Der geschmiedete Himmel von Nebra: Zweifel

Als Naturwissenschaftler und Archäologe interessiere ich mich natürlich sehr für diesen wirklich wichtigen Fund. Er fand auch eine astronomische Deutung, die mir jedoch nicht so recht schlüssig erscheint. Die Goldeinlagen sollen auf verschiedene Punkte Bezug nehmen, und zwar sehr genau: auf die Lage des Brockens und den Punkt der Wintersonnenwende. Was diese beiden Punkte miteinander zu tun haben, ist mir unklar. Ich halte es für Zufall. Unverständlich ist mir auch die m. E. völlig ungenaue Darstellung der Plejaden. Das Sternenbild auf der Scheibe weist keinerlei Ähnlichkeit mit dem Bild der Plejaden auf, das ich in einem Himmelsatlas fand. Warum gab sich der Handwerker hierbei nicht die gleiche Mühe wie angeblich bei der o. a. Angabe der Richtungen? Ich habe den Verdacht. daß die Darstellungen auf der Scheibe überinterpretiert werden. Es ist m. E. schon wahrscheinlich, daß man in dem Siebener-Sternhaufen auf der Scheibe die Plejaden erkennen muß, aber nur in einer schematischen Andeutung. Die übrigen Deutungen dürften dann jedoch auch nicht den hineininterpretierten Genauigkeitsgrad besitzen. Wer will mit mir darüber streiten? Lit.: W. Schlosser, Die Himmelsscheibe von Nebra - Astronomische Untersuchungen, in: H. Meller (Hrsg.), Der geschmiedete Himmel. Begleitband zur Sonderausstellung in Halle/Saale, Kopenhagen und Mannheim (2004) 44-47.

Hallo homo novus, ich will nicht mit Dir streiten, aber ich benutze die Gelegenheit, um eine weitere Frage anzubringen. Ich selbst bin kein Sternkucker und habe 0-Ahnung von den ganzen Berechnungen. Ich habe mir den Link von Schomburg unter: NEBRA Meton-Zyklus vom 05.12.04 durchgelesen. Ich habe davon zwar nichts kapiert, aber genau da geht meine Frage hin. Mir ist schleierhaft wie Beobachtungen der Himmelsmechanik über viele Generationen ohne schriftliche Aufzeichnungen weitergegeben wurden. Mit einer solchen Scheibe sicherlich nicht, sonst bräuchte man nicht eine X-seitenlange Erklärung, die einem erläutert, was die Scheibe zu bedeuten hat. Nun kann ich lesen und halbwegs schreiben und habe trotzdem nichts begriffen. Auch wenn man über einen Stein hinweg einen bestimmten Sonnenaufgang anjustierte, dann wußte man noch immer nicht was sich daraus ergab und was jetzt weiter zu tun war, denn auf dem Stein stand das ja nicht. Womit auch? Es gab ja keine Schrift. Vielleicht habt Ihr Sternkundler dafür eine Erklärung. Gruß Kurti

Als Naturwissenschaftler kann ich dazu sagen, dass es sich bei der Scheibe von Nebra um ein nicht zu überinterpretierendes Stück Handwerk handelt. Es solle sich bei einem der Abbildungen um den Brocken handeln, das ist richtig, nur lieber homo novus, die Plejaden als solches sind mit den damaligen Mitteln so nicht darstellbar gewesen und wenn die anderen Richtungen wirklich stimmen sollten, so handelt es sich um Zufall. Soweit man dies aufgrund des Literaturhinweises angeben kann… Lit.:Hans W. Schlonzik, Astrologie der Vergangenheit, V.Kollan Verlag, Herausgegeben 1998, S. 229

Lieber Herr Hoth, Wenn ich Ihren Beitrag richtig verstehe, sind Sie auch der Ansicht, daß in die Zeichnungen auf der Scheibe zu viel hineingedacht wird (die Archäologen sagen dazu “sie werden überinterpretiert”). Die Pleiaden allerdings sind schon in der Antike bekannt; es handelt sich um die sieben Töchter des Atlas und der Okeanide Pleione. Die Pleiaden waren über den Tod ihrer Schwestern, der Hyaden, so verzweifelt, daß sie sich das Leben nahmen und von Zeus an den Himmel versetzt wurden. Die nunmehr sieben Sterne sind in den Sommermonaten sichtbar (Zeit der Vegetation und der Schiffahrt). Ich sehe kein Problem darin, daß die Bronzezeitleute wie die “alten Griechen” diesen Sternhaufen beobachtet haben sollen. Es ist wirklich möglich. Im übrigen bin ich kein Astronom, sondern Archäologe und denke entsprechend. Vielen Dank für Ihr Interesse.

Nun gut, homo novus, in erster Linie kann ich ihnen wirklich beistimmen. Wie Sie wissen sollten bin ich ein Mathematiker mit einem Hang zur Archäologie und somit ihnen im Felde der Interpretation solcher bronzezeitlicher Funde fachlich unterelegen, nur möchte ich sie auch auf die klar erkennbaren Unklarheiten der Darstellung der “Plejaden” aufmerksam machen. Eine Frage an Sie, inwiefern ist ist diese “Unklarheit” für alle Positionen gleichmäßig zu klären?? …Ihr Hoth…

Das Piktogramm der ‚sieben Punkte’ kann man als Sterne (Plejaden) interpretieren. Man kann diese Punkte auch als Planeten sehen; im Mittelpunkt die Erde, umgeben von den mit bloßem Auge sichtbaren Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn und Neptun. Wichtig ist die Bedeutung der Piktogramme ; Ein rundes Schild, blau mit rotem Rand und quer gestelltem Kreuz bedeutet 3600 Jahre später ‚Absolutes Halteverbot’ – wer hätte das damals gewusst. Auf dem Diskos von Phaistos wird dieses Piktogramm der sieben Punkte gleich 17-mal mit der Bedeutung ‚ZEITGLEICH’ eingesetzt, um so einfache Dinge wie z.B. das Monatsfeld ‚Tag/Nacht/Zeitgleich = Tagnachtgleiche’ zu umschreiben. Der Mond mit seinem Synchronen Zyklus wird dort auf 3 Felder nur so nebenbei betrachtet. Nun hatte die Priesterschaft mit den Sonne-Venus-Zyklen für das große Jahr mit den Verknüpfungen zu den Dynastien (Königsrollen) eine bedeutende Aufgabe. Herodot beklagte, dass zudem fast jeder Stadtstaat über einen eigenen Mondkalender verfügte. Aufgewertet wurde diese priesterliche ‚Holzklasse’ durch ihre Kenntnisse für die Beobachtungen und Voraussagen der Sonnen- und Mondfinsternisse. Wir sollten nicht vergessen, dass der Islam einen Mondkalender führt, die jüdische Gemeinschaft den Metonzyklus in ihrem Ritualkalender berücksichtigt und das höchste christliche Fest – Ostern - mit dem ersten Vollmondstand nach der ‚Tagnachtgleiche’ verknüpft. Zur Entschlüsselung der Nebra-Scheibe hat mich nur meine Neugier getrieben. Freunde argumentierten mit ‚Sofi-Voraussagen unmöglich…geodynamisch/ geophysikalisch… etc’ . Meine Auffassung nach Besichtigung der Priesterplätze auf Kreta mit erkennbaren Messtoleranzen von 1/10 Grad; ‚Berechnung fraglich, Vermessung für kurze Zeiträume möglich’. Aber wie ? Eine Abwicklung der Kontenpunkte auf der Nebra-Scheibe ist so einfach wie genial. In dieser Hinsicht bedeutet der Fund für mich persönlich eine Bereicherung. Zu www.nebra-w.de: schwieriger als die Entschlüsselung ist die Erklärung der priesterlichen Sichtweisen für heutige Kenntnisstände und Sichtweisen - sorry.

