Ehre

hi, hat einer von euch eine Ahnung, was die Völker der Antike genau unter Ehre verstanden und wie ernst sie sie nahmen??? ciao lion

guten tag lion, deine frage ist viel zu allgemein gehalten um sie sinnvoll beantworten zu können. “völker der antike” gibt es ja viele mit sehr unterschiedlichen weltanschauungen, welche sich mitunter im verlaufe der jahrhunderte auch änderten. welche ehre ist gemeint, die persönliche, die eines volkes, eines stammes, oder gar die ehre gottes? ich halte es für falsch, begriffe und vorstellungen unserer modernen welt in die antike zu transportieren und sie dort nach heutigen vorstellungen zu analysieren. um antike völker verstehen zu können, müssen wir versuchen uns in ihre gedankenwelt hineinversetzen. ich bin mir nicht sicher ob es dort einen begriff wie “persönliche ehre” überhaubt gibt. nur einmal 2 beispiele deren verständnis uns im heutigen begriffe völlig fremd ist. aus mesopotamien ist uns überliefert, daß es vereinzelt völlig selbstverständlich ist, seinem herrscher und könig in den tod zu folgen. solch ein tod wurde als eine außerordentliche, nennen wir es mal “ehre”, verstanden. als zweites beispiel sei auf die kelten hingewiesen, welche unter völliger mißachtung der eigenen persönlichkeit im zweikampf den eigenen tod billigend in kauf nahmen. eine sogenannte “ehre” spielte dabei überhaupt keine rolle. mit allerbestem gruß max

hi, aber andererseits galt es bei den kelten doch auch wieder als ehrlos, dem kampf auszuweichen, egal ob es dabei um die familienehre ging oder die persönliche. aber um meine frage genauer zu definieren: ich soll für deutsch ein referat über die ehre schreiben und auch die anschauungen in den verschiedenen epochen bei verschiedenen völkern mit einbeziehen. im internet hab ich zur ehre in der antike nicht wircklich brauchbares gefunden, die anderen zeiten waren da ergiebiger. ich brauche noch material über die römer oder griechen, wobei auch asiatische anschauungen gehen. dabei geht es mir nicht um das volk, sondern die veränderung der vorstellung, die sich damit verband gruß lion

Hallo, aus dem asiatischen Raum gibt es auch die verschiedensten Definitonen, was Ehre betrifft. Man kann es nich verallgemeinern, da hier Kulturkreis, Philosophie und Mythologie entscheiden. Eine interessante Definition kann man aus dem chinesischen Tao te king von Lao Tse entnehmen. “Ehre ist den rechten Weg zu kennen. Der rechte Weg ist beständig tatlos und dabei bleibt nichts ungetan. Wären die Fürsten und Könige fähig, ihn zu behüten,…” Um einen dieser vielen Sprüche zu zitieren. In dieser Philosophie ist mit Ehre das Gegenteil von dem gemeint, wie in einer Kriegergesellschaft, der der Kelten z.B (wobei aber die Druiden wiederum im Kontrast dazu standen). Auch inerhalb des antiken Chinas stellte diese Philosophie den Kontrast zur Kung dse Philosophie dar. Beide Philosophien haben das geistige Gleichgewicht Chinas von der Antike bis heute geprägt. Also Ehre kann so oder so definiert werden. Vor 3.000 Jahren gleich wie heute. Grüße aus Wien Celtoi

guten tag liebe freunde, guten tag lieber celtoi, celtoi schreibt:" in einer kriegergesellschaft der kelten.( wobei aber die druiden wiederum im kontrast dazu standen)" so kann ich in der gesellschaft der keltischen stämme keine reine kriegergesellschaft erkennen. so gelten die kelten zwar als kriegerisch, aber durchaus gleichwertig auch als qualifizierte ackerbauern, viehzüchter und auch handwerker. eine reine kriegergesellschaft kann dieses wohl nicht leisten. ebenso war innerhalb eines stammes wohl kaum eine relevante tätigkeit ohne zustimmung der druiden möglich. vielleicht kann celtoi nochmal erklären warum er die druiden im kontrast sieht. zur frage der ehre von griechen und römern liegen mir leider keine weiteren erkenntnisse vor mit allerbestem gruß max

