Moorleiche - Das Mädchen von Windeby

Gestern abend (21.07.04) um 22.00 Uhr im ZDF kam ein Bericht über das “Mädchen von Windeby”, Deutschlands wohl bekannteste Moorleiche. Aufgrund von neuen, technischen Möglichkeiten war jetzt die Aussage, daß das “Mädchen” sehr wahrscheinlich ein JUNGE aus dem 1. Jahrhundert nach Christus ist. Dies Aussage stützt sich auf die auffallenden Augenwülste des Schädels sowie die Beckenform. Letztendliche Gewissheit gibt es noch nicht, aber es wird in einem amerikanischen Labor versucht, mittels eines Stücks des Konchenmarks die DNA zu rekonstruieren. Was haltet ihr davon?

Hi hier mal was zu lesen dazu http://www.welt.de/data/2004/07/23/308923.html Was mich verwundert ist, dass es scheinbar so schwierig ist das Geschlecht der Leiche zu bestimmen, normalerweise läßt sich das doch ganz gut an der Form des Beckens festmachen (Knochen nicht erhalten?). Das bei Mumien der “kleine Unterschied” nicht immer auf den ersten Blick erkennbar ist hat uns ja schon “Ötzi” gezeigt. Bei der natürlichen Mumifizierung hatten sich dort die äußeren Weichteile so stark zurückgebildet, dass sogar Stimmen laut wurden, er wäre ein Eunuch gewesen (Was auch damals ganz gut zur Theorie passte, er wäre eine Art Schamane gewesen). Wie dem auch sei die schaurig schöne Geschichte der blutjungen Verführerin und ihres doppelt so alten Buhlen ist wohl nun endgültig auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet. Aber was solls… das neue Bild der Alten Geschichte ist mindestens ebenso schaurig… bis denn rotago

Wenn ich mich recht erinnere Wurde gesagt, das die Bestimmung an Hand der Beckenknochen nur bei Erwachsenen sicher ist. Bei Kindern und Jugendlichen sind hier wohl noch wachstumsbedingt veränderungen zu erwarten. Dadurch ist keine sichere Bestimmung vor dem ende des Wachstums möglich. Man korrigiere mich, wenn ich es falsch verstanden haben sollte…

Hi Alex T. Hab den Fernsehbericht nicht gesehen, sondern “nur” die Zeitungsmeldungen gelesen… Könnte schon hinkommen, was Du meinst… Persönlich bin ich davon ausgegangen, dass ca 15 Jahre schon relativ ausgewachsen ist und deshalb eine Geschlechtsspezifikation anhand des Beckens möglich sein dürfte. Aber ich bin kein Anthropologe und deshalb auf diesem Terrain natürlich absolut fehlbar:-*> Was mir spontan durch den Kopf ging, war die Frage, ob überhaupt aussagekräftige Skeletteile des Beckenbereichs vorhanden sind. Die Knochenerhaltung bei Moorleichen ist nämlich längst nicht so gut, wie die der Hautpartien. (Das liegt an der Zusammensetzung des Moorbodens) bis denn rotago

Also wenn mir die mal so die Mädels auf der Straße vorstelle, dann denke ich schon, das die endgültige ausbildung der Beckenknochen sich hinziehen kann. Die im Fernsehbericht gezeigten Knochenteile waren zwar nicht unbedingt vollständig, aber ich würde mal schätzen, das sie durchaus für eine “Beckenbestimmen” ausreichend waren. Auch wenn es sicherlich nicht sehr ins detail gehend war, so war die Sendung doch recht interessant, und hinterfragte die Archäologie bzw. die Arbeit ( oder das einfach machen der selben) durchaus skeptisch. Mir stellte sich spontan die Frage, wo noch überall ein “bequemer” weg gegangen würde…??

Soweit ich das jetzt noch praesent habe, ist bei Maedchen das HOEHENwachstum bis etwa zum 16. Lebensjahr abgeschlossen. Knochen und innere Organe wachsen aber noch bis Anfang 20. Also sozusagen Breitenwachstum :slight_smile: Claudia G.

Alles interessante Ansichten und Beiträge. Aber (laut Forschung) wurde das Kind nur ca. 14 Jahre alt, anhand der Knochen (ähnlich wie bei den Bäumen die Jahresringe) konnte nachgewiesen werden, daß es in diesen gerade mal 14 Jahren 12 Hungerjahre durchlitt. Folgen waren vermindertes Wachstum oder sogar Wachstumsstillstand.

Ich hab gelesen, dass es durch die verschiedenen Körperzeichen (geballte Faust mit Daumen zwischen Ring,- und Zeigefinger und die einerseits rasierten Haare und andererseits 2cm Haarlänge) wohl eine Ehebrecherin oder ähnliches sein soll…also ein Mädel. Oder ist das widerlegt?:open_mouth:

Ach, das ist nur eine von vielen Theorien. Es hat sich herausgestellt, daß die Hand des Individuums in Fundlage völlig anders konstituiert war. Die Sache mit der Feige (Daumen zwischen den Fingern) wurde der Leiche also erst nach der Bergung beigebracht, um eben die abenteuerliche Theorie der Ehebrecherin zu unterstützen (so die neuesten Erkenntnisse aus Fachkreisen). Zu den Haaren, diese sind nur auf einer Seite des Kopfes rasiert. Man geht auch hier inzwischen von einer unsachgemäßen Bergung aus, so ein Spaten kann bei fahrlässiger Anwendung böse Schäden hinterlassen… Es gab eben Zeiten in denen um jeden Fund ein großes Geheimnis mit noch größerer Geschichte gemacht werden musste, um die gewünschte öffentliche Aufmerksamkeit zu erlangen. Traurig aber wahr, zum Teil ist es ja heute immer noch so (siehe sensationsheischende Berichte in den Medien). Also wie generell im Leben, nicht alles glauben… ruhig auch mal hinterfragen. :wink: Viele Grüße, Jonas

ja so ist das wohl in diesem fach;-) aber das ist es was es so spannend macht, wir können eben nur vermuten… lg!