Chancen Klassische Archäologie

Egal wo ich mich im Internet umguck überall raten ehemalige Studenten von einem Studium der Klassischen Archäologie ab, aber wie schlecht stehen die Chancen jetzt wirklich? Ich für meinen Teil bin in der 9. Klasse eines Gymnasiums und frag mich ob ich dem Wunsch Archäologie zu studieren nachgehen soll. Als Fremdsprachen liegen mir Latein und Englisch sehr gut, während Spanisch mir überhaupt nicht gefällt. Altgriechisch bring ich mir mit Hilfe von Lehrbüchern und Arbeits- bzw. Grammmatikheften (Kairos von CC. Buechner nur zu empfehlen) selber bei (angefangen hab ich eigentlich nur weil ich fand, dass die Sprache so unheimlich cool aussah :) ). In antiker Geschichte würd ich mich auch als eher gut einstufen, ich kenn mich gut mit den Kriegen und dem alltäglichen leben (am besten liegt mir das datieren von amphoren und die architektur) der griechen aus. zu römischer geschichte kenne ich auch die eckdaten (z. B. alle römischen Kaiser auswendig, daten der eroberung/Kriege auswendig und 50% der pronvinzen kann ich benennen und zuordnen). mit büchern hab ich ebenfalls in die grundtechniken der archäologie reingeschnuppert.  Trotzdem denk ich dass meine Chance gegen 0 gehen wirklich später als archäologin zu arbeiten …

Hallo Ich finde du könntest es schaffen denn die Archäologie ist einfach das beste wenn du mich fragst. Ich bin selbst ein begeisterter Archäologie Fan und ich würde es dir raten es zu probieren. FESL

Archäologiefan zu sein oder Archäologe im Fach zu sein sind zwei verschiedene Dinge. Das eine kann man jederzeit, denn man muss nicht seine Brötchen damit verdienen und kann seinem Interesse folgen. das andere erfordert,dass man einen Job findet. und die sind eine echte Seltenheit. Archäologen habeen als Uniabsolventen nur geringe Probleme einen Job zu finden, allerdings FACHFREMD. Einen Job in der Archäologie zu finden ist schwer, denn es gibt nur äusserst wenige Arbeitgeber. Wenn ein Archäologe überhaupt mal ne feste Stelle im Fach gefunden hat kannst du davon ausgehen dass er die bis zum Ruhestand behält, denn er weiss dass ihm so eine einzweites mal in seinem Leben kaum angeboten werden wird. Viele Stellen werden nur noch mit Doktoren besetzt, denn bei der Masse an ArchStudenten, deren Anzahl in Deutschland die Arbeitsstllen bei weitem übertrifft, können sich die Arbeitgeber den Luxus erlauben eine Dissertation zu verlangen. Wenn du mich fragst es gibt so einige Stellen bei Grabungsfirmen in die man besser reinkommt. Aber du musst bedenken dass das ein Knochenjob ist der schnell auf die Gesundheit geht. Und Aufstiegschancen gibts da quasi nicht. also meine Meinung: was anderes studieren. Gruß Melchior

Hallo, zum einen hast du noch 3 Schuljahre vor dir, in denen noch viel Geschehen kann und sich deine Interessenslage noch ändern kann. Wenn du nach der Schule immer noch Archäologie studieren möchtest und es das ist, was du machen möchtest, dann solltest du es studieren. Natürlich sollte dir die Lage auf dem Arbeitsmarkt bewusst sein, aber man sollte, gerade zur Persönlichkeitsentwicklung, nicht immer den Weg des geringsten Widerstands gehen. :wink: Liebe Grüße

“…aber man sollte, gerade zur Persönlichkeitsentwicklung, nicht immer den Weg des geringsten Widerstands gehen.” Nett, sehr nett. Ich habe mich ja schon öfter zu dem Thema “Archäologie studieren - ja/nein?” geäußert und will dies um weitere Erfahrungen hier bereichern. Ein Studium der Archäologie will gut überlegt sein. Ich habe eines abgeschlossen und einen Job, aber auch nur befristet. Viele meiner Kommilitonen haben das Studium nicht geschafft, viele Mitpromovierende haben ihre Dissertationen nicht fertig gekriegt und von denen, die die beiden Hürden meisterten, sind einige schon lange arbeitslos. Die Archäologie ist ein hartes Brot,sowohl im Beruf als auch im Privatleben. Die vielen Reisen und Auslandsaufenthalte gehen zu Lasten der Partnerschaften, Familie und Freunde. Schonmal am 60. deiner Mutter in einem verkackten Kaff in Griechenland gehockt? Während der Hochzeit deines besten Freundes auf einem Berg in der Türkei? Dein 10-jähriges Abinachtreffen auf einer Konferenz in England verbracht? Von der Geburt deines Patenkindes auf Exkursion im Mittleren Osten gehört und die Kleine im Alter von 6 Monaten zum ersten Mal gesehen? WILLKOMMEN IN DER ARCHÄOLOGIE! Sie brauchen kein Privatleben, keinen langfristigen Wohnsitz, keine Arbeit mit gerechter Bezahlung und keine langfristigen Verträge? Sie leben gern aus dem Koffer, sitzen gerne im Zug und Flugzeug, wollen keine Familie und sind gerne alleine? Dann studieren sie Archäologie. Das ist zwar etwas zugespitzt, aber trifft den Kern. Es muss jeder selbst entscheiden, ob er dieses Leben führen will, nur sollte man sich klar sein, dass Archäologie ein hartes Brot ist. Es macht Spaß in diesem Bereich zu arbeiten, doch bedeutet auch Opfer.

