Größere Scherbe vom Rheinufer

Hallo Forum,

ein paar Kilometer flussabwärts von der Loreley habe ich eine große Scherbe eines Keramikgefäßes gefunden. Beim näheren Betrachten  der Bruchflächen fiel mir auf, dass das Gefäß nicht aus sehr homogenen Material gefertigt zu sein scheint. Das weckte mein Interesse…
Es scheint sich um die halbe Bodenfläche eines Kruges (?) zu handeln. Am Boden scheint der Durchmesser 12 cm betragen zu haben. Das Bruchstück beinhaltet noch knapp 6 cm der seitlichen Wandung.
Meine bisherige Recherche ergab, dass einige Stücke von “Raerener Steinzeug” zu dem Stil dieser Scherbe passen könnten.
Nun meine Frage: Handelt es sich hier tatsächlich um Raerener Steinzeug? Kann man Aussagen zum Alter machen? Habe ich hier nur belanglosen Müll aus jüngerer Zeit gefunden?

Hier ein paar Fotos des Bruchstückes:

Gruß,Stefan

Hallo Stefan,

Möglich. Die Scherbe wird wohl aus der Neuzeit sein. Ich kenne mich zwar mit Raerener Steinzeug nicht sehr gut aus, sieht man sich aber Referenzfotos auf dem Netz an, könnte Deine Vermutung passen (v.a. der gewellte Gefässbodenrand scheint bei Raerener Steinzeug nichts Seltenes zu sein). Aber meine Einschätzungen sind natürlich ohne Gewähr. Vielleicht findet sich hier im Forum ein Experte in diesem Gebiet, welcher meine Aussagen widerlegen oder sogar bestätigen kann. :wink:

Grüsse

Hi Stefan,

könnte durchaus das Raerener sein, aber auch andere Werkstätten kommen in Betracht. So z. Bsp. Siegburg, wobei deren Keramiken m.E. heller sind.

Die Datierung ist nicht ganz einfach, aber ich würde vom Übergang 15./ 16. Jhdt. ausgehen…

Gruß
Irminfried

Lieber Stefan,

es ist ein echter Wellenrandboden aus voll durchgesintertern, salzglasiertem Steinzeug. Er gehörte wahrscheinlich zu einer s.g. Jakobakanne, m.E. vorbehaltlich der Expertise eines Bildes, Siegburg. Deine Scherbe ist das Fragment einer typischen Gebrauchskeramik aus dem 16. Jahrhundert, die Datierung ist eigentlich recht einfach. Hierfindest Du bei Abb. 3.50. den Vergleich einer Siegburger Jakobakanne zu einer aus Waldenburg. Die werden nämlich gerne verwechselt. Um die Herkunft genau zu bestimmen, müsste man die Scherbe in der Hand halten. Auf jeden Fall ein altes Stück mit Geschichte. Wenn Du mehr wissen möchtest, dann zeig die Keramik doch dem nächsten Museum mit Keramikaustellung vor. Dort kann man sicher  mehr sagen.

Beste Grüße

Hallo Heimathirsch,

für eine Jakobakanne scheint mir der Boden zu groß. Stammt m.E. eher von einer “normalen”  Kanne.

Und wie gesagt, für Siegburg scheint es mir zu dunkel… dann schon eher Waldenburg oder noch eher die Raerener (wegen des räumlichen Bezuges)…

Den Wellenrandboden findest du beim Siegburger auch schon im 15. Jhdt.

@ Stefan: daher des Heimathirsches Hinweis nachgehen und die Scherbe jemanden in die Hand drücken…

Gruß

Irminfried

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Hallo Forum,

vielen Dank für die hilfreichen Antworten!
Ich werde die Scherbe dem für das Gebiet zuständigen Archäologen anbieten. Vielleicht hat der ja gerade alle übrigen Scherben des Kruges auf dem Tisch liegen und freut sich über das letzte fehlende Puzzleteil… :wink:
Auf jeden Fall wird ein Fachmann demnächst die Scherbe aus nächster Nähe begutachten und ich werde hier berichten, was dabei heraus gekommen ist.

Gruß, Stefan

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Hallo Forum,

wie versprochen schildere ich jetzt, wie es mit meiner Scherbe weiter gegangen ist.
Ich habe dem zuständigen Archäologen den Fund kurz per Email geschildert. Zur weiteren Entscheidungfindung hat er sich ein paar Fotos erbeten und jetzt gab es eine kurze Expertise per Mail.

Also… Datierung angeblich 15 bis 16. Jahrhundert, vermutlich keine Jakobakanne (weil nicht sehr schlank), sondern eher ein einfacher Krug. Als Herkunft komme neben Siegburg und Raeren auch der Westerwald (derartige braune Glasur schon im 15. Jahrhundert) in Betracht.

Der Fund sei für die archäologische Denkmalpflege nicht relevant, da solche Gefäße oft als Müll im Rhein entsorgt worden seien und sie oft gut erhalten seien.
Die Begründung fand ich ja mal gut… :grin:

Auf jeden Fall darf ich den Fund behalten und das hat mich auch schon mal sehr gefreut!

Gruß, Stefan

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