Hallo Schomburg, ich möchte zurückkommen auf meine oben gestellte Frage nach der Übermittlung all der tollen Vermessungsmöglichkeiten, welche die Scheibe nach Deiner Ansicht beinhaltet. In einem anderen Beitrag ist ja noch zusätzlich die Rede von einem Deutungsversuch mit Sternbildern. Um das alles über Generationen auszutüfteln und dann den Gebrauch der Scheibe zu ermöglichen, wären Zeichnungen mit schriftlichen Erläuterungen unabdingbar. Die Zeiträume von Mond-u.Sonnenzyklen mit Berechnungen von Sonnenfinsternissen und anderem sind doch viel zu lang, um die Zusammenhänge mündlich weiterzugeben. Die Funktionen, wie sie z.Bsp.für Stonehenge beschrieben werden, lasse ich mir eingehen.Hier genügt die Steinsetzung, um einen Sonnen und Mondkult zelebrieren zu können, ohne dafür eine schriftliche Gebrauchsanweisung zu haben. Deshalb sehe ich die Scheibe auch als reinen Kultgegenstand an und nicht als Meßinstrument. Du hast z.Bsp. schöne Verbindungslinien gezogen und dabei fällt auf, daß alle über den Mittelpunkt der Scheibe verlaufen. Wenn ich als Techniker eine solche Scheibe anwende, dann wäre für mich ein Zentrierloch in der Mitte das wichtigste Loch, damit ich die Scheibe ausrichten kann. Aber genau das fehlt. Wie Du selbst sagst, stimmen die Bohrungen auch gradmaßig nicht exakt. Ich würde sie denn auch als Nagellöcher zur Befestigung sehen, oder als Bohrungen zum anbringen von Verzierungen wie etwa Schlaufen an denen buntgefärbte Zottel aus Tierhaaren hängen, oder auch Löcher zum festnähen. Bei allen Hochkulturen kann man feststellen, daß komplizierte Kenntnisse der Himmelsmechanik erst lange nach der Einführung der Schrift zu beobachten sind. Vorherige,sogenannte Observatorien gehen über die Anwendungsmöglichkeiten von Stonehenge nicht hinaus. Du sprichst vom dritten Jahrtausend v.Chr. im Zusammenhang mit priesterlichen Aufgaben der Himmelsvermessung und Berechnungen von Sonnenfinsternissen. Das war aber frühesten in der Mitte des zweiten Jahrtausend in Babylon der Fall und dort haute es, wie Berichte nachweisen, auch nicht immer hin. Die Babylonier verfügten aber da bereits gut 1000 Jahre über eine Schrift. Auch mit der Astronomie der Minioer war es um diese Zeit noch nicht so weit her wie Du in Deiner recht eigenwilligen Interpretation des Diskos von Phaistos mit Jahrtausendkalender versuchst nachzuweisen. Deine Entschlüsselung des Diskos würde ich eher im Bereich der Esoterik ansiedeln und nicht ernsthaft als Entzifferung der Schrift werten. Aber das ist ein anderes Thema. Du bist mir in Sachen astronomische Kenntnisse sicher weit voraus, aber Du machst bei Deinen Interpretationen m.E. den Fehler, daß Du die Hinterlassenschaft unserer Ahnen mit Deinem Wissen auswertest. Ähnlich machen es ja die Pyramidologen mit Ihrer Zahlenmystik. In jedem geometrischen Körper sind bestimmte mathematische Verhältnisse beinhaltet, aber das bedeutet nicht, daß jeder, der einen Kreis zeichnet, die Zahl Pi kennt. Was glaubst Du, wenn ich meine Wohnung vermesse, was ich da alles für Bezüge zu mathematischen Formeln und Sternkonstellationen herstellen kann. Wenn ich ein Gebäude einnorde oder einoste, dann habe ich automatisch schon X Bezüge zu Gestirnen und Sternbildern hergestellt, die aber nichts zu bedeuten haben. Ich sehe in den frühen Observatorien nichts anderes als Kultstätten zur Sonnen bzw.Mondverehrung. Alles andere kam viel,viel später nach Einführung der Schrift, die eine wissenschaftliche Arbeit erst möglich machte. Einzige Alternative: man übernahm fertiges Wissen. ( siehe E.v. Däniken) Nix für ungut! Gruß Kurti

Ich wills mal ganz kurz fassen: Die in Halle/Dessau wissen schon was die tun! Die haben sich intensiv damit beschäftigt und habe jeden etwaigen Zweifel ausgeschlossen.

Man weiß es nicht genau… indiana-jones-photo-the-last-crusade-6200069.art (8.81 K:sunglasses:

Hallo GIT, kurz fassen ist schön und gut, aber leider sagt es nur wenig aus. Wenn Du Dir Halle/Dessau wirklich durchgelesen hast, mußt Du feststellen, daß die, die wissen was sie tun, in etwa meine Auffassung vertreten. Die reden jedenfalls nicht von einer unbegrenzten Anzahl Koordinaten, um alle astronomischen Ereignisse der nächsten 3600 Jahre zu berechnen.Sie gehen über Stonehenge nicht hinaus. Dazu solltest Du Dir den Artikel von Schomburg im Netz durchlesen. Sehr aufschlußreich ist auch seine Interpretation zum Diskos von Pheistos. Ich diskutiere gerne, aber mein Gegenüber sollte dann schon etwas konkreter werden. Gruß Kurti

Hallo Hoth, Deine Mail zu beantworten hat leider bei mir technisch nicht funktioniert, aber ich glaube mein Beitrag geht in die Richtung Deiner Andeutungen. Gruß Kurti

