Hilfe bei Skulpur/Säulenfragment

Hallo Zusammen,

hoffe Ihr könnt etwas Licht ins Dunkel bezüglich dieses Objektes bringen. Es ist 57cm hoch und 23 x 23cm breit. Es stammt aus dem Antikenhandel, wo es Mitte der 1970er Jahre erworben wurde. Es ist mit 1577 datiert. Auffällig sind der sehr archaisch wirkenden Maskarone am oberen Teil des Objektes. Könnt Ihr etwas zur Funktion und geographischen Einordnung beitragen? Könnte das Stück älter sein, als es die Inschrift wiedergibt?

 

Besten Dank und Grüße

Andreas

Hallo,

zur zeitlichen Einordnung kann ich leider nicht viel beitragen, pflichte Dir bei, dass die oberen Köpfe für mich eher älter (romanisch?) aussehen, wobei aber die unteren Köpfe durchaus in die Renaissance passen könnten.

Allerdings habe ich das abgebildete Steinmetzzeichen schon einmal gesehen - weiß nur nicht mehr wo - werde bei Gelegenheit  Aufnahmen danach durchschauen…

Viele Grüße

Danke für die Rückmeldung. Wäre spannend wenn Du es finden würdest.

Beste Grüße

Andreas

@Horsa

Der Kunststil ist sicherlich romanisch. Die Jahreszahl (?) könnte bedeuten, dass es sich um eine spätere Renovierung oder Erweiterung eines  Gebäudes  handelt. Es könnte z.Bsp. auch  ein Teil einer Brücke sein wie hier.                                                                    

Die Brücke der vier Köpfe in Rom.               Ponte Fabricio – Wikipedia

Möglich wäre auch die Jahreszahl der Übernahme einer Kirche durch Protestanten oder umgekehrt die Rücknahme durch Katholiken.

Kirche 13.Jahrh. Mit Inschrift 1580 protestantisch und “steinernen Bibel”.

Sind die unteren Gesichter alle gleich oder haben sie verschiedene Merkmale. Auf den sogen. “Jupitersäulen” in Gallien war es z.Bsp. üblich vier Götter in die vier Himmelsrichtungen blicken zu lassen. Darüber wären dann die vier “Wochengötter”. Das könnte man durchaus übernommen haben.

Jupitersäule

Bei den „Steinmetzzeichen“ besteht noch erheblicher Forschungsbedarf. So ist z.Bsp. nicht klar ob das von einer Hütte vergebene Zeichen „überregional“ regiestriert war oder ob eine andere Hütte ein gleiches Zeichen vergab usw.usf.  Das Y-Zeichen auf Deinem Stück gibt es z.Bsp. spiegelverkehrt in Oberösterreich. Auch hier ist nicht klar ob es sich um ein „anderes“ Zeichen handelt oder nicht. Das Z-mit Querstrich taucht auch immer wieder in verschiedenen Gegenden bis nach Rügen und Frankreich auf. Ist es immer der „gleiche“ Meisterbetrieb oder nur “gleiches” Zeichen von “verschiedenen” Bauhütten ?  
Unter diesen Umständen ist es wohl schwierig nur über das Steinmetzzeichen zu klären von wo Dein Stück stammt.

Y-Zeichen Fuß nach rechts

Z u. Y – Zeichen in Rheinland-Pfalz
http://www.gabsm.de/ki/ki_steinm.html
http://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/texte/aufsaetze/post-kirche-schornsheim.html
So gibt es auch Vermischungen von Hausmarken und Steinmetzzeichen.
Z - Zeichen Hausmarke eines J.Steinmetzler auf Westum
http://www.kreis-ahrweiler.de/kvar/VT/hjb1968/hjb1968.20.htm
oder Z u. Y als Hausmarke auf Rügen 

 

 

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Hi Kurti,

 

Danke für die Rückmeldung und die sehr interessanten Links! Ich denke den konkreten Steinmetz festzustellen bzw. das Stück darüber weiter zu verorten wird schwierig, bleibe aber dran. 

Die 4 unteren Köpfe sind alle mehr oder weniger gleich - die Frisur variiert etwas (mal zackiger Ponny, mal eine Art Mittelscheitel)

Denkst Du das Stück stammt auch aus der Romanik und wurde dann später mit der Inschrift versehen? Oder wurde möglicherweise “nur” im Stil der Romanik im Rahmen einer z.B. späteren Erweiterung aus dem Stein gehauen?

