Keramikscherben und Schlacke gefunden. Wüstung?

Hallo an alle Leser, ich habe vor kurzem auf einer Wiese einige Scherben und ich glaube Schlacke gefunden. Meine Großtante erzählte mir das sie als Kind beim Hüten der Kühe auf dieser Wiese, die teilweise uns gehört, verzierte Steine oder so etwas gefunden hatte. Daraufhin habe ich dort den Boden abgesucht und die Scherben und Schlacke gefunden. Die Wiese liegt am Waldrand etwa 600m oberhalb von Wölferbütt, das liegt in der thüringischen Rhön im Wartburgkreis. Es gibt bei uns so etwas wie eine Sage oder Legende, dass Steinfeld, das ist der frühere Name von Wölferbütt, früher weiter oben am Berg gelegen hätte, aber keine Beweise dafür. Ich dachte nun das die früheren Häuser vielleicht in dieser Gegend standen. Dort gibt es auch 3 starke Quellen, die heute gefasst sind, und oberhalb im Wald sind Ackerterrassen, die aber auch älter sein könnten. Steinfeld wurde 786 das erste mal erwähnt. Der Name Wölferbütt taucht im 16. Jahrhundert auf und ab dann werden beide Namen genannt. In den Erbzinsregistern und Kirchenbüchern steht meistens Wölferbütt oder Steinfeld auch Steinfeld itzo Wölferbütt. Vielleicht wurde der Ort nach und nach weiter nach unten verlegt und deswegen auch der Name geändert. Im ältesten Erbzins- register von 1577 sind die Häuser aber schon so wie heute. Nach dem 30jährigen Krieg verschwindet der Name Steinfeld dann völlig. Meine Frage ist nun wie alt die Scherben in etwa sein könnten und sind die anderen Teile auf Bild 5 Schlacke? Wenn die Scherben wirklich alt sind wo müsste ich sie dann melden? Wie könnte man eine Wüstung noch erkennen? Ich hoffe es kann mir jemand helfen und das man auf den Bildern genug erkennen kann. Schon mal vielen Dank für alle Antworten. Viele Grüße, Michael.

Moin Michel, sieht ja gut aus was Du da machst. Gleich mit Archivarbeit etc. Die Keramik paß da ins Bild. ist zwar nicht immer leicht am Bild festzumachen, aber ich würde sagen die Streuung liegt zwischen 14. und 17/18. Jahrhundert. Eine Wüstung ist ohne techn. Hilfsmittel obertägig schwer festzumachen. Entweder so wie Du es jetzt begonnen hast, in dem die Fläche planmäßig begangen und die Funde flächenmäßig kartiert, so daß eine räumliche Ausdehnung der Fundstreuung dargestellt werden kann. Andererseits sollten im Bereich einer Wüstung auch Bauteile, wie Hüttenlehm, behauene Steine, Reste von Kalkmörtel und vielleicht auch Dachziegelreste (Mönch/Nonne, handgestrichener Biberschwanz) zu finden sein. Im günstigsten Falle sieht man im Gras oder im Feldbewuchs Unterschiede im Wachstum der Pflanzen. Sprich, sollten noch Mauerreste knapp untehalb der Oberfläche liegen, wachsen die Pflanzen darüber schlechter als bei ungestörtem Humnusuntergrund. Andererseits bekommen Pflanzen, die über Kellern, Gruben, oder Pfostenlöchern wachsen, durch die tiefere Einbringung hunosen Bodens mehr Nährstoffe, die Speicherfähigkeit für Wasser im Boden wird dadurch auch erhöht. Also können sich hier bessere Wuchsbedingungen zeigen. Anfragen oder Meldungen gehen am besten an Landesamt in Weimar. Hier mal der Kontakt zum zuständigen Gebietsreferenten. Referat Süd Landkreise Hildburghausen, Sonneberg, Schmalkalden-Meiningen und Stadt Suhl Referent: Herr Dr. Mathias Seidel Telefon: 036948 / 82 859 SeidelM (ät) tlda.thueringen.de hier noch der allgemeine Kontakt zum Amt: Sachbearbeiterin Frau Mareike Piasny Telefon: 03643 / 818 340 Fax: 03643 / 818 391 Bodendenkmalpflege (ät) tlda.thueringen.de Denn mal viel Spaß beim Forschen Gruß Irminfried

Hallo Irminfried, danke für die schnelle Antwort. :slight_smile: Ich war gestern noch mal auf der Wiese und habe so etwas wie kleine Tonstücke gefunden, die sehr unregelmäßig geformt und relativ weich sind. Einige davon sind dunkler, härter und auf einer Seite wie glasiert (Bild 2 u. 3). Es liegen davon sehr viele über die ganze Wiese verstreut, vor allem auf den vielen Maulwurfshügeln. Könnte das vielleicht Hüttenlehm sein? Außerhalb des Bereichs auf Bild 4, der von Wegen und Lesesteinriegeln begrenzt ist, habe ich nichts gefunden. Hier ist ein Link zu der Wiese auf Google-Maps: Ich werde noch mal die Amts- und Kirchenrechnungen usw. aus dem 16. u. 17. Jahrhundert durchsehen. Man müsste doch irgend etwas näheres darüber finden, wenn der Ort erst im 17. Jahrhundert verlegt bzw. aufgegeben wurde. Gruß Michel.

