Ein neuer alter Feuerstein

Hallo zusammen,

nachfolgenden Feuerstein habe ich heute auf dem Acker (dort sind schon einige vierzig aufgetaucht) gefunden:

Das könnte ein Kernfußabschlag aus Westeuropäischem Feuerstein, leicht patiniert sein.

Viele Grüße,

Thorsten

Moin,

wo, denkst Du ist der (Kern-)Fuß und wo der Schlagfächenrest? Kannst Du auf den Bildern Hinweispfeile machen?

Ich kann da keinen Kernfußabschlag (Kernfußklinge) erkennen.

Gruß

Jürgen

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Hallo Jürgen,

ich habe einmal die vermeintlichen Abschlagsflächen markiert und die Unterseite zur Knolle hin.

Hast du eine andere Idee? Vielleicht ein Schaber oder Kratzer?

Viele Grüße,

Thorsten

Moin Thorsten,

Deine Interpretation ist nicht schlüssig.

Weißt Du denn wie so eine Kernfußklinge (Kernfußabschlag) entsteht?

Hast Du schon einmal Abbildungen von Kernfußabschlägen gesehen?

An meine komme ich gerade nicht dran. Eine Zeichnung müsste ich noch suchen oder anfertigen.

Gruß

Jürgen

Hallo Jürgen,

wenn du das machen könntest, wäre das super. Ich suche auch verzweifelt nach einem Katalog, den man so einige Ansprachen entnehmen könnte. Ein paar Publikationen, wie z.B. Altsteinzeit und Mittelsteinzeit im Rheinland oder einiges von der Uni Kiel zeigen zwar viele Fotos, aber für mich als Laien anhand dieser Fotos eine mehr oder weniger zielsichere Ansprache zu tätigen, ist fast unmöglich  :#. Wichtig ist erst einmal, dass der Feuerstein gefunden und eingemessen wurde. Der und weitere werden wie bisher auch, dem LVR übergeben.

Grüße

Thorsten

Moin Thorsten,

mit “Altsteinzeit und Mittelsteinzeit im Rheinland” meinst Du _"_Alt- und Mittelsteinzeitliche Fundplätzte des Rheinlandes", von Stephan Veil, G. Bosinski et al.?

Damit kann man auch nichts bestimmen. Aus Büchern bestimmen ist nur mit Eigenenfahrung möglich und dann auch noch schwierig. Da bedarf es großer eigener Erfahrung und den direkten Kontakten und Austausch mit Fachleuten.

Kennst Du Dich mit den Fachbegriffen am Artefakt aus?

Sende mir per PM eine E-Mail-Adresse, ich schau mal, was ich für Dich bzw. über Deine Region etwas habe.

Hast Du denn bereits Funde, die vom Amt archiviert wurden? Dann bitte mal zeigen.

Gruß

Jürgen

Moin,

habe mal skizziert wie eine Kernfußklinge entsteht.

Die ersten vier Klingen sind bereits abgeschlagen, zu sehen sind die negativen Abbaubahnen (1 - 4).

Der fünfte Abschlag misslingt, weil der Schlag zu steil und zu fest ausgeführt wurde, die kinetische Energie geht bis unten durch und trennt den Kernfuß mit ab - ein sogenannter Schlagunfall in Form einer Kernfußklinge.

Die Ventralseite (nicht im Bild) der Kernfußklinge ist konkav und glatt, die Dorsalseite weist von zuvor geschlagenen Klingen Grate auf.

Gruß

Jürgen

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Hallo Jürgen,

das ist toll. Da kann ich sehen, dass ich doch daneben lag. Mit deiner Zeichnung wird es schon verständlicher.
Unten einige Beispiele mit Ansprachen eines bekannten Experten (Fotos © by FB_Thorsten).Leider habe ich keine weiteren Fotos, da alle Artefakte abgegeben wurden.


Klinge, Westeuropäischer Feuerstein

mediales (Dolch-)Klingenfragment, kantenretuschiert, Jungneolithikum, grauer

Westeuropäischer Feuerstein

flacher Restkern, sekundär ausgesplittertes Stück, äolisierte Rindenflächen und

Geschieberindenrest, patiniert, Baltischer Feuerstein


kubischer Restkern, verschiedene Abbaurichtungen, westeuropäischer Feuerstein


proximales Lamellenfragment, westeuropäischer Feuerstein?


kleiner kubischer Restkern, viel Rinde, bläulich patiniert, Baltischer Feuerstein

proximales breites Abschlagfragment, Rindenreste, dick weiß patiniert, Baltischer

Feuerstein


Maasei

kleiner kugeliger Restkern, mehrere Abbauflächen zueinander verdreht, an

Frostscherbe, Baltischer Feuerstein, weißlich patiniert


kleiner distaler Kernfuß/Präparationsabschlag, Baltischer Feuerstein, Rindenreste


distale Kernfußlamelle, Kernabbau an Abschlag, Kieselschiefer


Beilkörperfragment, Amphibolit o.ä., Neolithikum


neolithische Steinzeitklinge

Um noch einmal auf den o.a. Feuerstein zu kommen: Wenn ich deine Zeichnung richtig interpretiere, könnte man diesen, da eine konvexe Oberfläche (Rückseite) vorhanden ist, als Abschlag oder weitergehend als Werkzeug ansprechen.

