Die Gusskante irritiert mich auch etwas. Mir ist nicht bekannt, dass die Römer bei so kleinen Figuren mehrteilige Gussformen verwendet haben. In der Antike wurde bei kleinen Objekten eher das Wachsausschmelzverfahren oder ein ähnliches Prinzip verwendet. Bei diesem Verfahren formt man eine Figur aus Wachs (oder anderem Material) und umhüllt es mit einer Substanz, welche die Form gut annehmen kann (heutzutage oft Gips, früher unter anderem z.B. Ton) Nach dem Ausschmelzen des Wachses giesst man das flüssige Metall in den entstandenen Hohlraum (“verlorene Form”). Am Schluss müsste man nur noch den Gusstrichter entfernen, es sollte aber keine Gusskante vorhanden sein. Erst bei grösseren Plastiken fing man meines Wissens nach an, mehrteilig zu giessen.
Vielleicht kann mir aber jemand eines besseren belehren und sagen, dass es sehr wohl Verfahren gab, bei denen Gusskanten entstanden…
aber natürlich wollen wir das mit der groben Dichtebestimmung ausprobieren. Aktiver forschen geht ja kaum… Wenn´s für dich nicht zu aufwendig ist, beschreibe uns doch wie das geht.
Ich habe letzte Woche schon eine Mail ans Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (Dissen liegt gerade so noch in Niedersachsen, aber man kann NRW wohl von dort aus sehen…) geschrieben, bisher hat sich da aber noch nichts gerührt.
oh, das klingt super. Lass dir bloß Zeit, ich muss jetzt sowieso erstmal ein paar Dinge einkaufen…
Und zum Thema “Mit Ortskenntnissen blamiert” gestehe ich hier öffentlich, dass ich zur Sicherheit noch einmal nachgeguckt habe, bevor ich von Niedersachsen sprach. Ist bei dieser “Halbinsellage” aber auch knapp gewesen…
Ja, das Material genau zu kennen wäre wirklich hilfreich. Auf den Bildern sieht es nämlich für mich aufgrund der Farbe und der groben Gussnähte eher nach einer neuzeitlichen Figur aus Zinn oder Blei aus. Googelt man beispielsweise nach Zinnfiguren oder Zierkorken kommen einige Beispiele die auch sehr ähnlich aussehen.
Wasser schadet nichtmagnetischem Metall nicht - egal ob mit oder ohne Patina. Ich empfehle die Ermittlung der Dichte mit der konventionellen Methode mit Wasser und Waage.
Nur Wasser dringt in die kleinsten Fugen und Risse, wo auch der feinste Sand nicht hinkommt. Sollte die oben verlinkte Methode doch noch angewendet werden mein Tipp: einen Tropfen Spülmittel vorsichtig ins Wasser rühren um das Wasser zu entspannen.
ich rate zur Entspannung, ihr alle helft mir schon 'ne Menge und mit kleinen Schritten kommen wir weiter. Ich finde die Tatsache, dass man so oder so oder wie auch immer des Rätsels Lösung (vielleicht) auf die Spur kommen kann, hoch interessant und meine Tochter sowieso.
Wenn heute nicht die erste Probe für’s Krippenspiel anstünde, hätte wir den Sand (und später wahrscheinlich auch das Wasser) schon einmal in Bewegung gebracht, aber so geht das erst morgen. Niemand soll sich bitte wegen uns und ein paar physikalischen Details (@Hugin: Wahrscheinlich hast du ja recht, wobei die Physik aber in diesem Fall für uns ja *sorry*: “nur die Hilfswissenschaft” darstellt) in die Haare kriegen.
Viel wichtiger wäre mir folgendes zu erfahren: Einiges deutet darauf hin, dass die Figur tatsächlich aus Blei ist. Weiter hieße das ja, dass sie wahrscheinlich nicht antik ist, was ja auch durch die Gussränder bzw. -grate naheliegt.
Trotz der Tatsache, dass die Figur dann wohl eher neuzeitlichen Ursprungs ist (und damit die Archäologie gewissermaßen nicht zuständig) find ich auf meiner Internetsuche keine Abbildungen wirklich ähnlicher Figuren.Woran liegt das wohl?
Wobei keine ähnlichen Abbildungen stimmt nicht ganz: Lustigerweise bin ich in der Google-Suche gestern auf meine eigenen Bilder aus diesem Forum gestoßen und stand 2 Sekunden lang kurz vorm Herzinfarkt, bis ich das dann merkte
Offensichtlich wurde mit einer zweiteiligen Gussform gearbeitet, d. h. es muss mehr als dieses eine Exemplar geben. Nun hat man ja z.B. im 19. Jahrhundert ja auch nach Mode und Marktlage gearbeitet. Auch soll ja das Motiv (Junge/Kind/Amor mit Fackel) einigermaßen verbreitet gewesen sein - nur wo sind dann die ganzen anderen Jungen mit Fackel?
Hat jemand 'ne Idee, wer da weiterhelfen könnte?
Keine Angst, die Ergebnisse unserer Dichteexperimente kommen sicher bald…
Mal ein Vorschlag für das einfache bürgerliche Rechnen ohne hochtrabende Formeln !
Volumenbestimmung
Wasservolumen = 500 ccm
WV. + Figur = 530 ccm
--------------
**30 ccm = Volumen der Figur**
Gewichtsbestimmung
Wasser = 500,00 gr
W. + Figur = 764,06 gr
----------------
**264,06 gr = Gewicht der Figur**
Oder Gewicht der Figur gemessen mit einer Waage = 264,06 gr
Dichte des Materials = 264,06 gr : 30 ccm = 8,8o2 gr = wahrscheinlich Gussbronze
Wie oben schon gesagt ist für die Materialbestimmung eine Magnetprobe und eingehende Sichtprobe erforderlich, denn alleine die Bronze bewegt sich zwischen 7,4 und 8,9 gr/ccm. In diesem Rahmen bewegen sich auch andere Metalle.
Muttis Wasserkelle ist auch wenig geeignet für eine solch kleine Figur, denn die Meßstriche reichen da nicht aus. Man muß schon ein entsprechendes Laborglas benutzen.