Was ist dieses umgearbeitete Axt-Bruchstück?

Ich habe ein Axt-Bruchstück aus Niederbayern, das umgearbeitet wurde. Es ist abgeflacht kugelig, 7 cm breit und 5 cm hoch. Mit 350 Gramm scheint es mir es ungewöhnlich schwer zu sein. Die ursprüngliche Bohrung ist im Anschnitt gut zu erkennen. Auf den beiden abgeflachten Seiten wurde jeweils ein Loch eingemeißelt (3 bzw. 6 mm tief). Umlaufend (am “Äquator”) wurde eine 1 bis 2 mm tiefe Rille eingearbeitet. 

Mir fällt dazu nicht viel ein. Mein erster Eindruck war, dass es ein Gewicht sein könnte, aber die Rille ist nicht tief genug, um eine Kordel aufzunehmen. Ist hier vielleicht der Versuch der Umarbeitng früh abgebrochen worden?

Danke für Eure Einschätzung, Alex

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Hallo Alex!

Es dürfte sich um einen Kannelurenstein handeln.
https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nnu/article/view/49430/42957
Aber woran machst du fest, dass es ein Axtbruchstück ist? 

Viele Grüße

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Hallo Sven,

das passt, vielen Dank! Ich halte es für ein Bruchstück einer Axt, weil ich das ehemalige Bohrloch auszumachen meine. Es ist auf den Bildern 599 und 604 ganz gut erkennbar. Anderes Bild anbei.

Viele Grüße, Alex

Nun sehe ich es auch! Kannst du den ungefähren Durchmesser bestimmen, mir erscheint es reichlich groß, für ein Bohrloch einer Steinaxt.?
Und was ist das für ein Gestein?

Guter Punkt - der Durchmesser des Bohrloches läge bei etwa 4,5 cm und ist damit viel zu groß für das Bohrloch einer Axt. Es ist aber auch keine einfache Beschädigung, diese Stelle ist das glatteste am ganzen Objekt.

Zum Gestein kann ich leider nichts sagen.

Für einen Kannelurenstein scheint der Fundort in Niederbayern ungewöhnlich.

Derartige Steine werden auch öfter als Steinkeulen interpretiert, hab dazu aber gerade keinen Link. Das Gestein könnte doch ein roter Sandstein/Quarzit sein? Das spräche auch gegen Steinaxt. Die glatte, konkave Stelle, die ja nun wohl kein Bohrlochrest ist, wird aber dann irgendwie eingeschliffen sein, wozu auch immer, oder wobei.

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Ich bin nicht ganz fit im Bestimmen von Gesteinen. Es ist sicher kein Granit und Sandstein würde ich auch ausschließen. Die Grundfarbe ist grau, es gibt eine rötlichbraune Patina. Das Gewicht scheint für die Größe recht hoch zu sein.

Sehe ich auf Bild 0602 auch noch so etwas Lochrestartiges quer über die Mulde verlaufend? Und sind diese Löcher gepickt oder gebohrt? 
Ein interessantes Stück! Das musst du unbedingt einem Fachmann vorlegen!

Die beiden Löcher scheinen mir gepickt. Die von Dir angesprochene Kerbe quer über die Mulde würde ich für eine spätere Beschädigung halten.

Leider ist der Fundort nicht bekannt. Ich habe das Stück nicht selbst gefunden, sondern im Nachlass meines Vaters in einer unsortierten Kiste. Ich weiß grob, wo er viel gesucht hat, aber es kann letztlich überall zwischen Straubing und Osterhofen sein. Ich weiß nicht, ob es unter diesen Umständen von Interesse ist.

Hallo,
die Form und das verwendete Gestein entspricht dem Material das vorwiegend für Geröllkeulen verwendet wurde!
Die beiden begonnen Pickungen deuten jedenfalls auf eine Geröllkeule hin.
Leider sind die Pickungen noch nicht sehr weit fortgeschritten.
Eines ist jedenfalls klar, Geröllkeulen sind vom Verbreitungsgebiet ausgehend in deinem Fundgebiet eher sehr sehr selten anzutreffen. Das Hauptverbreitungsgebiet der Geröllkeulen ist eher Mittel- und Norddeutschland u. Niederlande. In Köln gibt es zu diesem Fachgebiet den Rolf Biermann. Ein Foto, mit Beschreibung: Größe-Gewicht und Material an Rolf Biermann wird sicher beantwortet werden.
Sehr sehr schade ist das eine genaue Fundortangabe nicht möglich ist. Dieser Umstand macht das Stück für eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme natürlich leider nahezu uninteressant.

