Werkzeugfund aus der Steinzeit?

Ich grüße Euch!

Beim Spaziergang (mein Mann suchte nach Versteinerungen) habe ich auf einem Acker bei Oberscheld diesen Stein gefunden.
Da er mir ungewöhnlich vorkam, habe ich ihn mitgenommen. In der Nähe von Bochum habe ich in einem Museum jetzt was ähnliches gesehen.
Kann mir jemand sagen, ob es sich um ein steinzeitliches Werkzeug handeln kann oder ob die Absplitterungen nur von dem Traktor her rühren?

Vielen Dank für die Antworten!
Liebe Grüße
Thordis

Hallo Thordis,
die Form sieht tatsächlich sehr verlockend aus, auch so etwas wie Retuschen sind vorhanden, Abschlagsbahnen und Grate. Leider fehlen die eindeutigen Merkmale wie Schlagbuckel, konzentrische Linien und zielgerichtete Zurichtung. Die Absplitterungen seitlich (so könnten Retuschen aussehen) scheinen frischer zu sein und sind auch nicht regelmäßig und als Arbeitskante angelegt.
Wenn es aber ein Artefakt sein sollte, dann wäre es am ehesten dem Spätpaläolithikum zuzuordnen. Bodenfunde dieses Alters sind aber sehr selten!

Viele Grüße

So etwa sollte es dann aussehen:
(auch wenn da kein Schlagbuckel oder Wallnerinien zu erkennen sind :zipper_mouth_face: )

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Also ich würde das Teil unbedingt dem zuständigen Landesamt für Denkmalpflege vorlegen.

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Hallo,

Theo123 schrieb: “Also ich würde das Teil unbedingt dem zuständigen Landesamt für Denkmalpflege vorlegen.”
Das ist schon mal eine gute Idee, das Problem besteht darin, dass sich nur sehr wenig Archäologen mit der Bestimmung paläolithischer Artefakte beschäftigen. Man sollte es schon einem Experten dafür vorlegen, aber wie findet man den?   :| 
Und @ Steinmetz: Natürlich meinte ich Wallnerlinien.|  :*

Viele Grüße

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Hi,

an der Uni von Gießen gibt es Archäologen. Ich werde mich mal an sie wenden. Ich dachte nur, wenn es nichts altes ist brauche ich die Leute dort nicht zu belästigen - Danke für eure Antworten!

Viele Grüße

Thordis

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Moin,

@ Sven

Du schreibst, “Leider fehlen die eindeutigen Merkmale wie Schlagbuckel, konzentrische Linien und zielgerichtete Zurichtung…”

Und strafst Dich angesichts Deines Fundbeleges sogleich selber Lügen, Zitat Sven: “…auch wenn da kein Schlagbuckel oder Wallnerinien zu erkennen sind.”

Das ist ehrenwert, dass Du das selber klargestellt hast, schließlich bist Du kein Anfänger.

Leider wird den Anfänger oft gesagt, was ein Artefakt haben “muss”… was eben falsch ist.

Natürlich erleichtern Merkmale wie Schlagflächenrest, Bulbus und Retuschen die Bestimmung eines Fundobjektes. Der Einsteiger muss jedoch wissen, dass sie nicht zwingend erforderlich für ein Artefakt sind.

Die meisten Merkmale, die durch Schlag oder Druck auftreten, können sowohl mit Absicht vom Menschen, als auch durch natürliche Prozesse ähnlich entstehen.

Demgemäß kann und darf sich die Beantwortung der Frage “Artefakt, ja oder nein” nicht nur auf das Vorhandensein ein paar typischer Merkmale beschränken.

Dies könnte dazu führen, dass der Finder Artefakte verwirft, weil sie keine typischen Merkmale aufweisen.

Gruß

Jürgen

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Hallo,
hier (leider ein etwas verspätetes) Update.
Meine Rückfrage beim LDF Hessen ergab folgende Antwort:

“Es ist ein ganz tolles Stück! Eindeutig erkennt man die anthropomorphe
Umformung. Ohne mich jetzt zu sehr aus dem Fenster lehnen zu wollen,
allein auf die Fotos gestützt, würde ich dieses Artefakt als
micoquienzeitliches bzw. mittelpaläolithisches Keilmesser ansprechen,
also um 50.000 BC. Diese werden als Werkzeuge von späten Neanderthalern
angesehen.”

Über diese Einschätzung habe ich mich natürlich sehr gefreut.

Wollte euch dies nur abschließend wissen lassen.
Liebe Grüße
Thordis

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Liebe Thordis,

vielen Dank für diese Rückmeldung!
Und meinen herzlichen Glückwunsch zu dem wunderbaren Fund und der Bestimmung. Da lagen aber auch nur die Fotos vor? Mochten die Fachleute das Stück nicht im Original vorliegen haben?

Viele Grüße

Moin,

Danke Sven - Brüder im Geiste.

Das muss mehr als stutzig machen, es sei denn, das Zitat stammt von L. F…

Gruß

Jürgen