Hallo Jürgen, Maße und Gewicht sind bei unseren Meldungen nicht notwendig. Das ist wohl regional verschieden.
Geröllkeule hat ein anderer Ehrenamtlicher auch vorgeschlagen - mich stören die konischen Bohrungen. Die machen allerdings beim Webgewicht auch wenig Sinn. Ich kann mir da Abnutzung als Ursache nicht vorstellen. Vielleicht war hier auch kein Profi am Werk
Wie wär´s denn, wenn jemand vor Urzeiten die kaputte Geröllkeule (siehe Abplatzung?) einfach als Gegendrückstein beim Fidelbohren verwendet hat, was auf Dauer zu ganz typischen, trichterförmigen Verschleißerscheinungen an der Durchbohrung führen würde?
für Geröllkeulen sind doppelkonische Durchlochungen absolut nichts ungewöhnliches! Literatur mit reichlich Abbildungen z. B. K. Tackenberg, “Die Geröllkeulen Nordwestdeutschlands” (1960) in Festsschr. L. Zotz und ders. “Neue Geröllkeulen aus Nordwestdeutschland” (1970) in Quartär 21. Oder aktueller von unseren niederländischen Nachbarn: E. Drenth & M. Niekus, “14C-datierte Geöllkeulen aus den Niederlanden” (2009) in Archäologische informationen 32/1&2 (mit weiteren Literaturangaben).
Das kann ich mittlerweile bestätigen. Ich habe heute fast die selbe Lektüre gehabt, plus D. Schünemann 1979. Ausserdem hat eine Mitarbeiterin des LDA in dem heutigen Telefonat gegen Webgewicht und für Geröllkeule gesprochen. Morgen wird das Objekt dem Experten für Steingeräte Neo/Meso gezeigt. Bin gespannt und halte euch auf dem Laufenden.
@Kurti: Ja, genau. Vermutlich hat man erst von jeder Seite eine Mulde, bzw. einen Trichter reingewemmst, diesen dann glattgedengelt und dann durchs verbliebene Zentrum gedroemelt. Das ließe darauf schließen, dass Picken vermutlich etwas schneller ging als mit Holunder, Hasel o.ä. zu bohren. Der Trichter diente am Geröll aber auch als notwendiger Ansatz und Führung für den Bohrer, was wiederum darauf schließen lässt, dass vermutlich freihändig gebohrt wurde. Beim Bohren kommt es dabei ja außerdem auch immer darauf an, welches Abrasiv man regional zur Verfügung hatte. Über die Zuordnung Abrasiv zu Geröll, zu Keule und Lochungsart und etwaige vermutbare “Fernhandelswege” für Sande (“seltene Erden”) UND Geröll ließen sich ja sicherlich ganze Bände füllen und diese Fragen werden wohl noch ganze Generationen von Forschern beschäftigen.
Ich weiß jedenfalls nur eins: Ich wäre bereits froh, wenn ich ein so’n Teil fertig gefuddelt hätte. Darum arbeite ich lieber mit unmodifiziertem Naturmaterial ohne Stielung. Da kann man nämlich direkt loskloppern. Ich möchte auch nicht wissen, wie viele Montagsautos dabei waren…
Grüße, Steinkloppensissifuß
P.S.: Auch bei der Stielung dürfte sonne vorherige beidseitige Trichterung von Sinn gewesen sein, weil sich ein Stiel beim Einstielen auch gerne einzwickelt.
Sehr informativ, danke dafür. Musste allerdings bei einigen Verben googeln
eine eindeutige Geröllkeule, beidseitig gepickt, da wurde nichts gebohrt!!! Im Querschnitt der Lochung sicher Sanduhrförmig, auch das dafür verwendete Gestein ist typisch dafür und wurde wenn ich mich recht erinnere zu 70% verwendet . Möglicherweise handelt es sich um eine mesolithische Geröllkeule, aber mal schauen. Der Fachman auf diesem Gebiet ist Biermann aus Köln, hat einiges zum Thema publiziert. Zum Thema findet man von Biermann einige Publikationen auf Academia. edu online.