 

Besten Dank und viele Grüße

Andreas

Noch ein Nachtrag:

Diese  Säulen mit vier Gesichtern gab es auch eine Nummer kleiner als “Viergöttersteine”. 

http://www.quintus.lu/mittelalter/kayltalgeschichte/viergoetterstein/viergoetterstein.htm

Es ist also gut möglich, dass man dies später nachahmte. Es waren dann eben vier Evangelisten oder wie bei Taufbecken die vier Weltgegenden oder die vier Flüsse des Paradieses usw.

http://www.zeitspurensuche.de/02/hakirce2.htm

@Horsa

Denkst Du das Stück stammt auch aus der Romanik und wurde dann später mit der Inschrift versehen? Oder wurde möglicherweise “nur” im Stil der Romanik im Rahmen einer z.B. späteren Erweiterung aus dem Stein gehauen?

Da kann ich auch nur eine Vermutung anstellen. Ich schließe aber anhand des Steinmetzzeichens mit seinen “Serifen” auf eine spätere Nachbildung . Die romanischen Zeichen hatten offensichtlich noch keine Serifen.
ZITAT: Webseiten

Auch eine gewisse stilistische Entwicklung der Steinmetzzeichen ist festzustellen. “Epigraphisch” betrachtet zeigen die Zeichen der ausgehenden Gotik oft Serifen (punkt- oder trapezförmige Erweiterung der Strichenden) und eine Tendenz zu kurvigen Balkenformen. Die Größe kann ebenso als Unterscheidungskriterium herangezogen werden. ENDE
Diese Feststellung muß man erst mal so übernehmen. Meine zahlreichen Überprüfungen im Internet scheinen das allerdings zu bestätigen. Aber wie gesagt, da gibt es noch viel Ungereimtheiten in der Forschung. Da konstruieren z.Bsp. die einen “Hüttenschlüssel” und die anderen sehen das als Irrung in früherer Forschung an.

Hüttenschlüssel
http://tetraktys.de/mystik-7.html
http://malota.de/b-Rituale.htm
Kein Hüttenschlüssel.
**ZITAT: ** Webseiten

Überregionale Verbreitungsanalysen oder die Suche nach “Hüttenschlüssel”, die der Zeichenbildung zugrunde liegen sollen, beschäftigten vor allem die ältere Forschung und haben sich als irrig erwiesen. ENDE

Gruß

Kurti

Hallo Kurti,

 

abermals Danke für die Rückmeldung und Deine Mühen.

Ich habe ein bißchen die Theorie, dass die oberen Köpfe schon vorher da waren, die unteren später hinzugekommen sind. Und zwar scheinen mir die oberen Köpfe vom Stil her etwas anders - besonders die Augepartien: Die oberen sind weniger oval, der Übergang von der Nase in die Stirn ist anders und es fehlt ein erkennbarer Haaransatz im Gegensatz zu den unteren. Letztendlich wirken die oberen Köpfe, auch mit dieser stilisierten Blume oben drauf, auf mich romanisch, die unteren würden mMn auch in eine spätere Epoche passen. Könnte so etwas möglich sein? Das würde auch ein späteres Steinmetzzeichen erklären.

 

Dank und Gruß

Andreas

@Horsa

Grundsätzlich wäre natürlich sowas möglich. Andererseits muß man bedenken, dass etwas “nachempfunden” wurde und da nimmt man halt was man als Vorlage hat, bzw. wie man sich das darzustellende Gesicht vorstellt. Im Gegensatz zu den oberen, z.Bsp. “althergebrachten” Einheitsköppen stellten die unteren ja offensichtlich etwas anderes dar und jeder Kopf wiederum etwas konkretes wie man aus Bart und Frisur schließen kann. Das läßt sich aber hier kaum klären. 

Gruß

Kurti

 

Ich kann Kurti hier nur beipflichten: das Steinmetzzeichen passt jedenfalls zur Jahreszahl, aber nicht zur Romanik.

Ich bin mir ziemlich sicher, aber das Steinmetzzeichen habe ich auch hier im Südwesten schon einmal gesehen - evtl. in einem Kloster - muss diesbezüglich aber noch ettliche Bilder anschauen. Eine Hilfe zwecks Datierung der kompletten Skulptur wird dies aber auch nicht sein…

Je nachdem wo Du wohnst, kannst Du auch einmal in einem entsprechenden Museum, Dombauhütte oder bei der Baudenkmalpflege nachfragen…

Viele Grüße