Hallo Max, vollkommen richtig Max. Die Kelten waren natürlich keine reine Kriegergesellschaft. Im Gegenteil. Sie waren nicht nur Gleichwertig, sondern in vielen Dingen anderen Kulturen überlegen. Nicht umsonst haben sie sich einen gewissen Wohlstand angeeignet, wovon die vielen Fürstensitze der Hallstatt - und Latenekultur zeugen. Sie beherrschten z.B. den Salzabbau wie keine andere Kultur in diesem Zeitraum. Die Kelten zählen wohl noch immer zu den am meisten unterschätzen Kulturgruppen der Antike. Leider auch durch die Propaganda der Gegner in der Antike, die nicht selten die Schrift als Waffe verwendeten. Zu oft wurden sie als wilde Barbaren bezeichnet, was durchaus noch heute in unseren Köpfen ist. Nun zu meinen Vergleich, der wie jeder, wenn man nicht ins Detail geht oft hinkt. Der Ausdruck Kriegergesellschaft ist insofern zutreffend, da man in den Gräbern der Hallstatt - und Latenekultur fast immer Waffenbeigaben gefunden hat - auch zu Friedenszeiten, z.B. am Dürrnberg bei Hallein. Und nicht nur in Fürstengräbern sondern auch in den einfachen Gräbern. Also als Beigabe von Viezüchtern, Bergleuten, Wagnern, etc. Die Waffe, aber auch der Kampf war Teil der Kultur. Kaum ein Fund bringt den Alltag der Kelten so nahe, wie die Bronzesitula von Kuffern. Die Bilder zeigen hauptsächlich Darstellungen von rituellen Kämpfen: zu Pferd, zu Streitwagen und faustkampfähnliche Wettstreite. Kampf war eng mit dem Glauben verbunden. Deswegen glaube ich ist Kriegergesellschaft nicht als das negative zu verstehen, was wir heute als kriegerisch bezeichnen. Es war Ritus, eben Ehre, ein Teil der Kultur, wie der Ackerbau und der Salzabbau ein Teil der Kultur war. Einen Samurai sehen wir ja heute auch mit Ehrfurcht und Respekt an, obwohl er ein Krieger war. Bei den Druiden wird es da schon schwieriger. Sie waren die geistige Elite, die Allwissenden. Nur, wenn man allen antiken Überlieferungen Glauben schenkt, kämpften sie nie um zu töten, aber sie entschieden über Krieg oder Friede, waren der Kunst des Schwertkampfes trotzdem mächtig. Sie hatten wohl auch mehr Macht als Fürsten. Nicht umsonst bezeichnet Cäsar die Kelten als heldenhaft, natürlich um seinen Triumph in Gallien noch mehr aufzuwerten, aber von den Druiden hatte er anscheinend wirklich er(furcht). Sonst hätte er wohl keinen Grund gehabt das Druidentum zu verbieten. Und um auf die Ehre zurückzukommen und warum ich gemeint habe, dass die Druiden im Kontrast dazu stehen. Nun die Druiden waren eben die geistige Elite. Das Wort Ehre, falls man es überhaupt so in die Antike deuten kann, hatte wohl eine andere Bedeutung für sie, als für den Rest des Stammes. Sie waren vielleicht so, wie Lao Tse und Kung Dsje für das gemeine Volk. Ehre war aber wohl für den Stamm wichtig. Jeder Stamm hatte seinen eigenen Teutates. Die Uneinigkeit und die Kämpfe der Stämme untereinander ist vielleicht ein Indiz, dass verletztes Ehrgefühl oft durch ein falsches Wort herbeigeführt zum Kampf führte. Natürlich nie ohne Grund. Krieg hatte schon immer einen wirtschaftlichen Hintergrund. Das wahr aber wahrscheinlich nur dann Ehrenhaft, wenn man die Oberhand über den anderen Stamm behielt :-). In diesem Sinne wollte ich die Kelten keineswegs als Streithanseln darstellen. Grüße aus dem verschneiten Wien Celtoi