Prähistorische Archäologie/ Vor- und Frühgeschichte studieren

Hallo! Ich will ab nächstem Wintersemester Prähistorische Archäologie/ Vor- und Frühgeschichte studieren. Da man im Internet nicht viele Informationen zu diesem speziellen Studiengang bekommt -abgesehen von den Uniseiten- wollte ich nun ein paar Fragen stellen. Die FU Berlin mit dem Studiengang Altertumswissenschaften: Prähistorische Archäologie sagt mir sehr zu. Gibt es jemanden hier der dort studiert und etwas zu der Studiensituation dort sagen kann? Wie sind die Professoren oder das allgemeine Klima dort? Ausserdem würde ich gerne wissen, welche Unis man für diesen Studiengang generell empfehlen kann. Hat jemand etwas positives oder negatives über eine Uni zu berichten? Habt ihr Erfahrungsberichte? Vielen Dank :slight_smile:

Ich für meinen Teil studiere Vor- und Frühgeschichte und Archäometrie in Frankfurt am Main. Ganz allgemein kann man sagen, dass wir personell gut ausgestattet sind und wir (angeblich überdurchschnittliche) viele Grabungen am Institut selbst haben. Ob das wirklich so ist muss jemand sagen, der länger im Fach ist und mehr Unis kennt als ich. Zum Klima kann man sagen, dass es allgemein nett und freundlich ist. Selbstverständlich gibts auch mal Stress, aber ich denk mal dass Menschen so sind … Was Frankfurt tatsächlich auszeichnet ist, dass wir einen Schwerpunkt auf Archäobotanik haben. Also wenn man sich für die “Archäologie des Alltags” (wie man so schön sagt) interessiert ist bei uns gut aufgehoben. Was auch schön ist, dass bei uns die Zusammenarbeit mit den Naturwissenschaften ausgeprägt ist. D.h. wir nutzen viel Geophysik oder beschäftigen uns z.B. mit Metallanalysen. Praktisch ist auch, dass in Frankfurt die Römisch Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts ansässig. Die haben eine wirklich umfangreiche Fachbiliothek hauptsächlich zur VFG (die anderen Archäologien gehn natürlich auch nicht leer aus), die man als Student nutzen darf. Und wenn man sich schlau anstellt, kann man da auch fix eine Hiwi stelle ergattern.

“Die FU Berlin mit dem Studiengang Altertumswissenschaften: Prähistorische Archäologie sagt mir sehr zu. Gibt es jemanden hier der dort studiert und etwas zu der Studiensituation dort sagen kann? Wie sind die Professoren oder das allgemeine Klima dort?” Hallo. Ich habe mal dort studiert (5 Semester) und kann dir eigentlich nur abraten, wenn du flüssig und qualitativ studieren willst. JEDER will aktuelle nach Berlin, was sich auch in so nem kleinen Studiengang wie PA wiederspiegelt. Kurse sind übervoll und man muss bangen da überhaupt teilweise reinzukommen. Motivation für Studenten haben die wenigsten Profs. Auf Emails brauch man meist keine Antwort zu erwarten und die Sprechstunden werden oft abgesagt oder man steht ewig an. Tipp: such die lieber ne kleinere Uni und keine Großstadt-Uni. Wenn in deinen Kursen “nur” so 10-20 Leute sitzen hast du allemal mehr davon!! Eigene Erfahrung. Ist auch familiärer und man hat mehr Zeit für den Einzelnen. Ausserdem gibts in Berlin nichts, was es nicht auch in zB Halle, Leipzig oder Jena geben würde. (Abgesehen davon ist das Semesterticket in Thüringen zB 100eu gpnstiger :D)

Da würde ich mal nicht alle Großstadtunis über einen Kamm scheren. Frankfurt ist ja auch nicht gerade ne kleine Uni (ca. 45000 Studenten), aber bei unspassiert es bei normalen Veranstaltungen nie, dass jemand aufgrund von Überfüllung nicht teilnehmen könnte. Bei Sonderveranstaltungen, Grabungen an denen nur wenige Leute benötigt werden usw. kann das natürlich auch passieren wenn man sich blöd anstellt. PS: Einen Nachteil hab ich vergessen. Frankfurt ist halt ne teure Stadt und die Wohnungssuche gestaltet sich schwierig.