Lieber Herr Kurtenbach, einen Gruß nach Hofkirchen. Wer ist ‚Lieber Schomburg’ …? Als Techniker müssten Sie eigentlich 3 Zentrierlöcher (0,1 mm Zirkeleinstiche) unter dem Goldblech vermissen. Auf dem Kreis 1 mit Mittelpunkt M1 sind etwa die Hälfte der Punkte angeordnet. Auf dem Kreis 2 mit Mittelpunkt M2 findet man dann den Rest zum Modul N1. Erkennbar werden dann zwei Kreise, die sich etwas unsymmetrisch überschneiden. Nun findet man aber selbst in Hütte I (Theoretische Grundlagen) unter ‚Zykloiden’ keine Übereinstimmung zu den Abständen der Punkte. Erst wenn man den Mittelpunkt zwischen M1 und M2 wählt, ergeben sich die Positionen der goldenen Punkte mit Abständen zu je 38 Grad. Der Rechner mit Astronomieprogramm zeigt nur die Überschneidung zweier Sinuskurve – danach wandern die Knotenpunkte in 19 Jahren zu je 19 Grad (19*18Grd57’=360 Grad). Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass es mich einige Kannen Kaffee und unzählige Blatt Papier und Pergamentbögen gekostet hat bis ich den Zusammenhang erkannt habe. Eben 1% Inspiration + 99 % Transpiration… Verbleibt: Wie erklärt man danach diese Darstellung einem ‚homo novus’. Als 720 Grad Abwicklung analog unserer Armbanduhr, sozusagen ein Datograph-Vorläufer der sächsischen Firma A. Lange & Söhne ? Ich wette, die außerordentlichen Entwickler der genannten Firma hätten ähnliche Probleme, wenn sie Ihren Mechanismus für ‚Jedermann’ verständlich erläutern müssten. Vielleicht findet sich ja bald ein fähiger Pädagoge, der die Zusammenhänge mit didaktischer Vorbesinnung allgemein verständlicher formulieren kann. Zu der Entwicklung von Piktogrammen, Ideogrammen, Silben und Buchstaben erlaube ich mir den Hinweis auf http://de.wikipedia.org/wiki/keilschrift Grüsse aus Köln Bernd Schomburg

Hallo Schomburg, findest Du die Vorbemerkung Deines Postings nicht selber etwas lächerlich? Wenn Du mit mir nicht in der Du-Form diskutieren willst, dann laß es bleiben. Sieh Dich im Forum (auch anderen) um, es ist die übliche Anrede. Es klänge ja auch bei manchen Niknamen ulkig, wenn ich z.Bsp. Sehr geehrter Herr Schlabberwutz ( Nutzername eines Forumsmitgliedes) schreiben würde. (Öwrigens bin ich ne eschte Köllsche-Jung. Isch weiß jo nit ob Du nur en Kölle wunns oder do jeboore bess. Wenn Du ököllsch Hetz häss, dann maach nit ö su enne Dress un stell Dich nit ö`su aan met Dingem Herr von und zu Schomburg. Kumm widder ob de Teppisch oder bes de ne Immi? Dann hetz de nit saaje solle, dat de us Kölle bes. Du blamiers jo de janze Innung.De Dr. Indiana Jones es Düsseldorfer. Watt soll dä fun uns Köllsche haale?) Nun aber zu Deiner Sonnenscheibe. Du kannst mir hier X und zwanzig Konstellationen und Berechnungen an den Kopf werfen (ich versteh sie ohnehin nicht), sondern Du solltest auf meine Argumentation eingehen.Wie stellst Du Dir den praktischen Gebrauch der Scheibe als Meßinstrument vor. Die Scheibe ist in drei Schritten hergestellt worden. 1) Nur mit Sternen, Sonne (Vollmond ?), Mondsichel und Plejaden (?). 2) Ergänzt mit den 2 Horizontbögen = Sonnenwendpunkte 3) Einarbeitung des Himmelsschiffes (?) und den ominösen Bohrungen. Das heißt, im Anfang war nicht mal eine Peilung für die Sonnenwende vorhanden. Man könnte bezüglich der Stellung der Plejaden zur Monddarstellung das Beobachten einer Sonnenfinsternis interpretieren. (eine solche fand 1639 v.Chr statt) Nur, kann man deshalb nicht die nächste mit der Scheibe berechnen. Die erlebte Sonnenfinsternis und das bildliche Festhalten dieses göttlichen Ereignisses könnte der Grund für das Anfertigen der Scheibe gewesen sein. Die Anbringung der Horizonte ermöglichte erst, daß die Scheibe nach den Sonnenwend- punkten einjustiert werden konnte. Dazu mußte man diese Punkte aber erst durch ein Observatorium ermitteln.Auf dem Mittelberg stand wahrscheinlich ein solches. Du siehst, zur Vermessung gibt die Scheibe keinen Sinn, sondern nur zur Darstellung der astronomischen Kenntnisse.Wenn Du den Tag der Sonnenwende nicht kanntest, war die Scheibe nicht mehr wert, als ein Kalender, wenn Du nicht weißt welcher Tag heute ist. Du kannst Dir dann einen x-beliebigen aussuchen. Glück, wenn es der richtige ist. Das später angebrachte Himmelsschiff (eine weltweit verbreitete mythische Vorstellung) verweist m.E. die Scheibe erst recht in den Kultbereich. Nun noch ein Wort zu Deinen 38 (39) Bohrungen. Ich habe mir die sehr scharfe Abbildung aus unserem Forum vergrößert und ich kann es drehen und wenden wie ich will, es waren ursprünglich 40 Bohrungen vorhanden. Wenn ich an der beschädigten Stelle den Lochabstand mit dem Zirkel abstecke, dann komme ich auf 40 Bohrungen. Alles andere (38 oder 39) ergibt eine Lücke, wobei die nicht sichtbaren 5 Bohrungen eh schon eine Hypothese sind. Damit wäre Deine Zyklenkoordinaten schon gestorben. Die Scheibe gibt einfach nicht mehr her als die Sonnenwendpunkte und möglicherweise die Darstellung einer Plejadenkonstellation vor einer Sonnenfinsternis.( wenn man da nicht auch mehr interpretiert als die Darstellung hergibt.) Berechnen konnte man die nächste aber damit nicht. Aber wo ist der schriftliche Hinweis für den Priester in X Generationen, der an dieser Konstellation die kommende Sonnenfinsternis erkennen soll? Du machst m.E. Zirkelschlüsse, wie auch bei Deiner Diskos-Entschlüsselung. Da erklärst Du, daß die Zeichen Piktogramme sind und Du bestimmst dann welchen Sinn sie haben. Aus den von Dir selbstgemachten Fakten phantasierst Du dann eine Priester-Story mit Jahrtausendkalender zusammen, die angeblich auf dem Diskos festgehalten ist.Bei der Scheibe wären 38 bis 39 Bohrungen ideal, ergo zählst Du auch entsprechend viele und Deine astronomische Berechnung geht mit selbst geschaffenen Fakten mal wieder auf. Auf Wikipedia brauchst Du mich nicht zu verweisen. Mit dem Diskos habe ich mich schon zusammen mit einem Althebräher vor 30 Jahren beschäftigt.Wir sind der Meinung, daß es sich um einen semitischen Dialekte handelt, in dem der Text abgefaßt ist. Die Zeichen halten wir für phonetische Zeichen im Sinne von Ta, Te, To, Tu u.s.w. Wenn man den Text in Zeilen aufgliedert springt einem auf der ersten Seite, rein optisch, durch die Wiederholungen eine typische Textfloskel des alten Orients ins Auge, die da heißt: "Ich König X, König von Y, Herr über das Land Z, Sohn des Großkönigs XX u.s.w. Aber, wie gesagt, das ist ein anderes Thema. Ja Jung, et deet mer leid, evver met denne Löscher muß Du Dich verzellt hann. Määt evver nix, drink enen drop, dann fällt de vielleisch ene ander Zyklus en, der ob veezisch Löscher pass. Isch hoffe, Du spresch´s trotzdemm noch met mir: Gruß un Fasteloovent zosamme! Herr von und zu Kurtenbach P.s. Im Netz werden noch einige astronomische Kalendarien angeboten, die angeblich aus der Scheibe ersichtlich sind. Einige sind so phantastisch, daß die NASA bald zugreifen wird, denn auf der Scheibe sind demnach alle Koordinaten, die sie für ihre zukünftigen Weltraumunternehmungen braucht in höchster Präzision verzeichnet. Eine Deutung finde ich allerdings bemerkenswert. Es ist bekannt, daß es außer Brust-Rücken und Armschilden auch kleine Handschilde gab. Sie waren hinten gepolstert und mit Leder bespannt (Bohrungen), an dem eine Handschlaufe war. Die Scheibe könnte ein solcher Prunkschild gewesen sein. Zusammen mit den beigelegten Prunkschwertern ergäbe das einen Sinn. Dazu Homer über den Schild von Achill: …und die Sonne, die unermüdliche und den vollen Mond und auf ihm (dem Schild) die Sterne alle, mit denen der Himmel umkränzt ist: Die Plejaden… Kann Zufall sein, ist aber einen Gedanken wert.