Bucentaur

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Hallo Alex und Bucentaur,

da ich vor Kurzem eine Scheiben-/Geröllkeule gefunden habe, habe ich erst entsprechend viel recherchiert und würde denken, es müsste (statt Rolf ) Eric Biermann heißen.

Ein interessanter Stein. Glückwunsch!

Grüße Annelinde

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Annelinde schrieb:

Hallo Alex und Bucentaur,

da ich vor Kurzem eine Scheiben-/Geröllkeule gefunden habe, habe ich erst entsprechend viel recherchiert und würde denken, es müsste (statt Rolf ) Eric Biermann heißen.

Ein interessanter Stein. Glückwunsch!

Grüße Annelinde

Hallo,
in der Tat, danke, sehr aufmerksam, da habe ich mich verschrieben.

Bucentaur

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Hallo,
wirklich schade denn von den kugelförmigen Geröllkeulenköpfen mit Pickung aus diesem Gestein sind aus Bayern bislang lediglich 1,5 Stücke bekannt, die flachen Scheibenkeulenköpfe dagegen sind relativ häufig , auch in Bayern anzutreffen, so z.B. liegt im Museum der Gemeinde Aschheim ein prächtiges Stück. In Biermanns Arbeit zu dem Verbreitungsgebiet dieser Keulenköpfe liegt auch ein grobes Kartenmaterial mit punktueller Erfassung vor.

Bucentaur

Hallo zusammen,

und @Bucentaur: E. Biermann, von dem ich vor drei Wochen nichts wusste,  beschreibt, so wie du, dass im Süden Deutschlands Scheibenkeulen/Geröllkeulen selten sind. Gibt es dazu noch Informationen? Weißt du mehr darüber?
Ich habe recherchiert, dass bei Landau (an der Isar) in Großköllnbach die größte Scheibenkeule (Südeuropas??) bei einer Grabung gefunden wurde. Durchmesser 20 cm.
Viel mehr konnte ich über Keulenfunde in der Gegend nicht rausfinden.

Gute Grüße, Annelinde

Hallo zusammen,

ich werde mich mal an Herrn Biermann wenden, danke für den Tipp!

Viele Grüße, Alex

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Hallo,
da muss man differenzieren, die kugelförmigen Keulenköpfe mit sanduhrförmiger Pickung sind häufig dem Mesolithikum zuzuordnen.
Die relativ flachen Steinscheiben, genannt Scheibenkeulenköpfe sind häufiger im Neolithikum anzutreffen, diese wurden dann auch ausschließlich gebohrt. Ich werde mal schauen ob ich ein Foto der Scheibenkeule aus Aschheim auftreiben kann.

Bucentaur

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leider hatte ich kein besseres Foto zur Verfügung.
Scheibenkeule, gefertigt vermutlich aus einem Flußkiesel der nahegelegenen Isar

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Hallo,

ich möchte noch einmal auf die umlaufende Rille aufmerksam machen, die mich eher an einen Kannelurenstein denken lässt. Dazu passen auch die Pickmulden. 

Viele Grüße

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SvenHorn schrieb:

Hallo,

ich möchte noch einmal auf die umlaufende Rille aufmerksam machen, die mich **eher an einen Kannelurenstein denken lässt. Dazu passen auch die Pickmulden. **

Viele Grüße

Hallo,

das wird wohl auch so sein!

Bucentaur

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Vielen Dank Bucentaur,

vielleicht finde ich auch noch was über Aschheim. Das Foto ist gut genug, um zu sehen, wie viel Mühe sich da jemand bei der Gestaltung gemacht hat. Danke!

Jetzt hab ich mich inzwischen auch über Kannelurensteine schlau gemacht - nun ja angefangen, mich schlau zu machen.

Auch bei dem scheint nicht ganz gewiss zu sein, wofür er letztlich benutzt wurde.

Jedenfalls wieder was gelernt. Vielen Dank!

Annelinde

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