Mal was anderes als Stein... "Steinzeug"

Moin,

eigentlich gar nicht mein Suchspektrum, zumal ich auch nicht auf Suche war, sondern mit dem Hund spazieren ging.

Dieser einfache neuzeitliche Wirtel lag mitten im Wald.

Der letzte Sturm erforderte, dass schweres Gerät abseits von Wegen in den Wald fuhr. Neben einer tiefen Radspur lag der Wirtel obenauf.

Spinnwirtel aus dem Rumbachtal, Mülheim an der Ruhr

Typ KUG, Kugelförmig, Abplattung unten etwas mehr.

Außendurchmesser: 30 mm
Höhe: 22 mm
Bohrung, konisch: 8,5/10,0 mm Ø
Gewicht: 22,4 g

Dieser kugelige Wirtel ist aus grauem Steinzeug (Raeren). Außen, zwei Millimeter unterhalb des größten Durchmessers, ist eine schlichte Verzierung in Form einer halbrunden Rille von nur einem Millimeter Breite/Tiefe.

Die Salzglasur ist auf dem oberen Teil des Wirtels (kleines Loch) aufgrund starker Abrasion kaum noch vorhanden. Am unteren Teil dagegen ist die Glasur noch deutlich zu sehen. In dem konischen Loch ist die Glasur am besten erhalten. Aber auch in dem Loch kann man Gebrauchsspuren sehen; das anliegende Holzstäbchen hat die Glasur abgerieben, sodass matte Kontaktzonen entstanden.

Die konische Bohrung gewährleistet einen guten Kontakt am Holz und somit eine große Haltekraft.

Gruß

Jürgen

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Der Fund wurde ans LVR, Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, gemeldet.
Datierung des Spinnwirtels: 16. - 17. Jahrhundert.
Die Archivierung und Kartierung erfolgte mit dem Vermerk, “Verbleib: Fremdeigentum, Name des Finders”.

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Sehr interessant! Dankeschön für den Beitrag.

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Der ist aber wirklich hübsch. Aus Steinzeug habe ich die auch noch nie gesehen !

 

LG und frohe Ostern

Annett

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Diese Spinnwirtel gab es auch schon in der Steinzeit. Hier ein noch undatierter, noch nicht abgegebener (aber schon vorgezeigter) Spinnwirtel aus vorgeschichtlicher Keramik aus dem Süden Sachsen-Anhalts.

 

Viele Grüße

Sven

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 … den (von SvenHorn) hätte ich jetzt eisenzeitlich bis RKZ datiert ?!

LG

Moin,

@ Maggie und Annett, Danke, über den unverhofften Fund hatte ich mich auch sehr gefreut. :slight_smile:

@ Sven. Danke auch Dir für Deine (zeitliche) Erweiterung. Schöner Fundbeleg.

Wenn Du es nicht bereits hast, oder etwas besserers besitzt, hier ist ein PDF für die Bestimmung von Spinnwirteln, nicht umfassend, aber interessant.

Und hier noch ein Link zu einem Spinnwirtel aus Raerener Steinzeug.

Gruß

Jürgen

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Hallo zusammen,

ich bin bei meinen Recherchen über diesen Spinnwirtel-Beitrag gestoßen. Ich habe heute bei einer Begehung meines Hausackers im Oberbergischen die Hälfte eines fast gleichen Wirtels gefunden. Vielleicht kann mir jemand bei der Datierung helfen. Der Wirtel ist ca. 32 mm im Durchmesser und ca. 20 mm dick. Die Bohrung hat ca. 9 mm. Leider kann man nicht mehr erkennen, wo das konische Ende ist. Als Werkstoff müsste Keramik verwendet worden sein. Innen ist jedenfalls noch etwas Schwarzes vorhanden. 

Im Kontext zum Wirtel wurden bearbeitete Feuersteine und Kieselschiefer angesprochen; auch habe ich Keramik aus dem Hochmittelalter bis in die Neuzeit aufsammeln können.

Vielleicht hat ja jemand einen Tipp.

Vielen Dank und Grüße,
Thorsten 

Moin,

sorry Thorsten, den Beitrag hatte ich derzeit übersehen.

Schöner Fundbeleg. Was sagt das LDA denn?

Gruß

Jürgen

Moin Jürgen,

ist das oben erwähnte PDF zum bestimmen von Wirteln noch irgendwo verfügbar?

Gruß Shard

Moin Shard,

hier kannst Du es Dir downloaden > Klick <

Gruß

Jürgen

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Moin Jürgen,

leider liegt dem LVR Overath der Spinnwirtel noch nicht vor, da wir immer für 1oder 2 Jahre entsprechend den Nummern den kompletten Satz an Funden abgeben. Und dann wird es auch noch ein Weilchen dauern, bis die Ansprache verifiziert wird, da dort viel zu tun ist. Die Anzahl der Sondengänger ist seit Corona exorbitant gestiegen, so dass dadurch ein kleiner Stau in der Bearbeitung vorliegt.
Ich habe auch noch mind. 200 Feuersteine unterschiedlichster Art vorliegen, die dann auch auf eine Ansprache oder Berichtigung warten.

Viele Grüße,

Thorsten