Lieber kurti, Du eschte Köllsche Jung-, ich finde erfrischend wie Du schreibst und vor allem WAS Du schreibst.- Auch ich bin weder Archäologe, noch Mathematiker noch Astronom sondern Jurist-ein 32 Jahre lang erfolgreicher Hamburger Zivilanwalt, der sich als Senior einer mittelgroßen Kanzlei in Österreich zur Ruhe gesetzt hat.- Ich bin “vorbelastet”: Als Ziviljurist bin ich gewohnt,genau hinzuschauen-und ich hatte einen Vater, der zur falschen Zeit und am falschen Ort germanische Vor-und Frühgeschichte lehrte und mir eine beachtliche Bücherei “zum Thema” hinterließ.- Das vorausgeschickt bin auch ich der Meinung, daß die Bedeutung der sog.HIMMELSSCHEIBE mißinterpretiert wird.Meine Kenntnis stammt direkt aus dem Katalog der Ausstellung, den mir Dr.Meller , den ich für einen karrieresüchtigen Ausstellungsleiter halte, mit einem “lieben” Anschreiben übermittelte.- In diesem Katalog sieht man deutlicher als im Internet, daß die Löcher am Rand der Scheibe gebohrt wurden, was man sicher schon in der späten Bronzezeit technisch konnte. Was “Bohren” heißt weiß ich.Ich habe mir mein Studium damit als Waggonschlosser bei Linke-Hoffmann-Busch in Salzgitter verdient.Von daher erlaube ich mir zu sagen: Wer in so sorgfältigen Abständen diese Scheibe am Rand anbohrte war ein schlichter Handwerker, der den Auftrag hatte, die “Scheibe” von innen mit Leder auszukleiden und sie auf diese Weise zu befestigen.Kurzum: Auch ich halte -mit Ihrem ungenannten “Gewährsmann”,lieber kurti,der Sie vermutlich Sie selbst sind-den “geschmiedeten Himmel” nicht für eine Fälschung, wohl aber mit Ihnen für einen “Schmuckschild”, wie er in der Frühantike üblich war.Es gibt Darstellungen solcher Schilde aus dem Heer Alexanders der Großen, aber selbst aus römischer Zeit.

Hallo Herr Kurtenbach, ‚Hallo Schomburg’! Ich mache hiermit Gebrauch von der Option aus dem zweiten Satz Ihres Schreibens. Bleiben Sie weiterhin gegrüßt aus Flensburg, Köln und Düsseldorf…