Besser noch. Als junger Mensch ist man auch noch voller Tatendrang, man will hinaus in die Welt usw. Und dann bumm, kommt bei den meisten plötzlich eine Beziehung. So war es bei mir. So was kommt ja meist immer so, dass man es nicht gebrauchen kann, bei mir mitten im Abschlusshalbjahr. Jetzt gibt es ja auch noch die Möglichkeit so was auszuschlagen und weiter Karriere als Archäologe zu machen oder stehen zu bleiben und eine Familie zu gründen. Selbst in meiner Situation wo es nie Kinder geben wird, war es eine ziemliche Strapaze mit den ständigen Reisen und einen Job in der Nähe konnte ich vergessen (mit Kindern könnte ich so was mir gar nicht mehr vorstellen, dass würde einem doch das Herz brechen). Mittlerweile hab ich jedoch einen guten Job, der zwar nicht gut bezahlt aber besser bezahlt ist als das was ich als wissenschaftlicher Assi bekam und bin seid 10 Jahren glücklich in einer Lebenspartnerschaft. Bereut hab ich das Studium nicht wirklich, für mich gab es eigentlich keine Alternative, nur der Weg den man sich als Jugendlicher ausmalt kann eben ganz anders sein als den welchem man vielleicht mit 30 erreicht haben will.

Das ist auch ein wichtiger Punkt. Ich führe seit nunmehr 7 Jahren immer wieder Fernbeziehungen. Dabei stammen meine Partnerinnen stets aus dem Fach, da andere Menschen diesen Lebenswandel des ständigen Reisens nicht mittragen.

Es gibt die Möglichkeit der Praktika (auch schon während der Schulzeit). Diese kann man durchaus in Museen und Denkmalämtern, sowie Grabungsfirmen und diversen Kultureinrichtungen ableisten und sich dann mal selbst ein Bild des Ganzen machen. Hier bekommt man auch Hinweise und Ratschläge zum Berufsleben später. Ebenfalls bietet sich die Möglichkeit der eigenen Spezialisierung zu Studienbeginn nach Interesse und beruflicher Aussicht. Man sollte auch in Betracht ziehen im Nebenfach eventuell Fachverwandte Disziplinen zu besuchen; Archäozoologie, Archäobotanik etc. Polizisten, Feuerwehrleute und in der Medizin arbeitende haben Schichtdienst. Bundeswehrsoldaten müssen immer wieder ins Ausland. Viele Handwerker fahren mehrmals im Jahr auf Montage. Meiner Meinung nach sind Auslandsaufenthalte kein wirkliches Argument gegen den Beruf. Die Teilnahme an Tagungen ist eher gegenteilig der eigenen Arbeit dienlich! Archäologie und Privatleben lassen sich durchaus miteinander verknüpfen!!! Da seien eher die Anstellungen und Jobaussichten allgemein als Argumente ins Feld geführt! Das ist wirklich nicht das Gelbe vom Ei. Hier muss man frühzeitig auf Zeitverträge eingestellt sein. Aber es geht auch anders, wenige feste Stellen gibt es auch. Vorteilhaft ist dabei auch den Stellenmarkt im Ausland im Auge zu behalten.

Arbeiten im Schichtdienst ist echt die Hölle. Da geht auch noch der Biorythmus kaputt und die Leute sehen nach ein paar Jahren aus wie wandelnde Leichen. Könnte ich wahrscheinlich körperlich nicht. Soldaten haben m.E. sowieso den schlimmsten Job. Könnte und wollte ich auch nicht machen. Schlimmer geht immer. Ich kann nur jeden warnen, dass man wirklich VIEL unterwegs ist, wenn man eine Chance auf einen Job haben will. Fast Jeder unterschätzt das. Selbst unabhängig vom Reisestipendium kenne ich Leute die innerhalb eines Jahres nur 14 Tage zu Hause (im Sinne von: Wohnsitz und Familie) waren. Bei mir war der Rekord mal ca. 7 Monate am Stück nicht bei meiner Familie/Wohnsitz. Klar hängt das von der jeweiligen Anstellung ab, doch trifft das wenigstens temporär 90 % der Leute, die über den MA hinaus kommen und wirklich eine Chance auf Jobs haben. Wer gut aus dem Koffer leben kann und auch mal lange auf die Familie und seine “alten” Freunde verzichten kann, für den ist das super. Achja, man sollte auch Fan von Fernbeziehungen oder eingefleischter Single sein. Jeder soll studieren, was er mag. Klar ist die Archäologie manchmal ein Abenteuer, wenn man einen guten Einstieg hatte. Klar kann es spannend und interessant sein. DOCH sollten auch die Schattenseiten bekannt sein oder wenigstens angedeutet werden. Zu den festen Stellen und wie die vergeben werden, sag ich mal lieber Nichts.

