Wie hielt man es mit den Sklaven in Rom 73- 71 v. Chr?

Hallo! Ich bin neu hier, Schüler und interessiere mich hauptsächlich für das antike Rom / Griechenland. Als wir in der sechsten oder siebten Klasse in Latein einen Text zum Thema “Spartacus-Aufstand” übersetzten, hab ich begonnen, mich eingehend damit zu beschäftigen. Das ist jetzt schon gut fünf Jahre her und ich habe bereits einen Haufen Literatur zu dem Thema gelesen. Ich weiß, dass historische Informationen dazu eigentlich nur von Plutarch (der wahrscheinlich nicht hundertprozentig genau ist wegen der großen Zeitspanne dazwischen) und Appian aus Alexandria (gleiches Problem) überliefert werden, wogegen das, was Sallust dazu geschrieben hat, so gut wie nicht mehr existiert. Trotzdem kann mir von euch vielleicht jemand folgende Frage beantworten, die mehr mit den Umständen in Rom und Umgebung zu der Zeit als mit dem Aufstand selbst zu tun hat: Wurden in Rom während dem Aufstand die Saturnalien gefeiert? Ich kann es mir fast nicht vorstellen, zumal ich mir die Situation damals ähnlich vorstelle wie die der Sklaven der Südstaaten während dem Amerikanischen Bürgerkrieg. Aber vielleicht hat man ja trotzem an die Loyalität der Sklaven geglaubt und daran festgehalten? Eventuell hat jemand über die politische Situation während der Zeit geschrieben? Vielen Dank für alle Antworten im Voraus!! (Tut mir leid, ich habe das Thema ursprünglich unter einer anderen Forenrubrik gepostet. Aber ich glaube, hier passt es besser rein. Danke für’s Verständnis!!)

Nachdem es für Spartakus und der Legende um seinen Sklavenaufstand als Hauptquelle nur die (meiner Ansicht nach ge- bzw. verfälschten) Überlieferungen des Plutarch gibt, sollte man an dieser Quelle zu forschen beginnen. Abgesehen davon sollte man sich fragen, worin ein Motiv für eine solche ev. erfundene Geschichte bestehen könnte. Dazu muss man wissen, daß das Christentum anfangs besonders stark auf die Sklaven und Zukurzgekommenen aller Art anziehend wirkte. Deshalb lag so eine Spartakus-Legende (ebenso wie die ganzen späteren dubiosen Märtyrer-Erzählungen) voll im Interesse der meist klösterlichen Schreiber, welche die antiken Schriften „fanden“ und abschrieben (oder überhaupt erfunden haben?). Meines Wissens nach gibt es keine archäologischen Funde zum Spartakusaufstand oder seiner Person, so sie denn je existiert haben sollte. Als Historiker muss man sich immer vor Augen halten, daß es für alles was weiter zurückliegt als 2-300 Jahre so gut wie keine materiellen Belege gibt, lediglich die Interpretationen von alten Bauwerken und Fundstücken, sowie angestellte Vermutungen darüber, die mehr oder weniger als allgemein akzeptiert gehandelt werden. Wenn jemand über diesen angeblichen Spartacus und seinen angeblichen Aufstand der Sklaven etwas schreiben will, so ist er auf Plutarch-Texte angewiesen, die es im Original nicht gibt, sondern nur Abschriften von Abschriften und keiner kann sagen, wer dabei nicht alles seine Griffel und manipulierenden Absichten dran gehabt hat. Selbst auf der Wikipedia-Seite über Plutarch kann man folgende Passagen finden, die meine These stützen, hier Zitate draus. In Klammer meine Anmerkungen: Das Mittel der Ergänzung verwendete Plutarch, vor allem um trockenen Berichten mehr Lebendigkeit zu verleihen (klingt mehr nach Roman-Autor als Historiker) Fast immer gab Plutarch die in seinen Quellen überlieferten Fakten einigermaßen korrekt wieder. (seine Quellen, sofern er überhaupt eine real historische Person war, können auch so romanhafte Texte gewesen sein. Natürlich auch nicht mehr erhalten…) Er schmückte sie allerdings mit eigenen Gedanken aus. Bei abweichenden oder widersprüchlichen Quellen zog er die Quellen vor, die ihm sachlich überzeugender erschienen. Ausnahmen sind jedoch künstlerische und moralische Gesichtspunkte. Hier bevorzugte er oft eine weniger glaubwürdige Quelle, wenn diese seinen moralisch-biographischen Absichten besser entgegenkam. (ganz wie es sich besser verkauft) Von den knapp 260 Schriften, die unter Plutarchs Namen geführt wurden, waren weit mehr als die Hälfte philosophischer Art. In der Sammlung Moralia sind 78 Schriften, darunter auch einige unechte, zusammengestellt. (also ist die etabliere Historik selber so weit, einen Teil als unecht, sprich gefälscht anzusehen) Nach dem sogenannten Lampriaskatalog, einem aus der Antike erhaltenen Verzeichnis seiner Schriften, soll Plutarch insgesamt 11 politische Schriften verfasst haben (Dazu sollte man das lesen: http://www.rhm.uni-koeln.de/063/Ziegler.pdf auf Seite 6 wird dieser dubiose Lampriasbrief behandelt und auf S. 15 werden die 10(!) Lesarten erwähnt) Er verbrachte zwar fast sein ganzes Leben in seiner Geburtsstadt, kam aber dennoch viel in der Welt herum. (ja was denn nun? Wieviele Jahre seines Lebens kam er denn „in der Welt rum“? So eine wischiwaschi-Aussage…) Da er schon zu Lebzeiten ein berühmter und angesehener Mann war, wurden bereits kurz nach seinem Tod Schriften unter seinem Namen gefälscht. (Man sieht, Fälschen war und ist eines der ältesten Gewerbe) Plutarch eine der wichtigsten Quellen für große griechische und römische Persönlichkeiten ist (ja, er scheint sehr wichtig zu sein für die Konstruktion und Aufrechterhaltung des etablierten Geschichtsbildes) Das literarische Werk Plutarchs fand im mittelalterlichen Abendland keine Beachtung (oder kannte man es bis dahin gar nicht, weil überhaupt nicht existent), bis es schließlich in lateinischen Übersetzungen, die erste 1471, verbreitet wurde.