Hallo Festge, wie ich sehe, hinterfragst Du die Dinge auch nach realistischen Gesichtspunkten. Ich ärgere mich immer wieder über die Scheuklappensicht mancher Fachleute. Die Artikel über die astronomische Bedeutung der Scheibe sind durchwegs von Fachleuten bis hin zu Sternwarten und Astronomischen-Instituten ins Netz gesetzt worden.Was da alles an Innenkreisen,Außenkreisen, Ellipsen, Tangenten und Fadenkreuzen gezeichnet wird und angeblich in den paar Sterndarstellungen enthalten ist, geht auf keine Kuhhaut. Die Herrschaften fragen sich garnicht, warum der Schöpfer der Scheibe ein solches"rate mal was ist das Spiel" auf der Himmelsscheibe hinterlassen hat, anstatt die Kreise und Koordinaten gleich zu vermerken. Sie fragen sich auch nicht, welche Aufzeichnungen und Notizen in der jahrhundertelangen Beobachtungszeit notwendig gewesen wären, um zu einem angeblich so umfassenden, astronomischen Wissen zu kommen. Mit einem Observatorim aus eingerammten Pfählen kann ich zwar Markierungen setzten, aber was ich daraus schließe oder für die Zukunft ( oft erst in Generationen nach mir) erwarte, das muß ich notieren und dazu brauche ich eine Schrift. In Rätselbildern und überkommenen magischen Sprüchen geht das nicht.Dafür sind die Dinge zu kompliziert. Deinem, von Dir so geschätztem , Dr.Meller fiel bei der Deutung der Scheibe mal wieder nichts besseres ein, als ein Agrarkalender. Diese idiotischste aller Deutungen macht ja nicht mal vor den Linien von Nasca halt. Dabei bräuchte man sich nur folgendes zu überlegen, um eine solche Deutung für alle Observatorien auszuschließen: Der Jäger und Sammler brauchte keinen Agrarkalender und hat auch keinen in Auftrag gegeben, um zum Bauer umzusatteln. Der Bauer auch nicht, denn er war deshalb Bauer, weil er gesäht und geerntet hat. Hätte er nicht gewußt wann, dann wäre er kein Bauer gewesen und hätte ergo auch keinen Agrarkalender gebraucht, weil er dann eben nur Jäger und Sammler gewesen wäre. Diese Kalender dienten ausschließlich religiösen Zwecken. Es ist ein Unterschied, ob ich bei einem gewissen Sonnen-oder Sternenstand für die Saat oder die Ernte eine Zeremonie abhalte und die Götter um ein Gelingen bitte, oder ob ich den Kalender brauche, um zu wissen wann ich sähen oder ernten muß.Ich meine,wer von Henne und Ei zuerst da war, ist in dem Fall eindeutig geklärt. [i]" Wenn das Gestirn der Plejaden, der Atlastöchter, heraufsteigt, Fanget /i die Ernte an; die Saat dann, wenn sie hinabgehen. Sie sind vierzig Nächt und vierzig Tage zusammen Nimmer gesehen; dann wieder im rollenden Laufe des Jahres Treten sie vor zum Lichte, sobald man schärfet das Eisen." (Hesiod, deutsch von E.Eyth) Man sähte und erntete also nicht weil die Plejaden auf und abstiegen, sondern die Priester nahmen dieses Himmelszeichen der Götter zum Anlaß einen Bitt-oder Dankgottesdienst zu veranstalten. Deutlich wird das beim Siriuskult der Ägypter. Das Erscheinen des Sirius war nicht die Kalendermarke um zu sähen und zu pflanzen, sondern der Anlaß dafür war die Nilflut und der abgelagerte Schlamm. Das konnte jeder Bauer sehen und brauchte dafür keinen Siriuskalender. Da aber Sirius zu dieser Zeit erschien (die Flut leider nicht immer) nahmen die Priester das zum Anlass für Ihren Siriuskult. Man sollte also immer die Reihenfolge beachten, ehe man hirnlos etwas von Agrarkalendern faselt, ohne die ein Bauer nicht gewußt hätte wann er sähen und ernten muß. Er brauchte keine Sonnenwende, um zu wissen wann er sähen konnte, sondern das hatte er der Natur abgeschaut. Kam noch mal ein später Frost dazwischen, wars halt nichts mit der Ernte, da half ihm auch kein Agrarkalender. Das schließt nicht aus, daß man später Begriffe aus dem Festkalender verwendete, um eine Zeitangabe für eine Saat oder Pflanzung zu machen. Wie heute etwa "in der Osterwoche" oder " eine Woche nach Pfingsten". Deshalb war der Zweck dieses Kalendariums aber kein Agrarkalender. Aber ich bin mir sicher, daß diese Story noch generationenlang von den Kathedern gepredigt wird. Noch mal zurück zur Himmelsscheibe. Die Idee mit dem Handschild ist wirklich nicht von mir.( Sie ist zwar so gut, daß sie von mir sein könnte…Ha,ha,ha !!! Höre ich da jemand lachen?? ) Du kannst sie nachlesen unter: www.atlantis-schoppe.de/ himmelsscheibe.html Eine hervorragende Seite mit allem drum und dran, bis hin zur Restaurierungsarbeit, findest Du unter: www.archlsa.de/sterne/ Prof.Dr.W.Schlosser, der mit der Deutung der Scheibe beauftragt war, ist auch schon bis Homer und dem Schild von Achill gekommen. Er bemerkt dann weiter, daß Delos mit Heiligtümern übersäht ist und dort ebenfalls eine Drei-Hügel-Kulisse gegeben ist und Herodot sagt, daß dort die Hyperboräer (Nordleute ?) hochgeehrt lebten und starben. Man soll an ihren Gräbern noch lange geopfert haben. Sprich: “Nicht alles Wissen wanderte von Süd nach Nord !?” Es ist bewundernswert, daß er sich traut eine solche Bemerkung zu Papier zu bringen, denn das bringt einen schnell in eine gewisse Ecke. Obwohl die Ausgrabungen im Donauraum, auf dem Balkan und am Schwarzen mehr Bände sprechen. Ich erinnere an die Vincakultur und die Thraker. Die nachweislichen Kulturschübe, nach dem Einfall der Barbaren, dürften nicht nur durch frisches Blut gekommen sein, sondern ein bißchen Wissen dürften sie schon mitgebracht haben. Prof.Dr. Schlosser meint dazu: "Es scheint, als müßten im Lichte der Himmelsscheibe von Nebra manche Kapitel der Geschichte Alteuropas neu betrachtet werden." (Zitat Ende) Was die Sonnenverehrung anbelangt und vor allem, die Angst, sie könnte einmal nach dem Winter nicht mehr in voller Pracht am Himmel stehen, dürfte im Norden wohl eher seinen Ursprung haben, als im sonnigen Süden. Dort sind dann auch die Mondkulte häufiger vertreten. Um das aber gleich klarzustellen, ich bin kein Vertreter der Lehre von den germanischen Heilsbringern. Das Zentrum einer solchen Kultur siedele ich auch eher im Raum der Vincakultur an. Die Fachleute staunen zwar bei den Ausgrabungen immer wieder über den hohen Kulturstand des Balkans und des Schwarzmeerraumes, aber offensichtlich kann man sich nur vorstellen, daß alle Kultur von Sumer nordwerts gewandert ist. Ich meine, daß man seitens der Wissenschaft die Vincakultur bisher stiefmütterlich behandelt hat und sich kaum Mühe gibt eine Fortentwicklung zu rekonstruieren, die eine kulturelle Befruchtung Griechenlands und Kleinasiens, zumindest zum Teil, nach sich zog. Die Mykener und später die Dorer und Ionier waren ja nun auch keine hochgewanderten Sumerer.Genau wie die Hethiter und andere indogermanische Stämme, die immerhin das Pferd und den Streitwagen mitbrachten.Eine solche Entwicklung kommt ja nicht aus dem Nichts, sondern erfordert ein Mutterland in dem sie stattfand. Aber eigentlich ist das heute noch wie in der Antike, diese Länder liegen im geschichtslosen Dunkel des Nordens. Gruß Kurti P.s. Wie ich gerade sehe, sind Herrn Schomburg wohl die Koordinaten ausgegangen, um alle 40 Bohrungen zu belegen und dann noch einen passenden Zyklus zu finden. Da müssen wir wohl oder übel auf seine neue Entschlüsselung verzichten.

