Hallo Kurti,
Du hast auf Sägespuren an den Basaltblöcken der Cheops Pyramide hingewiesen.Im von Dir angegebenen Link http://www.gernot-geise.de/aegypten/dateien/cheops4.html sind hervorragende Bilder und Details zu sehen.
Bild 1 (Q: Gernot Geise Die Cheopspyramide: Die Überreste des Totentempels)
Dieses Bild für sich alleine gesehen, könnte tatsächlich den Eindruck eines Sägeversuchs erwecken. Die Anordnung und Ausführung der Schnitte würde keinen Sinn ergeben. Ob es so ist, erfahren wir weiter unten.
Bild 2 (Q: G. Geise)
Meiner Ansicht nach könnten das Sägeflächen von einer Seilsäge (Drahtseilsäge) sein, und ich will versuchen, einige Details dazu zu beschreiben.
Seilsägen mit verdrilltem Stahlseil wurden seit dem Beginn des 20. Jh. eingesetzt. Bis in die siebziger Jahre wurde mit Stahlsand, danach mit Siliziumcarbid gesägt, und seit 20 Jahren mit diamantbesetzten Stahlseilen.
Markante Schnittspuren sind zu erwarten, wenn das aufeinander abgestimmte System nicht richtig arbeitet. Ursachen hierfür sind z.B. :
Zuviel oder zuwenig Absenkung, - Spannung des Seils, - Zuführung von Wasser oder Schleifgut, besonders beim Ein- oder Austritt des Seils am Block.
Das Seil wird mit Führungsrollen nach unten gedrückt, was bewirkt, dass der Ein- und der Austritt des Seils immer vorauseilt, dazwischen verläuft der Schnitt bogenförmig.
Das Bild 2 sollte man von der HP aus öffnen, es lässt sich dort auch vergrößern.
Wir sehen rechts oben zwei kleinere und einen größeren Versatz nach unten, was Anzeichen von zu hoher Absenkung sind, das Seil verläuft. Die Absenkung muss abgestellt werden, bis sich der überhöhte Bogenschnitt in der Blockmitte verringert und der Schnittdruck normalisiert. Währenddessen, schleift sich das Seil in die zuvor von der Führungsrolle vorgegebene Position zurück. Das Ergebnis sind solche Versätze. Der Bogenförmige Schnittverlauf im Bild ist nicht zu leugnen.
Sind mehrere kleine Blöcke aufgebänkt und mit Gips vermauert, bilden sich die Spuren nur an den Enden des ersten und am letzten Block.
Erst wenn sich das Seil bei unterschiedlichen Blockhöhen eine Führungsnut erarbeitet hat, der Kapo nicht schläft und ständig aufpasst, kann ein vernünftiger Schnitt erfolgen.
Ein massives Sägeblatt kann ausgeschlossen werden, da ein weiteres Nachsetzen bei solch seitlichen Vorsprüngen nicht möglich wäre. Es würde sich verklemmen, bzw. es hätte sich spätestens nach dem ersten Schrägschnitt verklemmt, bzw. es hätte sich ja freischneiden müssen.
Die einzeln wiederholt auffallenden Rillen entstehen an der Stelle der Schleifmittelzuführung, weil hier ein Überschuss vorliegt, bzw. die Mischung zu hoch dosiert, oder noch unzureichend eingestellt wurde.
Die weiter gezeigten Bilder mit gleichmäßigen Rillen sind typisch für Seilsägen mit Schleifmittelzufuhr.
Auffallend, bei einem der Bilder, ist eine stark rötliche Verfärbung einer Schnittfläche. Wird der eisenhaltige Sägeschlamm – bei Verwendung von Stahlsand– nicht gründlich abgespült, entstehen Eisenoxidverfärbungen, wie sie hier deutlich angezeigt sind.
Restaurierter Basaltbelag
Im letzten Jahrhundert wurden immer wieder Aufräum- und Ergänzungsarbeiten ausgeführt. Es wurden größere Lücken mit den vorher herumliegenden Quadern (teilweise sehr dilettantisch und schön weiß verfugt) geschlossen wurden. Der Basalt lässt sich mit Stahlwerkzeugen nur sehr mühselig Zurichten. Um Blöcke anzupassen, bzw. einseitige Ausbauchungen abzunehmen, war es von Vorteil, einen Anschnitt vorzunehmen um diesen dann Abzukeilen (wie Du es bereits erwähnt hast). Solche Sägespuren sind äußerst selten und vor allem an den jetzt sichtbaren äußersten Steinen zu sehen.
Meiner Meinung nach sind sie ein neuzeitliches Produkt, weil die übliche altägyptische handwerkliche Bearbeitung vorherrscht, und weil sich die Sägespuren, wie beschrieben, zuordnen lassen.
Schöne Grüße,
Vince