  1. Mal kurz gegoogelt: Auch Florus scheint über Spartacus geschrieben zu haben. Weiß nicht, ob das weiterhilft. 2. Granit erweckt den Eindruck, Plutarchs Schriften seien erfunden worden. Dazu kann ich mich inhaltlich nicht äußern und will es auch gar nicht. Aber doch eine Anmerkung dazu: Jener Ziegler, dessen Text Granit als Unterstützung angibt, geht nicht davon aus, daß Plutarchs Schriften erfunden worden seien. Er hält einfach nur eine überlieferte Version für älter als die andere und sein Opponent scheint das genau andersherum zu sehen. Irgendeine obsolete Debatte aus dem 19. Jahrhundert - weiß jetzt nicht genau, was das mit dem Spartacus-Aufstand zu tun hat. 3. Granit glaubt, in der Zeit des Frühhumanismus und der Renaissance, als so viele antike Autoren “neu” entdeckt wurden (wurden sie meist nicht, aber sie wurden eben das Mittelalter hindurch nur gelegentlich rezipiert) hätten Mönche ihre Hand im Spiel gehabt, und deshalb Geschichte(n) aufgeschrieben, umgeschrieben oder erfunden im christlichen Sinne. Das ist falsch. Da war das Mittelalter nämlich per definitionem vorbei, bzw. bewegte sich seinem Ende entgegen, und es wurden auch solche durchaus frivolen Romane wie die Metamorphosen von Apuleius rezipiert. Oder z.B. Boccaccios Decamerone. 4. Granit schreibt “Als Historiker muss man sich immer vor Augen halten, daß es für alles was weiter zurückliegt als 2-300 Jahre so gut wie keine materiellen Belege gibt, lediglich die Interpretationen von alten Bauwerken und Fundstücken, sowie angestellte Vermutungen darüber, die mehr oder weniger als allgemein akzeptiert gehandelt werden.” - was tut er dann in einem Archäologie-Forum? Hier geht es doch um die materiellen Hinterlassenschaften aus der Vergangenheit. Ich wundere mich.

Wirtschaft, Handel, Gewerbe, Münzsystem im Römischen Reich In den letzten beiden Jahrhunderten der Römischen Republik (bis 31 v. Chr.) erreichte der Sklavenhandel  einen traurigen Höhenpunkt. 209 v. Chr. erbeutete man aus Tarent 30.000 Sklaven, 167 v. Chr. aus Epirus 150.000 und 146 v. Chr. aus Karthago 50.000. Man rechnet im ersten Jahrhundert v. Chr. mit drei Millionen Sklaven südlich des Apennin. Auf Delos, dem größten Sklavenmarkt, wurden täglich bis zu 10.000 Sklaven umgeschlagen. imperium-romanum.com - Preise Da steht etwas über Preise. [mod] Schriftgröße korrigiert. [/mod]