Lieber Kurti, obzwar ein alter Mann im 69.Lebensjahr bin ich mit Dir weitgehend einer Meinung, wobei ich einfach so unterstelle, daß Du wesentlich jünger bist als ich.- Mit Dir bin ich der Meinung, daß die beiden Schwerter und die “Himmelsscheibe” zusammengehören.Und kein vernünftiger Mensch sollte glauben, daß in der Bronzezeit jemand 2 Schwerter -Insignien der Macht- gemeinsam mit einem geheimnisvollen “Astrolabium” vergrub. Die “Bronzezeitler” waren doch nicht “deppert in der Melone” wie man in meiner österreichischen Wahlheimat zu sagen pflegt.Die haben-aus welchem Grund auch immer-Schild und Schwert begraben, wahrscheinlich mit einem “Großen Hansen”-um mit Luther zu sprechen-, dessen Reste verloren gegangen sind.- Aber, lieber kölscher kurti-nun muß ich Dir an den Wagen fahren auf die Gefahr hin, Dir “an de farf” zu gehen: Jäger und Sammler waren diese Menschen nicht! Sie betrieben nicht nur seit Jahrhunderten Ackerbau und Viehzucht, sie betrieben auch Erzabbau, Verhüttung, Waffenschmiede. Das Gebiet des heutigen Bundesstaates Sachsen-Anhalt hatte gerade auf dem Gebiet der Herstellung von Hieb-und Stichwaffen in der Bronzezeit eine ähnliche Bedeutung für Mitteleuropa wie das italienische Piombino gegenüber von Elba in der Eisenzeit. Das war einmal die Waffenschmiede der Etrusker und danach Roms.- Ich muß noch etwas weiter gehen: Ich bin im Besitz einer Sammlung diverser Steinbeile, von meinem Vater geerbt. 3 davon sind schwere Basalt-Äxte, Alter mindestens 7.000 Jahre. Jäger und Sammler brauchen solche Äxte nicht, aber sehr wohl Menschen, die einen Wald beseitigen wollen, um dort zu siedeln und Ackerbau zu betreiben. -Und ich habe ein weiteres Beil: Alter ca.5.000 Jahre, Jadeit, ganz ähnlich dem sog.“Hortfund” von Mainz-Gonsenheim.- Über diese kleinen Schmuckbeile gibt es in der wissenschaftlichen Welt offenbar keine Meinung. Einig ist man sich lediglich darüber, daß sie einmal in der Jungsteinzeirt “Insignien der Macht” waren. Auch ich glaube das.Und das widerfährt uns in kitschigen US-amerkinanischen Filmen , wenn das Liktorenbündel mit der AXT in die Arena getragen wird. -Hältst Du es für abwegig, daß es schon in der Jungsteinzeit Riten mit der AXTin dieser Art gegeben hat ?-