Hi! Also, ich studiere derzeit in Münster Ur- und Frühgeschichte, wir sind ne große Uni in ner kleinen Stadt, aber die Seminare sind auch voll, da Niedersachsen letztes Jahr und Nordrhein-Westfalen dieses Jahr den doppelten Abiturjahrgang hat. Aber bei uns kann jeder den Schein in den Seminaren machen, wenn nicht alle ein Referatsthema bekommen, schreibt der Rest eine Hausarbeit. Ist zwar blöd, und oft hat man für wirklich wichtige Themen zu wenig Zeit um die richtig und vertiefend zu behandeln, aber in der Archäologie ist es ja auch so, dass man das, was einen wirklich interessiert selbst noch einmal nacharbeitet. ansonsten ist münster ein kleines institut, jeder kennt jeden und man hat einen guten Draht zu den Dozenten. Die Wohnungssituation ist ähnlich schlecht wie in Frankfurt, bei uns wird gerade eine Kirche in Wohnraum umgebaut :wink: Aber der Asta ist da sehr bemüht und versucht für jeden eine Unterkunft zu finden, die bis zum Studienbeginn noch nichts gefunden haben. Viele Grüße, S.

So schlimm geworden? Bei uns damals (wir passten in Münster noch in das F-Haus) gab es meist mehr Referate als Studenten.

Das ist bei uns meistens auch noch so. Es sei denn man geht in eine Einführungsveranstaltung, die dann auch von vielen Nebenfächlern und oder Studium generale Leute gehen. In dem Fall kommt das auch mal vor.

Vielen Dank für eure schnellen und ausführlichen Antworten! Die Unis in Münster und Frankfurt scheinen ja sehr gut zu sein! Mich hat in Berlin auch besonders die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Archäologischen Institut begeistert, aber wenn man auch in Frankfurt die Möglichkeit hat … Weiß jemand etwas zu Leipzig? Die Stadt reizt besonders wegen den günstigen Wohnungspreisen und der Studiengang hört sich auch nicht schlecht an. @patchulie, wie gefällt es dir denn in Jena? Vielen Dank, ihr seit mir echt eine große Hilfe :slight_smile:

@Oiolaire Ich wußte noch gar nicht, daß die Uni Leipzig diesen Studiengang anbietet. :o Gleich mal googeln gehen. Die Unis haben verschiedene Schwerpunkte, in denen sie aktiv sind - was interessiert dich denn besonders? Neandertaler? Kelten? Römer? Pyramiden? Irgendwas anderes?

… okay, fertig gegoogelt. Wenn dich Ägypter, Griechen und Römer interessieren, dann kommt Leipzig womöglich in Frage.

Uff, also zu Frankfurt kann ich nix sagen, Münster würde ich jetzt aber nicht unbedingt als “gut” einstufen, es gibt da unis, die dir weitaus mehr anbieten können…in MS ist der LWL vllt noch als Standortvorteil zu nennen, der auch über Stadtarchäologie viele Grabungen für Studenten zugänglich macht, die dann auch bezahlt werden…allerdings ist die Auswahl an Übungen und Seminaren zu meiner zeit so gering gewesen, dass man gewzungen war, das eine angebotene zu nehmen, egal ob man sich dafür interessiert hat, oder nicht…die Lehrsammlung kam auch eigentlich nie zum einsatz… aber da tut sich wohl was, wie ich hörte, MS hat zum Glück eine sehr aktive Fachschaftsvertretung :wink: generell solltest du einfach schon die infos auf den uni-seiten lesen. da steht auch, welchen schwerpunkt die unis setzen…denn darauf kommt es ja auch an…andere gute Unis sind z.B. Bochum(wirtschafts, Ressourcen und montanarchäologie ist da ein relativer schwerpunkt)Bonn(wenn ich richtig informiert bin, u.a. Mittelalter), Kiel(recht interdisziplinär ausgelegt, Knochenanalyse, Botanik, Informatik und durch die nahe Ostsee auch Unterwasserarchäologie) Wenn du mehr richtig Denkmalpflege gehen willst, Halle(saale) oder Bamberg… guck dir vor allem auch die aktuellen und nächsten vorlesungsverzeichnisse an, für einige unis sind die fürs WS schon raus…da siehst du, was sich da in etwa erwartet :wink: @Lure: UFG gibts in Leipzig auch…soweit mir bekannt…

