Burg oder nicht Burg, das ist hier die Frage

In Plauen im Vogtland wurde vor ein paar Jahren der Dobenaufels freigelegt, auf dem einst eine Burg gestanden haben soll, vorrüber sich die Experten immernoch streiten. Die Meinungen gehen deshalb soweit auseinander, weil es keinerlei Schriften oder Urkunden gibt,in der die Burg Dobenau genannt wird und weil einige Historiker der Meinung sind, dass der Felsen viel zu klein sei (35 Meter lang,21 Meter breit), eine Burg darauf zu bauen. Nun ist mir aber in den Sinn gekommen, dass es sich bei der Dobenauburg eventuell um eine Turmburg handeln könnte, denn ich habe gedacht, wenn man nicht in die Breite bauen kann, dann baut vielleicht eher in die Höhe.  Nun wird auch vermutet, dass die Dobenau eine sogenannte Geleitsburg war, die deutsche Feudale ,die im kaiserlichen Auftrag in das von Slawen besiedelte Gebiet zwischen Saale und Elbe vordrangen, errichtet hatten. Und andererseits soll dort in dieser Burg vorrübergehend der Sitz der Familie Everstein gewesen sein.  Nun stellt sich mir die Frage, ist es möglich, dass es sich, wenn sie denn existierte, die Dobenau eine Turmburg gewesen sein könnte (es wurde die Wende vom 11./12. Jahrhundert als angebliche Erbauungszeit der Burg angegeben). Und welche Burgentypen waren zu dieser Zeit zwischen Saale und Elbe überhaupt üblich?

35x21m reichen absolut, um eine Burg zu errichten! Als Beispiel schau dir mal Burg Kaub/ Gutenfels an, da ist die Hauptburg auch nicht größer…es gibt auch auch eine Reihe von anderen Beispielen. Eine Burg muss nicht immer gleich riesig sein… Mich wundert ein bisschen die Datierung 11/12. Jh, wenn man keine Schriftquellen und auch keine archäologischen Belege für die Burg hat? Worauf fußt überhaupt die Annahme, dass es da eine Burg gab? Turmburgen/Wohntürme sind durchaus nicht selten und erreichen sehr große Ausmaße von zum Teil 22x22m, von daher kann das natürlich sein… aber ohne weitere Infos ist das dann schwer zu sagen.

Dass die Burg aus dem 11./12. Jahrhundert stammt, haben Archäologen herausgefunden, die 1939/1940 dort gegraben haben und die Reste einer kleinen, sehr festen Wehranlage aus dem Mittelalter freigelegt haben.Das wiederrum ist mal schriftlich belegt. Die Reste einer Burgmauer sind auch heute noch sichtbar. Auch die einer vermeintlichen Zugbrücke, die die Vorburg von der Hauptburg getrennt haben soll.  Leider konnten die Archäologen die Grabung nicht bis zu Ende durchführen,denn ihnen kam der Zweite Weltkrieg dazwischen. Fakt ist,dass sie bei ihren Grabungen keinerlei Mauerbastionen oder Wachttürme gefunden haben, aber sie hatten auch nicht genug Zeit sich ausführlich mit dem Felsen zu beschäftigen und seither wurden auf dem Fels keine weiteren Grabungen durchgeführt.

Gut, nun darf man die Erkenntnisse der 40er nicht unbedingt kritiklos übernehmen… wir sind ja heute schon etwas erkenntnisreicher. Also wir haben Reste einer Wehrmauer, die heute noch sichtbar sind und DAZU gibts schriftquellen? Was steht denn da genau drin? Was sagen denn die Historiker, war es, wenn diese Wehrmauer keine Burg darstellt? Erkenntnisse zur Vorburg, durch Prospektionen oder so? Wenn die Grabung nicht zu Ende geführt wurde, kann der “Turm” da ja auch noch irgendwo stecken. Was du für Mauerbastionen erwartest ist mir nicht ganz klar… Ich erwarte bei der Größe in der Hauptburg einen Bergfried, Palas, Ringmauer, vllt noch Wirtschaftsbauten. Oder eben einen Wohnturm, der natürlich entweder in Holz oder Stein gebaut worden sein kann…

An für sich erwarte ich persönlich auch eher einen Ringwall. Das mit den Mauerbastionen stand in einen der Artikel über die Dobenau. Ein Wirtschaftshof soll neben der Vorburg gestanden haben und von seinen späteren Besitzern als Dobenaugut weitergeführt worden sein. Das Gut stand bis zur fast vollständigen Zerstörung Plauens durch Bombardements 1945,dann wurde es zerstört. Auch das ist belegt. Es gibt sogar noch Fotos. Und die Idee, der Großteil der Burg (Palisaden, Wohnturm etc.) könnten aus Holz bestanden haben, kam mir auch schon in den Sinn. Was leider genau über die Wehrmauer geschrieben wurde, weiß ich nicht. Ich kann nur aus Büchern, dem Historikus Vogtland (Geschichtliches Magazin über das Vogtland) und Zeitungsartikeln entnehmen,dass die Archäologen die Wehrmauer untersucht hätten und dabei herausgefunden hätten, dass es sich um eine Wehranlage aus der Zeit zwischen der Jahrhundertwende 11./12. Jahrhundert handeln soll.Das ist leider das Traurige, ich komme da leider nicht weiter. Zwischen 1470 und 1533 stand (und das ist urkundlich belegt) eine Kapelle auf dem Felsen, die des Heiligen Wolfgang (Schutzpatron der Bergleute) die aber nach der Reformation in Brand gesteckt und nicht wieder aufgebaut wurde. Die Reste kann man heute ebenfalls noch gut sehen. Diese Kapelle soll auf den Resten der alten Burg erbaut worden sein, die um 1400 aufgegeben wurde, da es zu dieser Zeit innerhalb Plauens schon zwei neue,größere Burgen gab. Das die Burg um 1400 aufgegeben sein soll,wollen die Archäologen in den vierziger Jahren anhand von Keramikfunden herausgefunden haben, die sie ausgegraben haben.

@FreydisNeheleniaRainersdottir

Ich würde einfach mal abwarten was der Burgknappenverein freilegt, denn dann läßt sich eher etwas über die Bauart der Burg sagen. Wen es interessiert, hier ein Artikel über die “Burgruine Dobenau”: Plauener Bergknappenverein Bild Gruß Kurti

Danke Kurti. Mit dem Artikel habe ich mich erst heute wieder beschäftigt und das Relevanteste für mich herausgeschrieben.Auch beobachte ich schon längere Zeit, welche Fortschritte der Bergknappenverein auf dem Felsen macht.Bin mal gespannt, wie es weitergeht und vorallem wann,denn jetzt werden ja ersteinmal die Kellergewölbe unter dem Hradschin aufgeräumt.Damit wird wieder ein Stück Plauener Geschichte den Bürgern zugänglich gemacht.Ebenso wichtig,wie die Erkundung des Dobenaufelsens.

Guten Abend, hast Du mal die Ortsakten des Landesamtes für Archäologie bezüglich des Dobernaufelsen eingesehen? Diese vermitteln einen überblick über die bisher bekannten Funde und ggf. Interpretationen. Die MA des Landesamtes sind sehr hilfsbereit, so dass man anhand des Mail/Telefonkontaktes einschätzen kann ob es sich lohnt nach Dresden zu fahren.  Beste Grüße!

Vielen Dank für den Tipp, Tarkan. Das wäre mal eine Idee.