Szkutnik schrieb:
Nur zur kleinen Information von einem Boots- und Schiffbauer,
Im Boots und Schiffbau wird Sondermessing verwendet.
Bei Holzbootsbau wurden Holznieten im Klinkerbau von Kupfernieten ersetzt.
Beschläge waren und sind immer in Sondermessing, hochzäh und sogar Seewasserbeständig.
Temperaturunempfindlich.
Habe noch nie gehört, daß beim Glasenschlagen in Winterfahrten ne Schiffsglocke zu Bruch ging.
Übrigens sind Propeller auch aus Messing. Sogar bei Eisbrechern.?,
Eisen hat da nix zu suchen! Eisen + Wasser + Eiche gammelt das Eisen schnell wech. Die Gerbsäure der Eiche macht das.
Gruß Chris
PS: Es gibt keine Unterschiede zwischen Boot, Schiff und Yacht! Die Übergänge sind fließend.
Deswegen heißt es Boots und Schiffbauer.(Yachtbauer gibt es nicht!)
Floss oder Ponton gehören nicht dazu. Da wurde mit Bauklammer (Eisen) gearbeitet, wegen Schlagfestigkeit.
Hallo Chris.
> Im Boots und Schiffbau wird Sondermessing verwendet.
Ok. “Sondermessing” ist auch was anderes. “Normales Messing” CuZn37 (aka Ms63) wird wegen nichts anderem als seiner einfachen Verarbeitbarkeit und weil es nett aussieht verwendet.
Sondermessinge sind aber wegen ihrer Legierungsbestandteile erst ab dem 19. Jhd. (Nickel ist zwar ab 175x bekannt, in technisch relevanten Mengen erst ab 18xx verfügbar) und dem 20. Jhd. (Silizium ab 1811, in technischen Mengen aber erst im 20. Jdt.) verfügbar.
> Bei Holzbootsbau wurden Holznieten im Klinkerbau von Kupfernieten ersetzt.
Das empfinde ich aus dem Bauch heraus als sinnvoll. Ja.
> Beschläge waren und sind immer in Sondermessing, hochzäh und sogar Seewasserbeständig.
> Temperaturunempfindlich.
Die Ruderdollen der (Holz)Ruderboote hier am Ruderteich sind aus geschmiedetem Eisen (bei den alten) Form rund und oben offen (Gabel). Die neueren Boote sind “traditioneller” gefertigt. Auf dem Bootsrand ist eine lokale Erhöhung aus Holz mit einer rundlichen, oben offenen Bohrung, die innen mit einem hellgelblichen Metall beschlagen ist.
> Habe noch nie gehört, daß beim Glasenschlagen in Winterfahrten ne Schiffsglocke zu Bruch ging.
Wenn es etwas anderes als gerade das unsägliche Ms63 ist, dann kann eine passendere Legierung durchaus gut geeignet und haltbar sein.
Schiffskanonen waren z.B. aus Cu90Sn10 Bronze dem später im 19. Jhd. noch eine geringe Menge Zink zulegiert wurde. Das wegen dem Schluck Zink darin aber als “Messing” zu bezeichnen halte ich für gewagt. ;O)
Das Problem ist in der Tat, bei den ganzen, teils euphemistischen, Handelsbezeichnungen, die auch noch regional und zeitlich variieren, die eigentliche Materialzusammensetzung zu erkennen. Extrem wird es, wenn es über die dualen hinaus um ternäre oder gar quaternäre Legierungen geht. Ist aber eher ein neuzeitliches Problem.
Lesetipp: https://breuckmann.de/wp-content/uploads/2017/01/Informationen\_zu\_Kupfer-und\_Zinklegierungen.pdf
> Übrigens sind Propeller auch aus Messing. Sogar bei Eisbrechern.?,
Wohl auch eher Sondermessing oder Bronze.