Danke für eure Antworten! Mich interessieren besonders die Kelten, die Neandertaler und auch die Ägypter. Der Schwerpunkt sollte auch mehr auf der Denkmalpflege als zB auf den Naturwissenschaften und der Informatik liegen. In Berlin fand ich die Wahlpflichtmodule “Deponierung und Kultplatz” und “Kult, Ritual und Religion” besonders interessant. Wenn Berlin aber wirklich so extrem überlaufen ist, gehe ich lieber woanders hin. Leider habe ich aber bisher keine vergleichbaren Wahlpflichtmodule an anderen Universitäten gesehen. @Pygmalion: Danke für den Tipp mit den Vorlesungsverzeichnissen, ich werde mich mal umschauen!

Also wenns um Neandertaler (zeitlich also Paleaolithikum) und Kelten (also Eisenzeit) bist du in der VFG schon mal goldrichtig. Ägyptologie ist in Deutschland leider auch ein seltener Studiengang. Ich glaube in Bonn und Marburg gibts beides. In Frankfurt wurde mal versucht etwas in der Richtung zu etablieren, hat aber nicht funktioniert. Wenns um Naturwissenschaften geht möchte ich kurz auf die Archäometrie verweisen. Ich studiere das in Frankfurt im Nebenfach. Dazu ist folgendes zu sagen: Man bekommt einen sehr guten Überblick z.B. über geophysikalische Methoden, Altersbestimmung, Bodenkunde usw… Für wirkliche Spezialisierung auf eine solche Methode reicht das Studium leider nicht aus, da müsste man schon in das entsprechende Fach (z.B. als Nebenfach) studieren. Das Studium an sich ist leider recht chaotisch, da es keine eigene Professur hat und die Dozenten von anderen Instituten innerhalb und auserhalb der Uni kommen. Das kann aber auch ein Vorteil sein, wenn eben auch sehr gute Wissenschaftler aus der Praxis nach Frankfurt kommen. Und jetzt muss ich mal mit meinem Torques Referat weitermachen :wink: .

Nicht von den Modulnamen irritieren lassen. Oftmals heißen die nur so und die Veranstaltungen fallen dann in eine andere Richtung. Besser ist es da in das aktuelle Vorlesungsverzeichnis zu schauen. Du kannst an jede Uni die du magst, ich wollte dir nix madig machen ;). Meiner Meinung nach ist nur die Intensität der Lehre für den Einzelnen an kleinen Insituten besser als an Großen, so paradox das auch klingt, die Erfahrung habe ich gemacht. Am allerwichtigsten ist aber dein Schwerpunkt. Wenn du dich für Neandertaler, Kelten und Ägypter gleichermaßen interessierst, dann wär vielleicht eher Altertumswissenschaften was für dich. Wobei man da dann auch Römer und Griechen mit bei hat. Und dir muss klar sein, dass du das in 3-4 Jahren auch noch mögen würdest ;). Lies dir doch zur Einführung mal die Bücher an: M. Trachsel, Ur-und Frühgeschichte (UTB-Verlag) M. Eggert, Prähistorische Archäologie (UTB-Verlag) das sind auch die Bücher, die nem UFG-Ersti angeraten werden.

Also ich würde dir auch von Berlin abraten. Der Studiengang ist wirklich voll. Die wichtigen Seminare bringen kaum erkenntnisgewinn, da es zu viele Studenten sind, die eine Prüfungsleistung erbringen müssen. MAn hat dann so 3-4 Vorträge pro Termin, wo kaum eine Diskussion zustandekommt. Außerdem ist die Bibliothek nur mittelmäßig bestückt. Es kommt aber auch darauf an, für welche Zeit du dich interessierst. Das Neolithikum ist gut abgedeckt an Dozenten und Büchern. Die Bronzezeit eher weniger. Für die Vorrömische Eisenzeit haben wir auch eine gute Ausstattung. Ich würde Tübingen, Kiel, Heidelberg, München oder Frankfurt a.M. empfehlen.