Mir liegt z.B. ein halber Keulenkopf vor, kurz vor der Fertigstellung gebrochen, zur vollständigen Durchpickung fehlten nur noch knapp 4mm. “Etwaige Feinarbeiten” erfolgten in der Regel wohl erst nach Fertigstellung. Bei diesem Fundstück sieht man das die Pickung alleine schon eine erstaunlich glatte Oberfläche hinterlies. Dies ist wohl zum Teil auch dem bevorzugten und besonders geeigneten, häufig verwendeten Sand-Quarzgestein geschuldet. Das Picken ist eine ziemliche Geduldsarbeit mit hohem Bruchrisiko, tausende kurze feine Schläge liesen keine groben Absplitterungen und Abplatzungen zu das lässt die Oberfläche alleine schon ziemlich glatt erscheinen. Was erzähle ich, probiere es einfach mal aus und Du wirst sehen. Also ich persönlich gehe davon aus das auschliesslich das Picken für den Ist-Zustand der feinen Lochoberfläche ausreichend ist.
Für mich wirft sich dei der sanduhrförmigen Durchlochung eine ganz andere Frage auf und zwar die Art der Schäftung. Steinmetz schnitt das Thema ja schon an mit “Haselnusszweig einwachsen lassen”.
Ich hatte oben Biermann übrigens schon verlinkt.
Biermann schreibt ZITAT: Dabei dominieren nach Anzahl der Exemplare die Geröllkeulen (58 %), gefolgt von den Scheibenkeulen. Auffällig ist das Fehlen der Technik der sanduhrförmigen Durchpickung („c“) und die gleichzeitige Häufigkeit der doppelkonischen Durchbohrung („b“). Bei der Durchlochungstechnik dominiert mit Dreivierteln (75 %) die einfachkonische Durchbohrung („a1“). Wie im Mesolithikum ist die doppelkonische Durchbohrung („b“) jedoch immer noch die zweithäufigste Technik (18 %) und wurde vor allem bei Geröllkeulen verwendet. Die ge-rade Durchbohrung („a2“) gewinnt gegen Ende der LBK an Bedeutung und erreicht immerhin einen Anteil von 5 %. Die sanduhrförmige Durchpickung („c“), im mesolithischen Zusammenhang die wichtigste Durchlochungstechnik, ist hier hingegen nur noch sehr selten zur Anwendung gekommen (1 %).ENDE
Seltsam ist allerdings, dass man nach dem “sanduhrförmigen Durchpicken” von zwei Seiten weiter “sanduhrförmig”bohrte, obwohl man doch auch hätte dorchbohren können und zwar gerade wie leicht konisch. Der Sitz eines Schaftes ist in einer solchen Bohrung sicher besser !?
Offensichtlich hatte man bei den gepickten, sanduhrförmigen Löchern eine besondere Befestigung entwickelt und um diese weiter zu praktizieren bohrte man später von zwei Seiten weiter “sanduhrförmig”die Löcher.
Dazu hat M.Pfeifer ( auch bereits oben verlinkt) interessante Versuche gemacht. ZITAT: http://www.steinharteknochenarbeit.de/kugelkeule.65.html Die sanduhrförmigen Durchlochungen vieler Geröllkeulen sind sicher bekannt. Die Löcher können mit einer Vollbohrung von beiden Seiten oder mit der Picktechnik geschaffen werden… …Wie kann ein sanduhrförmiges Loch nun fest und ohne Bindung mit dem Holzschaft verbunden werden? …Den Stein habe ich am dünnen Ende aufgesteckt ohne die ausgetrocknete Rinde zu entfernen. (die Rinde dient als Puffer) Die restliche Rinde vom Stab habe ich entfernt. ….In dem mittigen Markkanal von dem Haselstab habe ich einen kleinen 25 mm langen Eschenkeil eingeschlagen…Die Fixierung ist gelungen und sitzt fest und stramm, da wackelt nichts. ENDE