Aber Stahlguss scheint das übliche zu sein. Vor allem wegen der einfachen Reparaturmöglichkeiten bei Verschleiss durch Auftragsschweissen. In Ruhrort sind Schiffschraubenreparaturen durch Nachschweissen das Brot- und Buttergeschäft kleinerer Werften.
Bei Edelstahl gab es eine Zeitlang Korrosionsprobleme bei Schiffen (z.B. Küstenmotorschiffe) die Zwischen Süß- und Seewasser wechselten.
> Eisen hat da nix zu suchen! Eisen + Wasser + Eiche gammelt das Eisen schnell wech. Die Gerbsäure > der Eiche macht das.
Meines Wissens wird Gerbsäure aka Tannin zur Passivisierung und zur Konservierung von Eisenoberflächen verwendet. Persönlich nehme ich lieber Phosphorsäure (25%) für eine Phosphatisierung. Ergibt auch einen guten Haftgrund für nachfolgende Anstriche.
Was aber eine Nummer bei Eichenholz und Eisen ist, ist die starke Verfärbung des Eichenholzes durch das anwesende Eisen (wie bei Eisengallustinte). Aber auch eher ein kosmetisches Problem.
Meine persönlichen Erfahrungen beziehen sich hier aber immer auf Süßwasser.
> PS: Es gibt keine Unterschiede zwischen Boot, Schiff und Yacht! Die Übergänge sind fließend.
> Deswegen heißt es Boots und Schiffbauer.(Yachtbauer gibt es nicht!)
Das ist sicher richtig. Aber die Techniken und Materialien die Du zum Schiffbau verwendest werden
andere sein, je nach Verwendungszweck und Umfeld.
Eine Carbonfieberhochseerennyacht von 2010 wird anders gebaut sein als ein britisches Holzlinienschiff von 1810 oder ein Dampffrachter von 1890 oder ein Kriegsschiff von 1938 oder ein Öltanker oder Containerfrachter von 2000. Bei Binnenschiffen sieht es genauso aus.
> Floss oder Ponton gehören nicht dazu. Da wurde mit Bauklammer (Eisen) gearbeitet, wegen
> Schlagfestigkeit.
Mmmh. Interessant, dass Du da so differenzierst. Ein Floß ist für mich ein Wasserfahrzeug, dass seinen Auftrieb aus den dazu verwendeten leichten Materialien gewinnt, und ein Ponton ein Wasserfahrzeug, dass seinen Auftrieb durch eingearbeitete Hohlformen (wie bei einem Boot oder Schiff) gewinnt und in erster Linie als Arbeits- oder Stützplattform und nicht der Fortbewegung dient.
Begriffe sind aber immer so eine Sache, weil sie regional und zeitlich oft variieren. Beim Quellenstudium ist darum immer ein Querabgleich mit anderen, ähnlichen Quellen sinnvoll, um das einschätzen zu können und gegenüber anderen Quellen differenzieren zu können.
Normung von Begriffen ist eine verhältnismäßig neue Sache.
Mit freundlichen Grüßen
Nachtrag:
Wegen der Konservierung von Eisen mit Tannin:
http://www.dnk.de/\_uploads/media/242\_2005\_VdL\_UmgangEisen.pdf
http://media.tbs-aachen.de/pdf/Rostschutzfibel.pdf (Werbung “Fertan”)
https://www.chema-shop.de/pdf/Mechanische\_Reinigung.pdf
Es werden dort auch Vor- und Nachteile genannt. Die PDFs sind durchsuchbar, einfach mal nach “Tannin” suchen.
Meine Phosphorsäuremethode verwende ich für neue oder nur leicht angerostete Teile. Anschliessendes gründliches Spülen mit Wasser wegen Säureresten ist obligatorisch.
Sowohl Tannin- als auch Phosphoräuremethoden sind sehr langsam. Bei Flugrost oder leicht angerosteten Teilen dauert es bei Phosphorsäure mindestens 24 Stunden, bei Tannin (Gerbsäure) noch viel länger.