Viele Grüße,

Thorsten

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Moin,

@ Thorsten,

Steinzeit & Co ist eine HP von Christian Fuchs, leider ist die HP gehackt worden, sodass nur

noch ein Torso in der “WayBack Machine” aufgerufen werden kann .

Hier ein paar Links in denen Du Grundkenntnisse erwerben oder vertiefen kannst.

Innerhalb der verlinkten Seiten kannst Du versuchen weitere Artikel aufzurufen - anklicken warten,

vielleicht hast Du Glück.

Erkennungsmerkmale steinzeitlicher Artefakte

Grundformproduktion ! ganz anschauen - Kernfuß !

Funde nach Typen

Pseudoretuschen

Kernähnliches Pseudoartefakt

Und hier noch etwas aus der Rubrik: Nicht kleckern, sondern klotzen, protzen und prollen :angel:

Breitschneidige Beilplanke

Sicheln

Wenn Du alles durch hast, kannst Du sicher gezielter Fragen stellen.

Gruß

Jürgen

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Moin,

da hast Du mich mit Deinen Bildern “links überholt”, die sehe ich erst jetzt.

Zu Deinem vorgestellten Stück. Ein konvexe Oberfläche (Rückseite) [Dorsalseite] macht noch keinen Stein zu einem Artefakt.

Ein Werkzeug ist es nicht, selbst als Abschlag kann ich es - allein aufgrund der Fotos - nicht mit gutem Gewissen einstufen.

Ein Abschlag wäre natürlich ein Artefakt.

Ein Abschlag muss aber einen Schlagflächenrest und einen Bulbus aufweisen um ihn als solchen zu bestimmen.

Nun zu den anderen Fotos von unten, die letze Klinge ist sehr schön, sie ist vermutlich aus Rijckholt-Feuerstein.

Das Beilfragment müsste einen Schliff aufweisen, den ich nicht ausmachen kann.

Distale Kernfüße sind immer nur terminal, sodass das nicht erwähnt erden muss (Doppeltgemoppelt).

Kernfußlamelle, Kernabbau an Abschlag, Kieselschiefer - an Lydit traue ich mich nicht ran.

Kernfuß/Präparationsabschlag und kugeliger Restkern - kann ich aufgrund der Fotos nichts zu sagen, ebenso zu dem Rest außer zwei Stücken.

Maasei ist klar.

Zum “medialen ( Dolch- )Klingenfragment, kantenretuschiert würde ich aufgrund des Foto lediglich ein Weder kann ich medial erkennen noch Retuschen - ergo wäre es ein Klingenfragment - mehr nicht.

Zeigt also, dass es notwendig ist Fotos / Dokumentationen nach bestimmten Regeln zu erstellen, damit eine Bestimmung im Bereich des möglichen kommt.

Aber immerhin beweisen Deine Fundstücke, dass Du weitersuchen musst.

Gruß

Jürgen

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Hallo Jürgen,

weitersuchen auf jeden Fall. Teilweise liegen o.a. Funde nur einige Meter auseinander. Anhand der Funde werden durch eine Fachfirma archäologische Untersuchungen stattfinden. Das ist m.E. schon bemerkenswert.

Grüße,

Thorsten

FB_Thorsten schrieb:

Hallo Jürgen,

weitersuchen auf jeden Fall. Teilweise liegen o.a. Funde nur einige Meter auseinander. Anhand der Funde werden durch eine Fachfirma archäologische Untersuchungen stattfinden. Das ist m.E. schon bemerkenswert.

Grüße,

Thorsten

Hallo Thorsten,
weshalb,
die Veranlassung dazu erschließt sich mir alleine auf Basis der hier vorgezeigten Steine leider nicht?

Bucentaur

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Hallo Bucentaur,

ganz einfach: Es handelt sich um ein ausgewiesenes Baugebiet.

Grüße,

Thorsten

Hallo Thorsten,
diese Info konnte man deinen Angaben bislang nicht entnehmen.
Wann ist der Baubeginn geplant?

Bucentaur

Hallo Bucentaur,

Baubeginn sollte eigentlich letztes Jahr sein. Nun gibt es eine kleine Verzögerung…
Die erste Prospektion ist auch schon gemacht; nun wird anhand der Oberflächenfunde die Lage der Sondagen ermittelt und durchgeführt. Ich gehe mal davon aus, dass in ca. 3 bis 4 Monaten mit den ersten Erdbewegungen für die Baustraße zu rechnen ist. Da gibt es dann wahrscheinlich auch wieder einiges zu finden - oder auch nicht :zipper_mouth_face:

Grüße,

Thorsten