Köln: U-Bahnbau / Süderweiterung - Chance oder Tragödie ?

Ich würde gerne eine Diskussion zum Thema der jetzt begonnenen Süderweiterung der Kölner U-Bahn eröffnen. Köln gehört ja, wie z.B. auch Trier, zu den Städten in denen man keinen Spatenstich tun kann ohne auf archäologisch Interessantes zu stoßen. Man darf also durchaus einiges Erwarten. (Zum Thema gab es vor kurzem eine sehr Interessante Sendung zum Thema im DLF - (dRadio-Mitschnitt im mp3-Format). ) Wie seht Ihr das hier ? Welche Fragen gehen Euch durch den Kopf, wenn Ihr davon hört ? - Seht Ihr hier die einmalige Chance überbaute und bislang unbekannte Bodendenkmäler zu finden und ggfls. zu bergen ? - Oder eher die Gefahr, daß evtl. vorhandene Bodenfunde für immer zerstört werden ? - Was, wenn ein wirklich einmaliger Fund (z.B. ein großer Triumphbogen, ein Stadion, ein gut erhaltenes Mosaik vom Range des “Philosophenmosaiks”, oder ähnliches) gefunden werden sollte ? Man wird kaum die U-Bahn umleiten oder den Bau aufgeben wollen. Ich würde mich über eine Diskussion zu dem Thema hier sehr freuen. Der “Sommer” (hat noch jemand Matsch gesiebt dieses Jahr ?) ist ja nun bald vorbei - Da könnte ja etwas mehr Leben ins Forum kommen ! :wink: Auch würde ich, so sich über diese Plattform genügend Interessenten finden lassen, mich bereiterklären, beim Stadtarchäologen nach der Möglichkeit einer Führung durch die archäologischen Grabungen in der Baustelle zu fragen. Einzelanfragen machen erfahrungsgemäß wenig Sinn, aber eine größere Gruppe aus diesem Forum hätte evtl. eine Chance.

Hallo getoba, eigentlich wurde in der Radiosendung schon deutlich wie man im Falle eines wichtigen Fundes verfahren wird. Man wird ihn heben und im Museum wieder aufbauen. Beim ersten U-Bahnbau hat man ja schon einiges sichergestellt. Es ist ja heute kein Problem mehr ein Mosaik oder Fresken zu bergen und wieder herzustellen. Was Deine Befürchtungen bezüglich Triumphbogen oder Stadion anbelangt, so brauchst Du da keine Angst zu haben, denn davon stehen höchstens noch ein paar Grundmauern. In Köln darf man nicht vergessen, daß man schon im frühen Mittelalter das alte römische Gemäuer geschliffen und als Steinbruch benutzt hat. Ich meine, daß solche Baustellen für die Archäologie eine große Chance darstellen, denn ohne die U-Bahnbaustelle würde alles für immer und ewig unter dem Boden liegen und irgendwann von Betonklötzen überbaut werden. Bei einigen Sachen, wie dem Hafen, muß man sich mit Zeichnungen, Fotos und Modellen zufriedengeben, denn um alles zu bergen und zu erhalten müßte man halb Köln abreißen und dann hast Du immer noch die Wahl, ob Du das Mittelalter retten willst oder Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Ich kann mir aber gut vorstellen, daß man einige Mauern und Kunstwerke in die Bausubstanz einer U-Bahnstation integriert. Ansonsten kennst Du ja unseren Wahlspruch: " Et hätt noch immer jood jejange!" In diesem Sinne, Gruß Kurti

Hallo Kurti ! Natürlich ist es kein Problem ein Mosaik oder ähnliches zu bergen. Es ist aber die Frage, ob man es denn unbedingt bergen muss. An originaler Stelle freilegen und konservieren finde ich immer reizvoller. Aber ich mache mir natürlich wenig Illusionen über die Machbarkeit. Aber es gibt natürlich schon Funde, die sich nicht so ohne weiteres bergen bzw. “verlegen” lassen würden. Man stelle sich vor, das alte “Judenbad”, die Mikwe, würde einem Bauprojekt im Wege stehen. (Wäre in dem Fall aber eh´ undenkbar - Sowohl archäologisch als auch politisch !) Und auf ein Stadion o.ä. zu hoffen wagt man ja kaum. Eine Einbindung von Funden in U-Bahnhöfe o.ä. fände ich eine gute Idee. (Man denke an die Dom-Garage) Nur ob sich das immer so zusammenlegen läßt ? Schön wäre es ja ! Was mich im dRadio-Beitrag etwas gestört hat, war die Aussage, man werde “nicht einen Tag, nicht eine Stunde mehr als veranschlagt für Grabungen und Bergungen benötigen” ! Das ist meiner Meinung nach ein Hinweis darauf, daß man der Stadt und den Verkehrsbetrieben gegenüber eine nicht-verzögerungs-Erklärung abgegeben hat. Das finde ich in einer Stadt wie Köln bei den zumindest potentiell möglichen Funden ein ziemliches Unding. Sollte es hier entsprechende Funde geben, so sollten deren Lage und Beschaffenheit den Zeitplan für die Bergung bestimmen - Nicht die Bauabschnittspläne der KVB. (Nur um das klarzustellen: Ich bin für die Süderweiterung des U-Bahnnetzes. Wenn´s nach mir ginge, sollte man sogar gleich weiterbuddeln unter Bonner Straße, Südverteiler und A555 - Mindestens bis IKEA - Von dort dann Anschluss an die oberirdische weiter bis Bonn - Verkehrspolitisch ist die Entlastung des oberirdischen ÖPNV und des Individualverkehrs dringends geboten. Um die mehrfach erwähnten paar Minuten, die man schneller von der Südstadt ins Zentrum kommt gehts doch nicht wirklich - Es ist schlicht zu voll oberirdisch. Und eine Reduzierung des Verkehrs ist nicht wirklich zu erwarten - Eher das Gegenteil !) Ich möchte aber, daß diese Maßnahme auch als die Chance für die Archäologie gesehen und genutzt wird, die sie ist. Reine Notgrabungen und Rettungsbergungen vor den vorrückenden Baumaschinen, fände ich einer Stadt wie Köln unwürdig. Naja, et kütt wie et kütt ! :stuck_out_tongue_winking_eye: