beim Neubau des Rathauses meiner Heimatgemeinde stieß ich während des Aushubs auf diesen Schachtbrunnen. Als Heimatpfleger am Ort bin ich nun natürlich an Informationen bzw. Parallelen sehr interessiert.
Zunächst noch ein paar Fakten: 6,20 mtr tief, Durchmesser ca. 1,35 mtr, lose verlegte Bruchsteine, Brunnensohle nicht genau erkennbar
Abriss erfolgt leider noch diese Woche, so möchte ich wenigstes noch dokumentieren
Kann evtl. jemand Aussagen zu diesem Brunnen machen, freilich ist die Datierung wieder mal die Frage der Fragen
Solche Brunnen aus unvermörteltem Bruchstein wurden im Mittelalter, aber auch noch bis in die Neuzeit gebaut. Eine Datierung ist deshalb schwierig. Man müßte schon ein datierbares Artefakt im Brunnen finden. Gibt es in der Gemeinde denn keine Chronik aus der hervorgeht, was dort vorher für ein Gebäude stand ?
für Eure Mithilfe, vor allem Kurti ! Die Brunnensohle ist noch nicht untersucht, so hoffe ich noch auf aufschlussreiche Beifunde.
Ins Gebäude integrieren - so mit beleuchtetem, gereinigtem Schacht und Glasscheibe - hab ich auch vorgeschlagen, aber da gibt’s keine Bereitschaft nochmal umzuplanen bzw. das zu finanzieren.
Ist denn das Landesamt für Denkmalpflege informiert? Was sagen denn die zu einem Abriß?
Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass eine Gemeinde, bei der man auch Funde melden kann, das vorher geklärt hat !? Insbesondere, wenn sich ein Heimatpfleger darum kümmert.
Das ist in diesem Fall auch meine Befürchtung, wenn die Gemeinde gar so dahinter ist. Ich würde in so einem Fall als Heimatpfleger keinen Tag verlieren, um das zu melden, so noch nicht geschehen. Kenne ähnliche Fälle aus meiner näheren Heimat auch, wo - Hoppala - einfach Tatsachen geschaffen wurden.
Eure Beiträge spiegeln genau meine Gemütslage wieder, denn ich bin wirklich hin- und hergerissen. Ich habe es noch nicht dem Landesamt gemeldet, zu dem ich unterjährig regelmäßig und recht häufig mit Fundmeldungen Kontakt halte. Ich habe dem zuständigen Herrn von der Gemeinde schon gesagt, dass dieser Brunnen meldepflichtig sei. Insofern würde ich das schon gerne sehen, wenn man dort konsequent denkmalrechtliche Vorgaben beachtet. Der Bau hat sich aber aus anderen Gründen schon sehr verzögert, ein Erhalt des Brunnens mit neuer Planung wird nicht in Betracht gezogen. Zeitlich wie finanziell nicht. Man lässt mich immerhin nun walten mit meinen “Untersuchungen” die ich noch abschließen muss. Die Brunnensohle ist noch nicht erreicht, witterungsbedingt verzögert sich das aktuell noch. Ich werde also dabei sein, wenn der Abtrag des Brunnens erfolgt und dann unten angekommen schaun, ob es Funde irgendeiner Art gibt, die man datieren könnte. Desweiteren prüfe ich vor allem das Fundament, auf dem die erste Reihe Bruchsteine liegt. Wenn Holz, dann nehme ich es mit und lass es dendrochronologisch auswerten, wenn ich die Fachleute von der Notwendigkeit der Untersuchung überzeugen kann. Ich habe einige Fotos gemacht, die ich dann mit Fundmeldung und Einmessungsdaten abschließend , also wenn alles vorbei ist, ans Landesamt senden werde. So also mein Plan. Und da Ihr hier freundlicherweise so interessiert seid, werde ich Euch auch noch einen Abschlußbericht geben. Kurtis Einschätzung teile ich übrigens 1:1, schade aber wahr !
[…] Ich habe es noch nicht dem Landesamt gemeldet… […] Ich habe einige Fotos gemacht, die ich dann mit Fundmeldung und Einmessungsdaten abschließend , also wenn alles vorbei ist, ans Landesamt senden werde.
es muss doch eine offizielle Meldung ans Landesamt eingehen bevor alles vorbei ist. Da muss doch eine begleitende Aufsicht und im besten Falle eine Grabungsfirma mitwirken.
Ich habe ja keine Ahnung, wie es bei Dir abläuft aber wenn ich als Ehrenamtlicher solchen “Abriss” begleiten, Funde bergen und dokumentieren würde, ohne irgendwie im Vorfeld das Amt zu informieren, wäre ein extrem kräftiger Anschiss wohl noch das Harmloseste, was mich erwarten würde.
Meinen Ehrenamtlichen-Ausweis würden die wohl gleich einbehalten.
Gesetzlicher Auftrag der Denkmalpflege ist es, Bodendenkmäler zu erhalten und vor Zerstörung zu bewahren. Solange die Bodendenkmäler in ihren originalen Fundzusammenhang eingebettet bleiben, sind sie einzigartige Zeugnisse der Vergangenheit. Sie sind unser archäologisches Erbe im Boden. Wo Bauvorhaben und Planungsziele auf Bodendenkmäler treffen, können Interessenskonflikte entstehen. Hier beginnt die Arbeit der Praktischen Bodendenkmalpflege.
Ein Denkmalpfleger muss es aushalten als böser Bube da zustehen. Wenn später das Rathaus mit integriertem Innenhof nebst historischem Brunnen eine Augeweide ist, freuen sich die Bürger - blöd - wenn dann der gezwungene Bürgermeister sich damit brüstet.
Sehe das absolut genauso wie Sixpack und StoneMan. Das muss man aushalten und auch eine Gemeinde sollte sich froh und glücklich schätzen, wenn es Leute gibt, die sich um derlei Dinge kümmern. Und um nur eine Alibifunktion zu haben, damit der Bürgermeister sich mit einem Heimatpfleger brüsten kann, dafür sollte man sich zu schade sein. Was einmal weg ist, ist unwiederbringlich verloren, da hilft auch die best gemeinte Dokumentation nichts.
am Tag des Auffindens des Brunnens wurden die offiziellen Anlaufstellen entsprechend , also schriftlich mit Fotos etc. , informiert. Es gibt auch LRA, Kreisheimatpfleger, Bürgermeister und weitere, die als Ansprechpartner fungieren.