Römisches Intaglio?

Hallo Liebes Forum, ich bin schon seit langem ein stiller Mitleser, habe aber nun ein Teil vor mir liegen bei dem ich Hilfe gebrauchen könnte. Es handelt sich um ein Intaglio / Gemme mit römischem Motiv. Ich habe vor kurzem eine größere Münzsammlung gekauft welche auch zum Teil aus römischen Denaren und Antoninian besteht. In diesen Fächern lag die Gemme - leider unbeschriftet - dabei. Die Münzsammlung selbst ist authentisch und der Römische Teil besteht ausschließlich  aus Orginale aus der Zeit 100-400 AD. Nun ist meine Frage, da römisch bei mir eher nur ein Nebengebiet ist und ich diesbezüglich nicht sehr viel Ahnung habe, ob mir jemand etwas über diese Gemme erzählen kann, vor allem bezüglich des Alters (Ich meine mich zu erinnern dass diese Gemmen mit römischen Motiv auch im 18/19 Jahrhundert in Italien hergestellt wurden?? - wie erkennt man ein Orginal???).
Für jede Antwort wäre ich Dankbar. falls weitere Details oder Fotos fehlen sagt mir bitte bescheid:-)

@ Maerteje

…diese Gemmen mit römischen Motiv auch im 18/19 Jahrhundert in Italien hergestellt
Richtig ! Es war allerdings Ende des 19. und Anfang des 20.Jhdt, sprich ca.1870 bis 1930. :wink:

Typischer Ring mit antikem Kriegerkopf oder Römerkopf, Ende 19. bis Anfang 20.Jhdt.

Dieses Thema hatten wir hier schon mal und dabei hat sich herausgestellt, dass es solche Helme mit angedeutetem “Augenschirm” weder bei den Römern noch bei den Griechen oder Etruskern gab.
Die Form ähnelt zwar dem “attischen” Helm mit dem Athene oft dargestellt wird, aber dieser hat keinen Augenschirm, sondern ist vorne ähnlich einem Diadem ausgestaltet und hat in der Regel einen angedeuteten, hochgeklappten Wangenschutz.
Der Helmtyp auf Deinem Fundstück wurde in der viktorianischen Zeit oft dargestellt und ähnelt eher einer “aufgestylten” Pickelhaube mit Federkamm. :grin:

**Athene mit attischem Helm **

Hier kannst Du alle Helmtypen in der angefügten Liste anklicken und anschauen.

Gruß
Kurti

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Hallo Kurti, Dass nenne ich mal eine Perfekte Antwort, vielen Dank dafür und die vielen Erläuterungen. Mein Bauchgefühl hatte auch eher Neuzeit gesagt, ist aber leider absolut nicht mein Gebiet. Ich ziehe meinen Hut vor deinem Fachwissen :slight_smile:

Liebe Grüße Maerteje

Moin,

mein Beitrag stellt kein Veto zu Kurtis Ausführung dar.

Meine eigenen Münzen “VRBS ROMA” tragen Helm ohne “Augenschirm”.

Dennoch gibt es sie_:_

1 Klick>

2 Klick>>

3 Klick >>>

Ein Zufall, dass sie in Auktionshäusern vermehrt auftreten?

Mein Gefühl sagt mir, bleibe bei dem Teil gelassen und schaue Dir Originale in Museen an.

Gruß

Jürgen

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@ StoneMan

Hallo Jürgen,

Du liegst mit Deinen gezeigten Münzbildern leider etwas falsch im Bezug auf antike römische Helme mit “Augenschild” oder auch “Stirnkrempe” genannt. Dazu muß ich leider etwas weiter ausholen. :wink:

Deine Abbildung “2” zeigt den “korinthischen” Helm mit “kurzen” Nackenschutz. Der vermeintliche “Augenschirm” ist eine “Gesichtsschutz”. Neben dem “attischen” Helm werden Götter und Göttinen, wie z.Bsp. Athene, auch mit diesem Helm dargestellt.

Abbildung “1” und “3” zeigen die Göttin Roma mit einer offensichtlich künstlerischen Gestaltung des ursprünglich “phrygischen” Helms der aus der phrygischen Mütze hervorging. Auf anderen Münzen ist das besser erkennbar.

Hier noch mit erkennbarer Gesichtsmaske des korinthischen Helms:

Hier künstlerisch modifiziert:

Roma mit einem Helm und angedeutetem Mützenzipfel, der einer phrygischen Mütze ähnelt:

https://ub.fau.de/2016/05/23/23-5-3-6-von-muenzen-und-mythen/

ZITAT: Die Bildsprache für ihren Götterhimmel mussten die Römer innerhalb weniger Jahrzehnte entwerfen und sich dabei deutlich von den griechischen Münzdarstellungen absetzen. So erhielt die Stadtgöttin Roma einen Helm, der einer phrygischen Mütze ähnelt und damit auf eine Herkunft östlich der griechischen Sphäre verweist. Der Sage nach stammten die Römer ja vom trojanischen Prinzen Äneas ab. ENDE

Bei anderen, künstlerisch modifizierten Helmen (wie bei Deinem) ist nur noch die Verzierung zu sehen und der Mützenzipfel nicht mehr erkennbar.

Der Helm auf dem Fundstück von Maerteje mit augesetztem Haarkamm ist mit diesen speziell kreierten “mythologischen” Flügelhelmen nicht vergleichbar. Als Helm für Legionäre gab es sie in dieser Ausführung nach meiner Kenntnis nicht.

Flügelhelm (Mythologie)

Typisch ist aber, dass z.Bsp. Minerva und andere auf “neuzeitlichen” Rechenpfennigen mit ähnlichem Helm wie die angeblichen römischen Krieger auf den Siegelringen abgebildet werden.

Rechenpfennige

https://www.cointalk.com/attachments/ger-reche-pfening-minerva-2-jpg.44430/

In römischen Darstellungen kenne ich sie dagegen nur mit “korinthischem” oder “attischem” Helm.

Die mir bekannten “echten römischen” Helme mit Augenschild bzw. Stirnkrempe wie z.Bsp. die “Niederbieber Helme” sehen aber ganz anders aus.

Ich bin mir deshalb sicher, dass es sich nicht um ein römisches Original handelt, sondern lediglich um eine “neuzeitliche” Nachempfindung mit antikem Flair, wie auch auf den Rechenpfennigen. Vielleicht inspiriert vom mytologischem Roma-Helm, Haarkamm aufgesetzt und fertig war der römische Krieger ! ? :sunglasses:

Ein Besuch oder gar Nachfrage in einem Römermuseum kann aber trotzdem nichts schaden. :slight_smile:

Gruß

Kurti

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