Lieber Festge, entschuldige, daß ich erst jetzt antworte, aber mein Wochenendausflug hat sich etwas in die Länge gezogen, weil widrige, karnevalistische Umtriebe mich an der Heimfahrt gehindert haben. Apropos Heimfahrt, warum willst Du mir eigentlich in die Karre fahren? Lies bitte genau durch, was ich über den "Agrarkalender geschrieben habe. Ich habe die guten Leute von Sachsen-Anhalt nicht in die Jagdgründe geschickt, sondern erklärt, daß weder die Himmelsscheibe noch sonst ein “Astrolabium” als “Agrarkalender” dienten. Herrn Dr.Meller war ja zu der Scheibe nichts besseres eingefallen, so wie anderen nichts originelleres zu Stonehenge einfällt. Zuerst mußte mal gesäht und geerntet werden, ehe man feststellen konnte, daß zu dieser Zeit die Plejaden auf-bzw. abstiegen. Ist doch logisch oder? Der Priester stellte bei seinen Beobachtungen der Sonnenbahn und der Mondbahn, dann gewisse astronomische Ereignisse fest und nutzte sie für seinen Hokuspokus.Das geschah aber viel später, denn es sind uns keinerlei Astrolabien jeglicher Art für das 5-6000 Jahrtausend v.Chr. bekannt. Nicht mal die so klugen Sumerer haben uns mit ihrer Schrift einen Agrarkalender hinterlassen und zu dieser Zeit gab es ja schon lange den Ackerbau. Fest stehen dürfte aber, daß die Menschen damals Sonne und Mond verehrten. Insbesondere die Sonne als Licht- und Wärmespender und Garant für alles Leben. Solche Bauten wie Stonehenge und ihre möglichen hölzernen Vorgänger ergaben aber auch erst einen Sinn, wenn die Leute seßhaft waren. Herumziehende Jäger und Nomaden konnte man für eine solche Bautätigkeit bestimmt nicht gewinnen. Erst eine angesiedelte Bevölkerung mit Dorfstrukturen und einer zentralen Obrigkeit hatte ein Interesse an einem Kult- und Tingplatz dieser Art. Die waren aber ohne Stonehenge dann schon Bauern und Viehzüchter. Wann sie sähen mußten, hat ihnen die Beobachtung der Vegetation verraten und sichere Anzeichen wie der Kranichflug, die Graugänse und das Einfallen der ersten Enten auf dem See. Bei langen, kalten Wintern hätte sie ihr "Himmelskalender" falsch beraten. Da waren die Zugvögel und ihre eigene Erfahrung zuverlässiger. Hier Hesiod zu zitieren, wäre genau so, als würde man aus dem Lied “…im Märze der Bauer die Rößlein anspannt…”. schließen, daß unser Kalender ein Agrarkalender ist. Die Kalenderentwicklung in anderen Hochkulturen beweist auch eindeutig, daß der Sinn der ganzen Himmelsbeobachtung im religiösen Kultbreich lag. Sogar die immer als bahnbrechend zitierten Sumerer haben vornehmlich Astrologie mit ihren Beobachtungen betrieben. Daß dazu auch Bitt- und Dankfeste für Saat und Ernte kamen, gehörte zum Spektakelum der Priester, denn sie mußten Wert darauf legen, daß ohne die Götter nichts ging. Nach den Gottesdiensten wurden dann Eier,Schafe, Fisch und Getreide gesammelt, denn ein Priester mußte ja auch leben. In diesem Sinne war Stonehenge für die dort amtierenden Priester im wahrsten Sinne des Wortes ein “Agrarkalender”. Du siehst, ich habe den Bauern von Sachsen-Anhalt gar nichts getan und hoffe, daß Du mich jetzt weiterfahren läßt. Übrigens, in den Net-Foren wird die Ansicht, daß es sich bei der Scheibe um einen Handschild handelt, immer häufiger diskutiert. Allerdings wird das wahrscheinlich nie bis Halle/Dessau vordringen oder gar zur Diskussion gestellt. Aber vielleicht geschehen doch noch Zeichen und Wunder. Meine Hoffnung setzte ich da auf Prof.Dr.Schlosser, der ja immerhin schon bis Homer und dem Schild von Achill vorgedrungen ist. Man kann ihm nur wünschen, daß er nicht darüber stolpert. Nun aber zu Deiner Frage bezüglich des “Liktorenbündels”. Um das wenigstens hypothetisch zu beantworten, muß man sich erst klar werden, was das Bündel war. Ursprünglich waren es Reisigruten, mit denen die Liktoren ( Leibwächter ?) dem Würdenträger den Weg frei “schlugen”. Es sollte weh tun, aber nicht zu argen Verletzungen führen. Dieses Rutenbündel war ein Werkzeug der exekutiven Strafgerichtbarkeit zum Auspeitschen. Hineingebunden wurde dann ein “Opferbeil”. Diese Beilform, mit vertikaler Schneide und dem kurzen Vierkanthammer an der Rückseite, kennt man durch Funde an Opferaltären. ( z.Bsp. Kastell Koblenz-Niederberg.) Das die Hinrichtungen mit einem “Opferbeil” vollzogen wurden erscheint mir wichtig. Ursprünglich wurden solche öffentlichen Hinrichtungen m.E. als “Opferung” betrachtet. Hier hatte ein Mitglied der Gemeinschaft auf`s schwerste gegen die von den Göttern gegebene Ordnung für das menschliche Zusammenleben verstoßen. ( z.Bsp. unsere 10 Gebote Gottes) Die Gemeinschaft wollte den Göttern beweisen, daß sie Wert auf die Einhaltung der “Göttlichen Ordnung” legte und bereit war, das Leben des Übeltäters zu opfern. Dem gleichen Gedanken entsprangen m.E. auch die “Menschenopfer”, die uns aus allen Kulturen bekannt sind. Bei Naturkatastrophen hatte man das Gefühl, gegen die göttliche Ordnung verstoßen zu haben und opferte keine Tiere, sondern Menschenleben als das höchste, was man opfern konnte.Für die Gemeinschaft stellten sich dann “Freiwillige” als Übeltäter und Opfer zur Verfügung. Der Unterschied besteht nur darin, daß im ertsen Fall der “konkrete” Übeltäter geopfert wird und im zweiten Fall, für die Gemeinschaft als den Übeltäter, die “stellvertretenden” Übeltäter. In der frühen, römischen Republik wurden Verbrecher “den Göttern überlassen”, das hieß, sie wurden als " Opfer " exekutiert. (Laut Plinius wurden Menschenopfer 96 v.Chr. abgeschafft.) Mit der Zeit ist der ursprüngliche “Opfergedanke” der Staatsräson bzw. religiösem Fanatismus gewichen. Übrig geblieben ist aber das “Opferbeil” im Liktorenbündel als Insignum über Leben und Tod entscheiden zu dürfen. Wer dieses Beil trug, hatte, frei nach James Bond, die “Lizenz zum Töten”. Man muß m.E. vom staatlichen Machtsymbol zurückgehen auf den Opferritus, um Zusammenhänge in der Steinzeit zu suchen. Wenn wir weiter zurückgehen in die Bronzezeit, dann begegnen wir dem “Opferbeil", im Zusammenhang mit einer Menschentötung, bei Iphigenia wieder, die von Diana vor dem “Opferbeil” gerettet wird. Auch wenn das nur Literatur ist, so ist es doch in den Köpfen der Menschen drin und dürfte zu dieser Zeit auch Realität gewesen sein, wie nachgewiesene Menschenopfer auf Kreta zeigen. Wenn aber geopfert wurde ( egal ob Tier oder Mensch), dann gab es auch jemand, dem dieses Ritual oblag. Von Kelten und Germanen wissen wir, daß Druiden und Schamanen für die Durchführung und Überwachung von Opfern und Menschentötungen verantwortlich waren. Allerdings lagen die Dinge bezüglich der Tötung in den eigenen Reihen etwas anders, als bei der,meist brutalen, Opferung von Gefangenen. Aber Kelten und Germanen sind hier für unseren Raum auch nicht maßgebend, weil sie nicht die Träger unserer Stein-u.Bronzezeitkultur sind. Sie sind gewissermaßen spätere Quereinsteiger, wenn das auch manchen Leuten nicht in den Kram paßt.(Ich halte mich da an die Linguisten) In der Mitte des 3.Jahrtausends v.Chr. kam es jedenfalls in ganz Europa (Schnur-u.Glockenbecherkultur) zu der Herausbildung einer Hierarchie. Darauf lassen jedenfalls die vermehrten, mit reichlichen Grabbeigaben ausgestatteten Einzelgräber schließen. Die Häuptlingsgräber der Aunjetitzer-Kultur sind hier besonders interessant. Die Gräber in Mitteldeutschland sind auf denen des Neolithikums aufgebaut. Es scheint so, als bezeugt sich dadurch eine Führungshierarchie bis in die Steinzeit. Neben Bronzebeilen und Äxten wird nur in den Häuptlingsgräbern auch noch eine Steinaxt beigelegt. Das ist auch für den Norden belegt. Das Beil und die Axt scheinen jedenfalls als Zeichen der Häuptlingswürde eine Rolle zu spielen. Man könnte das Beilegen einer Steinaxt als Symbol deuten, das kundtun sollte, daß schon die Väter die “Häuptlingsaxt” trugen ! ? Warum sollte man ansonsten zu Bronzebeilen und verzierten Bronzeäxten, die sogar in Einzelfällen aus Gold waren, eine längst überholte Steinaxt legen?? Ein Beispiel, daß Äxte ein Kult-u.Statussymbol waren, ist die Kultaxt von Krottenthal, die mit ihrer geschweiften Schneide an die Äxte erinnert, die man von den Felsbildern her kennt. Die dargestellten Personen mit der Axt lassen schon an ihrer Größe erkennen, daß es Häuptlinge oder Priester sind. Manche Abbildungen deuten auf einen Opferkult hin. Im Zusammenhang mit der Aunjetitzer-Kultur wurden im Moor Leichenteile gefunden, die Probst für ein Zeichen von Kannibalismus hält. Frau Peter-Röcher spricht hingegen von religiösem Kultmahl. Hinweise für Menschenopferungen liefert auch die Kyffhäuserhöhle, die Diebeshöhle bei Uftrungen und die Brunnen von Nedlitz.Ein Skelett mit daneben liegendem Kopf wurde in einem Hügelgrab bei Grockstedt gefunden. Unter der Gönnersdorfer Kirche fand man Skelette, deren Köpfe das typische Einschlagsloch einer Streitaxt hatten. Da auf ehemaligen Kultplätzen häufig Kirchen gebaut wurden, kann man Kriegsopfer eigentlich ausschließen. Fachleute vermuten auch in den Knochenfunden der Sauerlandhöhlen und anderer Kulthöhlen des Neolithikums Menschenopfer. Wenn man das mit den häufig in Höhlenmalereien anzutreffenden “Männchen mit den Hackebeilchen” sieht, könnte man den Kreis zum “Liktorenbeil” , was ja auch ein Opferbeil war,schließen. Aber wie eingangs schon gesagt, das ist reine Spekulation, unter die man nur die österreichische und bayerische Form des” Quod erat demonstrandum " setzen kann, die da heißt: "Nichst genaues weiß man nicht!!" Liebe Grüße, in bester Karnevalslaune, Kurti P.s. Was unser Alter anbelangt, bist Du tatsächlich ein “Grufti” gegen mich. Ich bin immerhin 12 (in Worten = zwölf) Monate jünger als Du.