@MrGriffith Ich will eigentlich keinen davon abhalten, sondern meine Erfahrung damit klar machen. Aber wenn du schon einen Arbeiter vergleichst, dann nimm den Arbeiter bei einer Zeitarbeitsfirma. Dann kommst du in etwa auf das Gefühl eines Archäologen der immer nur ein paar Monate hier und da was zu arbeiten hat. Von der Rente will ich da mal gar nicht sprechen.

Als klassische Archäologin kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen. Das Studium hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber die Jobsituation ist alles andere als rosig. Ich empfehle, sich einfach mal auf den einschlägigen Seiten nach den aktuellen Jobangeboten, den Konditionen (Bezahlung, Befristung, Stundenzahl) und den verlangten Skills umzusehen. Die Standardstelle für Archäologen und Kunsthistoriker ist heute leider die auf 1 Jahr befristete halbe Stelle, die mit irgendeiner fadenscheinigen Konstruktion auch noch 2 bis 3 Tarifstufen herunter gedrückt wird. Gleichzeit braucht man eine herausragende Promotion und eine ganze Latte von Fähigkeiten, die man so im Studium nie lernt. Das sich die Situation hier bessert, ist eher unwahrscheinlich. Ich selbst komme aus NRW, habe in Rheinland-Pfalz studiert, mein Volontariat in Brandenburg (befristet) gemacht und wohne jetzt in Hessen, während ich gleichzeitig befristet in BaWü arbeite (das Thema Privatleben wurde hier ja schon angesprochen, Gruß an alle Wochenendpendler). Wer - warum auch immer - an einen Ort oder eine Region gebunden ist, hat als Archäologe in der Archäologie wenig Aussichten. Ich würde niemandem davon abraten, Archäologie zu studieren. Die Nebenfächer sollten aber mit Bedacht gewählt werden und es kann nicht schaden, sich schon während des Studiums breit aufzustellen, wie man so schön sagt. Durch den Stelleneinsparungszwang im Öffentlichen Dienst, der immer noch ein Hauptarbeitgeber ist, muss immer mehr Arbeit von immer weniger Leuten erledigt werden. Kenntnisse in Öffentlichkeitsarbeit, Redaktionstätigkeit, diverse Bildbearbeitungs- und Layoutprogramme und ein bißchen Marketing und/oder Rechnugswesen können da nicht schaden. Ich sah auch schon mal eine Stelle, da wurde jemand gesucht, der Archäologie und Informatik studiert hat… oO Gleichzeitig sollte man sich bewusst sein, dass die Chancen gut stehen, sich Zeit seines Lebens von einem befristeten Vertrag zum nächsten quer über den ganzen Kontinent zu hangeln.

erstmal danke, dass so viele geantwot haben :grin: aber ich hätt noch eine frage: was ist mit dem ausland? ist der markt international genauso schlimm?

Ein internationaler Markt ist vorhanden, doch auch hier lauern Gefahren. Ich werde mal auf einige eingehen: In den USA solltest du als Classics Dozent nachweisbar Altgriechisch und Latein unterrichten können. In GB solltest du über weitreichende Kenntnisse im Bereich Grabung verfügen. Du solltest für beide Länder schon frühzeitg auf Englisch publiziert haben. Die Jobs in den NL sind toll, doch solltest du dort stets mit einem Crossover zu den Naturwissenschaften rechnen und in denen nachweisbar fit sein. Für die Schweiz ist gerade eine Assistenz in Bern ausgeschrieben. Leider ist die sehr tolle Stelle etwas Janusköpfig, da man von dem Gehalt in der Schweiz, bei diesen Lebenshaltungskosten, nur bedingt gut leben kann. Österreich hat ähnliche Schwierigkeiten wie Deutschland, wobei dort in den letzten Jahren viele Deutsche untergekommen sind. Über andere Länder kann ich dir Nichts sagen. Unterm Strich ist die Konkurrenz überall hoch und das Gehalt niedrig. USA und NL scheint es NOCH anders, doch wirken dort die Anforderungen an die Stelleninhaber recht happig.