Schriftzeichen aus dem bronzezeitlichen Troja entdeckt?!

Hallo! Ich studiere schon seit längerem klassische Archäologie und bin auf ein interessantes Gerücht gestoßen… Ich hoffe das das Thema deßhalb nicht eigentlich unter “alternative Therorien” gehört :grin: - und dacht mir, hier vielleicht genauere Informationen zu erhalten. Und zwar sollen auf einem schon länger in der Jenaer Antikensammlung befindlichen Gefäß aus Troja Schriftzeichen entdeckt worden sein, welches in die frühere trojanische Bronzezeit datiert wird?! Was ansich ja eine Sensation wäre, da sonst kaum, bzw. garnichts über die Sprache, bzw. Schrift bekannt ist. Auch das luwische Siegel, was gefunden wurde datiert wohl einerseits in eine jüngere Epoche und wird wohl eher ein Import aus Ostanatolien sein? Wer weiß etwas genaueres darüber? Was haltet ihr davon? Und warum wurde so etwas erst jetzt entdeckt? Auf Mails nach Jena wurde mir bisher nicht geantwortet. Es handelt sich dabei wohl um eine noch geheime Entdeckung, die erstmal untersucht werden soll? Liebe Grüße, Irene

Liebe Irene, Warum sollen Schriftzeiten (Bronzezeit) auf einem Gefäß aus Troja eine Sensation sein? Viele Handelsrouten von Kleinasien bis Europa sind viel älter. Mich würde es nicht mal vom Hocker stoßen, würde man babylonische Keilschrift in Troja nachweisen. Für den forschenden Archäologen wäre dies natürlich eine Sensation, da er immer wieder Rechtfertigung für seine Interessenspartner für sein Tun braucht. Eine echte Sensation ist für mich eine ganz neue Entdeckung, wie z. B. die Himmelscheibe von Nebra (gibt nichts Vergleichbares) oder die Entdeckung einer alten Hochkultur. Gerüchte machen das Leben spannend. Häufig ist eh was dran. Ein falsches desinformierendes Gerücht würde mich in dieser Situation etwas wundern. Aber als Wissenschaftler (selber einer) darf man nur glauben, was nachweisbar ist. Mach doch eine Literaturrecherche, vielleicht ist es eh schon publiziert. Schöne Grüße Kliaber

Hallo TheWistle Irenchen, Auf “Zeno.org.” kannst Du darüber folgendes lesen: ZITAT: 496. Auf einigen Spinnwirteln finden sich Reihen von Zeichen, die aus willkürlichen Kombinationen von Strichen bestehen und den Eindruck von Schrift machen. Es ist indessen sehr fraglich, ob den Trojanern der zweiten Stadt wirklich Kenntnis und Übung der Schrift zuzuschreiben ist, und ob es sich hier nicht doch nur um Launen phantastischer Dekoration handelt, angeregt vielleicht dadurch, daß man gelegentlich Schriftzeichen der Kulturländer gesehen hatte; denn ähnliche Zeichen, die sich auf dem Hals von Krügen finden, sind offenbar keine Schrift, sondern nur eingeritzte rohe Ornamente. Noch wesentlicher scheint, daß zwei Cylinder aus Feldspat und einer aus Ton keine Schrift zeigen, sondern nur Rosetten und baumartige Strichmuster, und daß die gelegentlich vorkommenden Tonkegel, die gleichfalls als Siegel dienten, lediglich mit willkürlich zusammengestellten Strichen bedeckt sind, die sehr wohl als Eigentumsmarke verwendbar waren, aber sicher nicht Schriftzeichen sind. Nahe verwandt sind die strichartigen [747] Abzeichen auf manchem der älteren kretischen Siegel (§ 510). Unmöglich ist es allerdings nicht, daß einige dieser Figuren auf den Spinnwirteln doch schon eine bestimmte Bedeutung hatten und Wörter oder Namen bezeichneten; diese Schriftansätze mögen dann mit den Schriftanfängen auf Kreta und weiter vielleicht mit der chetitischen Kursive und auch mit der cyprischen Schrift zusammenhängen. Doch ist darüber gegenwärtig noch nichts Sicheres zu ermitteln. Über die Schriftzeichen s. SAYCE bei SCHLIEMANN, Ilios S. 766ff. [die Abbildungen sind nicht immer genau]. Die Spinnwirtel: HUBERT SCHMIDT, Schliemanns Sammlung troj. Alt. S. 218 und Taf. VI. Gefäßschalen ib. S. 121. Cylinder ib. S. 303 no. 8868. 8869; SCHLIEMANN, Ilios S. 463f., ebenda die kegelförmigen Siegel [gleichartig vereinzelt auch in Ta’anak: SELLIN, Tell Ta’annek (§ 471 A.) S. 73 no. 98, neben den viel häufigeren Skarabäen]. Nicht hierher gehören die an eine Senkrechte angesetzten parallelen Striche auf manchen Vasen (Katalog S. 90 no. 2027ff.), die vielleicht Maßangaben sind. ENDE Bestimmt interessanter für Dich sind aber die Bildtafeln über Schliemanns Altertümer aus Troja. Hier findest Du alle Seiten zum Vergrößern. Die besagten “Schriftzeichen” sind alle dabei. Gruß Kurti