Hallo Kurti, ich möchte eure interessante Unterhaltung nur kurz stören. Ein Punkt hat mich gestört. Du schreibst, es seien keine “Astrolabien” aus dem 5./6. Jahrtausend bekannt. Nun ja das Gegenteil ist der Fall. Vielleicht sind dir die großen bandkeramischen Erdwerke (Kreisgrabenanlagen) bekannt. Sie datieren sämtlichst in einen schmalen Zeithorizont von etwa 4900 bis 4800 v. Chr. und treten europaweit auf. Der Ursprung könnte im heutigen Österreich zu vermuten sein. Im Katalog zur (leider überhaupt nicht gelungenen) Ausstellung in Halle vermerkt man dann auch ein Grabenwerk (hab den Namen vergessen, aber spielt hier eh keine Rolle). Meiner Meinung nach haben aber die Scheibe von Nebra und diese Art der Anlagen nichts miteinander zu tun. Was die Bedeutung der Anlagen angeht: bis heute ungeklärt. Was auffällt, ist in vielen (nicht allen!!!) Fällen eine Ausrichtung nach Himmelsrichtung u.ä. Aber wie du schon erwähnt hast - ein derartig aufwendiges Bauwerk baut man nicht, um zu Erkenntnissen über die Gestirne zu gelangen, sondern baut seine Kenntnisse mit ein. Ich glaube, dass auch eine schriftlose Gesellschaft fähig zur Weitergabe von Wissen ist. In erster Linie betrifft dies sicher das tägliche Leben. Wer von uns, weiß heute denn schon noch, welche Holzart wofür geeignet ist oder welche Kräuter man wofür verwendet (außer Spezis und wißbegierige Archäologen;-))? Ähnliches gilt auch für den Jahresrhythmus und die Frage nach Saat und Ernte. Die Bedeutung des Kultes erwächst wahrscheinlich daraus, dass Modelle zum Verständnis der Welt geliefert werden. Man sieht, was passiert, weiß aber nicht warum. Insofern ist die “Sternenscheibe” ein ideales Kultobjekt. Wozu eine Anleitung? Heute weiß auch jeder, wie ein Wasserhahn bedient wird (zugegeben simples Beispiel), ohne dass eine Gebrauchsanleitung herangezogen werden müßte - man lernt es von den Eltern. Wenn man so will, die einfachste Form der Tradierung. Ich versteh immer nicht, warum man Schrift voraussetzen will, um eine komplex strukturierte Gesellschaft annehmen zu können… Zur Nutzung als Handschild - rituell meinetwegen. Wirklich in Benutzung - nö. Keine Spuren für Kampf und außerdem äußerst unpraktisch. Es ist ja in der Mitte am dicksten - um auf Holz aufgenagelt zu werden, mehr als ungünstig. Und dass es an irgendwas befestigt war, ersieht man aus den umlaufenden Durchlochungen. Nun lassen wir Herrn Meller und Konsorten spekulieren. Falls einer von denen das hier liest - was haben Sie sich mit dieser Ausstellung gedacht (mein extrem schlechter Eindruck hat sicher mit der absolut un-engagierten Führung zu tun oder hat schon mal jemand erlebt, dass eine einfache Hockerbestattung im Schatten eines “Fürstengrabes” als Looser betitelt wird???)???

Hallo Anni, Du störst auf keinen Fall, im Gegenteil, meistens komme ich mir hier vor wie in der Arena des Kolosseums. Zwei “Gladiatoren kämpfen” und die Gemeinde schaut zu. Wie ich sehe, sind wir im großen und ganzen einer Meinung. Was die "Astrolabien" angeht hast Du recht, wenn man die Ringanlagen als solche bezeichnen will. Meine Sicht der Dinge und meine Kritik ging aber speziell in Richtung “Agrarkalender.” Weder Kyhna = Sommer-und Wintersonnenwende, noch Goseck = Wintersonnenwende , sind als Agrarkalender von Nutzen. Was soll ein Bauer mit dem 21.6 und dem 21.12 anfangen? Interessant wäre die Tag- und Nachtgleiche (Ost und West) am 21.3 gewesen, aber die ist nicht vorhanden. Da in Goseck nur die Wintersonnenwende (SO und SW) vorhanden ist, überzeugt mich das erst recht davon, daß es sich um Sonnenkultplätze handelte, denn in dieser Zeit galt es “zu beten”, damit die Sonne bald wieder in alter Pracht scheint. Daß man später Kultplätze und Agrarfeste miteinander verbunden hat, steht außer Zweifel, aber die ewige Leier, daß man den ganzen Zirkus veranstaltet hat, um zu wissen wann man Radieschen sähen muß, ist einfach lächerlich und unlogisch. Was das Weitergeben von Wissen ohne Schrift anbelangt, bekommst Du meine volle Zustimmung, in dem von Dir abgesteckten Rahmen. Ich sprach aber von “Wissenschaft”. Wenn Du Dir die Artikel von unserem “lieben Schomburg” und anderen über das durchliest, was die Scheibe alles hergeben soll, dann geht das nicht mit auswendig gelernten Reimen, die ich über Generationen weiter gebe. Vor allem muß ich mir selbst Notizen machen, ob meine Vermutungen in X Jahren tatsächlich eintreffen oder ob ich mich geirrt habe u.s.w. Jedenfalls sind alle umfangreichen Kalendarien und Sternkonstellationen erst lange nach der Einführung der Schrift aufgezeichnet worden. Wenn Herr Schomburg uns in X Seiten und ausführlichen Zeichnungen klar machen muß,was man alles aus der Scheibe ersehen, errechnen und vorhersagen kann, dann frage ich mich eben, wie das unsere Ahnen ohne Schrift und Aufzeichnungen gemacht haben sollen. Ich, mit meiner PISA - Bildung des 21. Jahrhunderts, habe es trotzdem nicht kapiert. Wie gesagt, es war nicht die Rede von den Sonnenwendpunkten, die ich im Laufe des Jahres mit ein paar Stöcken herausfinden und meinem Steinzeit-Sohn (ohne Abitur) verklickern kann, damit das wertvolle Wissen für die Nachwelt nicht verloren geht. Was nun die Scheibe als vermuteter Handschild angeht, war ja auch nur die Rede von einem Prunkschild. Was nun die Wirksamkeit eines solch kleinen Schildes anbelangt, unterschätzt Du ein solches Ding als Abwehr zum Umlenken eines Hiebes oder Stiches. ( In asiatischen Kampfsportarten wird nur die Handkante gegen den Unterarm des Gegners geschlagen und abgleiten lassen.) Nimm mal einen großen Pottdeckel und probier es aus. Deine Schlußbemerkung über Halle/Dessau klingt ja nicht gerade begeistert. Ich war selbst noch nicht da, aber meine Bekannten waren auch eher enttäuscht als voll des Lobes. (Zugegeben, die meisten waren auch archäologisch uninteressiert und wollten die Sensationsscheibe nur mal in natura sehen.) Man vermarktet halt nach der Methode Zirkussensation:" Kommen Sie rein und staunen Sie, hier sehen Sie, was Sie noch nie gesehen haben!" Aber gut, was soll`s, die Putzfrauen des Museums sind schließlich teuer. Gruß, Kurti