Lieber Michel, was du da gefunden hast sieht für mich nach einem Eisenverhüttungsplatz aus. Die von dir bereits als Schlacke erkannten Stücke sehen sehr nach Fließschlacke aus einem Rennofenprozess, also Eisenverhüttung aus. Und die weichen Tonteile, die einseitig härter sind und teilweise verglast zu sein scheinen, könnten von der Wandung eines Rennofens stammen. Auch die genannten Quellen, die heute gefasst sind, sprechen meiner Meinung nach dafür, dass es ein Verhüttungsplatz sein könnte. Viel Spaß, Ranchid55

ist oft schwer zu sagen wie aufgefundene Scherben auf die Flächen gekommen sind . natürlich wäre es gut möglich ,das die von dir gefundenen mit der gesuchten Wüstung in Zusammenhang stehen ,aber ebenso gut denkbar wäre es ,das sie im Rahmen der Ackerdüngung/Müllentsorgung aufs Feld kamen - Topf geht zu Bruch ,kommt mit Kehricht auf den Misthaufen und anschließend aufs Feld . die Ältesten sind die auf dem allerersten Bild - mittelalterliche Grauware .

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Hallo, das sehe ich auch so. Das Fundgut ist inhomogen. Es ist Neuzeit und evtl. SpätMA vertreten. Die Glasur tritt in Deinem Fundgebiet grob ab dem frühen 16. Jhd. auf (es gibt wenige Belege für glasierten Import auf Burgen). Die ersten Bleiglasuren waren grün, Deine sind hell (und eine dunkle auf roter Irdenware). Die kannst Du im 18 Jhd. ansetzen. Ich würde bei der Fundstelle auch mal auf sekundäre Verbringung tippen. Der Platz sieht trotzdem recht interessant aus. Die Ansprache als “mittelalterliche Grauware” teile ich aber nicht. Man müsste den Scherben in der Hand halten. In Westthüringen gibt es graue Ware auch noch in der frühen Neuzeit. Die Randformen würde ich auch mal ins 16. Jhd. stellen. @michel Lass uns doch mal wissen, was die zuständige Landesarchäologie dazu sagt. Übrigens ist das Referat Mitte und nicht Süd zuständig. Grüßlis wak

Ach so, die Wandungsscherbe auf Bild 1 hat umlaufende Gurtfurchen und die sind im späten 15./16. ganz häufig. Also liegt Dein Fundplatz zeitlich wohl außerhalb der spätMA-Wüstungperiode. :detective:

Hallo Michel, Dein Beitrag ist zwar schon etwas älter, habe ihn aber jetzt erst gelesen. Zum Thema Wüstung kann ich nicht viel sagen, aber die Keramik kommt mir verdammt bekannt vor, ähnliche Scherben finde ich hier in Großalmerode überall. Besonders die mittlere Scherbe auf Bild 2 mit dem Rollstempeldekor stach mir ins Auge und siehe da, H. G. Stephan Großalmerode Ein Zentrum technischer Keramik, Steinzeug und Irdenware in Hessen S. 81 Abb. 8 passt. Aber auch die Grauware ist ganz ähnlich. Die dunkle Bleiglasur tauch hier schon Ende 12. Anfang 13. Jh. auf. Vielleicht findet sich eine Möglichkeit, Deine Scherben mir dem Material, was ich habe zu vergleichen. Kein Import auf Burgen in dieser Zeit stimmt nicht, Almeröder Keramik findet sich im Spessart, auf vielen Burgen in der Umgebung, nicht zuletzt ist in Göttingen im 14. Jh eine keramikersiedlung aufgegeben worden, weil die bessere Qualität aus Großalmerode kam. So weit ist es bis zu Dir von hier aus nicht. Diesen Gedanken würde ich sehr gern weiterverfolgen. Ein Kontakt wäre schön. Konni

