäfteten Geräte wurden aber am wahrscheinlichsten als Jagd- oder Kampfwaffen genutzt, wobei eine zusätzliche Bedeutung im Rahmen von Statussymbolen und Prestigeobjekten nicht auszuschließen ist. ENDE

Fazit:

Erstens dürfte nachgewiesen sein, dass die “sanduhrförmige” Lochung beabsichtigt war.

Zweitens ergibt sich bei Exemplaren mit zu starker Verengung eine Bruchstelle des Schaftes.

Daraus schließe ich, dass man solche Keulenköpfe an einer langen Schnurschlinge direkt benutzt hat oder mittels kurzer Schnurschlinge an einem Stiel befestigt hat. Andere Verwendungen, wie z.Bsp. Netzbeschwerer usw. kommen aber dann auch in Frage.

Gruß

Kurti

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Netzbeschwerer würde ich auschließen, da stimmt das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht.

Dafür kann man einen einfachen Stein benutzen, der nicht bearbeitet werden muss.

Vielleicht waren das ja steinzeitliche Morgensterne?

Hat jemand (-> Steinmetz) schon mal ausprobiert, wie aufwändig es ist mit einem Silex Bohrer eine Geröllkeule herzustellen?

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Beim Betrachten der Bilder stelle ich immer wieder fest, dass wir hier keine kreisrunden Löcher haben, sonder recht markant ovale. Und diese sind auch nicht an der Mittelachse ausgerichtet. Das widerspricht eigentlich der doch recht sauberen “Front” des Gerätes. Meiner Meinung nach kann das kein Zufall sein oder der der Hersteller hat wirklich einfach nur schlampig gearbeitet und es war ihm, am späteren Zweck gemessen, egal. 

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Das “Wemmsen” und “Geeiren” in allen Ehren - meinst Du nicht mit einem bisschen mehr Sorgfalt hätte man bessere Ergebnisse erzielt? So langsam glaube ich sonst wirklich an ein Geburtstagsgeschenk an die Schwiegermutter :slight_smile:

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@Maggie:

Naja… - wie repräsentativ sind “ein paar” Funde angesichts der Überzahl an möglichen Funden? Nicht jeder “Handwerker” war automatisch ein guter Handwerker und es ist bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Grüße, Steinmetz

Verdammt gutes Argument!

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@Hugin

Vielleicht waren das ja steinzeitliche Morgensterne?

Das meinte ich ja mit "kurzer Schlinge am Stock" !

Netzbeschwerer würde ich auschließen, da stimmt das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht.

Da könntest Du richtig liegen. K:-)

@Steinmetz

Themen der “echt kernigen” Archäologie besprochen, die angeblich immer wieder angeblich noch soviel offensichtlichen Klärungsbedarf besitzen. Wie kann das sein?

Das liegt wohl daran, dass es noch Klärungsbedarf gibt ! :stuck_out_tongue_winking_eye:

Tackenberg hat ja noch einen Aufsatz bezüglich seiner Überlegungen zur weiteren Verwendung der Keulenköpfe geschrieben. Im Netz ist der Aufsatz aber nicht auffindbar. Jedenfalls ist ihm aufgefallen, dass wohl manche Lochung nicht für einen Schaft geeignet ist.

Die Experimentierer gehen offensichtlich der Sache aus dem Weg, denn außer Pfeifer habe ich bisher keinen gefunden, der sich der Schäftung in den sanduhrförmigen Lochungen angenommen hat. Die bevorzugen “zylinderische” Bohrungen oder viel häufiger Rillenhämmer schön verpecht und verschnürt.

Jeder Klärungsversuch bleibt natürlich reine Spekulation bis man mal ein Originalstück in einem Moor oder Gletscher findet mit der Aufschrift: “Made in China”!

Tackenberg schreibt z.Bsp. ZITAT:

Abgesehen von vielen Teilen Europas, wobei sie in Finnland besonders zahlreich gewesen zu sein scheinen, und Afrika kennen wir sie aus dem Libanon, aus der Mongolei und aus Laos, wobei es sich um den Haupttyp mit sanduhrförmiger Durchlochung handelt. Bei Durchsicht der einschlägigen Literatur Asiens werden sich sicher noch mehr Belege aus den verschiedensten Bereichen einstellen. ENDE

Bisher habe ich darüber aber noch nichts erhellendes gelesen. :innocent:

@Maggie

Das “Wemmsen” und “Geeiren” in allen Ehren - meinst Du nicht mit einem bisschen mehr Sorgfalt hätte man bessere Ergebnisse erzielt?

Alter Meckerfritze. :-DZum Schädeleinschlagen reicht das doch ! Keiner der Gegner hat verlangt, dass er nur mit einer exakt gelochten und geschliffenen, polierten Keule erschlagen werden will, denn ansonsten spielt er nicht mit. :stuck_out_tongue_winking_eye:

Es gibt ja auch schön bearbeitete Keulenköpfe mit kreisrunden Lochungen. Vermutlich die Statussymbole und Grabbeigaben.

Gruß

Kurti

Neue Info: habe heute mit einem Mitarbeiter des LDA darüber sprechen können.  Er hat zusammengefasst das bestätigt, was hier schon erarbeitet wurde.

 - Geröllkeule aus dem Mesolithikum

  • Material und Bearbeitung typisch

  • Verwendungszweck universell und umstritten :slight_smile:

Der Fundort ist bekannt für neolithische und mesolithische Artefakte.  Ich soll zukünftig besonders auf Feuersteinabschläge mit weißer Patina achten…

Ich möchte mich ganz herzlich bei allen Teilnehmer an dieser Diskussion und vor allem für die große Mühe bedanken und freue mich, dass eure Recherchen trotz der spärlichen Informationen und schlechten Bilder bestätigt wurden!

Mir wurden noch Fotos von der Geröllkeule versprochen, die ich dann an den Beitrag ergänzen werde.

Liebe Grüße! 

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Ich hätte noch gerne den Titel der Diskussion geändert, bekomme aber folgende Meldung:

Ups!

You need the Vanilla.Discussions.Edit permission to do that.

@astrofratz ???

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Moin Maggie,

Keine Angst, ich schätze den Jürgen sehr, bin nur manchmal zu dusslig mich auszudrücken.

alles gut - ich verstehe Dich in jedem Falle. Manchmal, wenn jemand versucht mich auf die (freundschaftliche) Rolle zu nehmen, _rolle ich doppelt zurück ;-)_da kommt der eine oder andere dann ins grübeln - dann hat es geklappt :+1: X-D

Danke für Deinen Nachtrag, ist immer wichtig berichtigt oder bestärktzu werden.

Gruß

Jürgen

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