S. 31 sorry

@Konni Bei den Funden aus Großalmerode handelt es sich aber um Töpfereifunde. Nicht um Lesefunde ohne Befundzusammenhang. Typische Fehlbrände liegen hier nicht vor. Auch ist es problematisch, in über 55 km Luftlinie Entfernung Analogien ausmachen zu wollen. Stephan führt in der von Dir in Spiel gebrachten Literatur auf Seite 22 als Beleg für frühe Glasur die Figur eines Rittes mit anhaftenden Glasurresten an, wohl aus dem 13. Jhd. Das ist sicher keine allgemein verbreitete Warenart und ebenso wie die Aquamanilie aus Hann. Münden (S. 23, Abb. 6) herrschaftliches Geschirr. Auf Wüstungen im Umfeld, damit meine ich die Gegend des Themenerstellers, ist so etwas nicht bekannt. Zur regionalen Keramikchronologie gibt es übrigens etwas Aktuelles, nämlich die Auswertung einer Grabung in einer Burg, 20 km vom Fundort entfernt. Weiter liegt Altliteratur aus den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderst vor. Ein Aufsatz davon beschreibt Keramikfunde von einem Amtssitz, welcher 10 km vom Fundort entfernt liegt. Da würde ich Vergleiche gelten lassen. Grüßlis

Hallo, ich weiß nicht, ob mein Anliegen rübergekommen ist. Ich würde die Scherben des Lesefundes gern mit meinen vergleichen, um festzustellen, ob es evtl. Keramik aus Großalmerode sein könnte. Konni

Hallo, ist schon angekommen. Ich habe halt nur geantwortet, dass man nicht Äpfel mit Birnen vergleichen kann. Nein, es sind keine Scherben aus Großalmerode dabei, das sehe ich auch vom Bild. Wo bitte findest Du Belege für regelhaft hergestellte glasierte Keramik aus Großalmerode aus dem 12. Jahrhundert? Übrigens ist es nicht ungewöhnlich, dass sich auf den Burgstellen um Großalmerode “Großalmeröder Keramik” findet. Die ist nämlich im MA überwiegend für den regionalen Markt produziert worden. Wo sind denn die Funde publiziert? Grüßlis

Ach übrigens ist Rollrädchenzier kein Alleinstellungsmerkmal. Die kommt überall mehr oder weniger oft vor. :)

Mir ist klar, dass Rollstempeldekor allgemein geläufig war, aber genau das gleiche Muster? Wo die Funde publiziert sind? Lügt Herr Dr. Stephan? Schon allein in vorgenanntem Werk sind einige Fundorte aufgeführt. Von einer größeren Produktion kann man aufgrund der Menge der hier gefundenen Fehlbrände ausgehen (habe ich mir sagen lassen). Konni

Warum denn so polemisch? Ich habe nicht behauptet, dass Stephan lügt, ich habe nach deiner Quelle zu einer deiner Aussagen gefragt. Nämlich wo die Funde GA-Keramik aus dem HochMa auf Burgen publiziert sind. In dem von dir im Vorposting zitierten Werk wohl nicht. Würde mich sehr interessieren, auch wenn schon mehrere zehtausend hochmittelalterliche Scherben aus Deiner Region durch meine zierlichen Hände gegangen sind.    Nochmal: Die Scherben hier gehören mit großer Wahrscheinlichkeit nicht zu einer Wüstung. Das Gelände kenne ich aus eigener Inaugenscheinahme. Sie sind, wie bereits mehrfach andere Poster festgestellt haben, wohl “Streuscherben”. Die Geländestrukturen im Luftbild sind neuzeitliche Acker- Wiesenbegrenzungen aus Lesesteinen. Die Schlacken gehören, wie auch bereits bemerkt, sicher zu in der Gegend betriebenen Erzabbau/Verhüttung. Es sind keine Töpfereifunde. Die Stücke sind neuzeitlich vermischt. Das verzierte Stück hat keine Ähnlichkeit zu dem bei Stephan abgebildetem Fragment. Unser Stück weist in der Verzierung “gegenständige Dreiecke” auf, die bei Stephan fehlen. Auch sind die Eindrucknegative bei Stephan eher dreieckig. Die hier hingegen tendieren zur rechteckigen Form. Fazit: Das Teil ist nie und nimmer mit dem gleichen Rollrad verziert worden. Seine Herkunft kannst du nur über naturwissenschaftliche Analysen herausfinden.

Hallo, ich wollte doch nur wissen, nicht klugscheissen. Wenn Du schon so viele Scherben aus Groa gesehen hast und so viel weißt, würde ich gerne mal mit Dir hier durch die Wälder strunzen. Für mich ist es jedenfalls nicht so einfach, an Infos zu kommen, und wenn jemand Scherben findet, die für mich sehr ähnlich sind, frag ich mal nach, egal ob Wüstung oder Streufund. Wie kann ein Wackenfan nur so kleinmütig sein. Konni