Wie werden Steintempel untersucht?

Hallo,

ich bin keine Archäologin, aber ich hoffe hier eine Antwort zu bekommen.

Wir waren im Urlaub in Ecuador und haben in Ingaprica die Inkaruinen besucht. Beim Sonnentempel gab es 5 Steine, die optisch das Inkakreuz bilden könnten. Wenn man einen Kompass auf den mittleren Stein hält, zeigt dieser genau Norden an.

Meine Frage ist nun, wie wird so ein Tempel untersucht? Hält man einfach an jeden Stein mal einen Kompass?

Vielen Dank für Ihre/Eure Hilfe.

Katrin

Um sich die 5 Steine nun vorstellen zu können, wäre ein Bild nicht verkehrt.

Zu der Vermessungsfrage: Nein, was würde das auch bringen? So ein Tempel wird in der Regel fotografisch dokumentiert und zusätzlich vermessen. Dazu kann man die einzelnen Wände per Hand zeichnen und feste Fixpunkte einmessen, um das später ins globale Vermessungsnetz einhängen zu können oder man macht es direkt digital, also sofort mit einem Tachymeter. Ebenso kann man die Photogrammetrie anwenden. Die wohl modernste und schönste, aber auch teuerste Methode ist, das ganze mit einem Laserscanner zu scannen.

Jede Methode hat im übrigen ihre Vor- und Nachteile. Meistens wird sowieso vieles kombiniert. Auf einer Zeichnung kann man z.b. Sachen zeigen, die auf einem Foto wegen der Lichtverhältnisse oder anderer Umstände nicht oder nur schwer sichtbar sind.

Wobei ein kompletter Inkatempel heutzutage wohl kaum noch gezeichnet werden wird, sondern eher photogrammetrisch oder per Laserscan eingemessen wird. Wo welche Himmelsrichtung ist, kann man übrigens in jedem dieser Dokumentationsverfahren leicht bestimmen.

Hallo Pygmalion,

vielen Dank schon mal für die Antwort. 

Es hat etwas gedauert, aber ich habe jetzt zwei Fotos, die ich hier anhängen kann. Fälschlicherweise hatte ich nur 5 Steine in Erinnerung, es sind aber 9. Auf einem Bild habe ich sie rot umrandet, auf dem anderen Bild sieht man den Sonnentempel rechts hinten.

Hallo Katrin,

schön wäre es, wenn Du die Stelle markieren könntest wo die Steine sich befinden. Es sieht mir allerdings so aus als “wollte” man hier was markantes sehen. :innocent:

Sicher weißt Du, dass der “Sonnentempel” nachträglich von den Inkas in eine vermutliche “Mondkultstätte” der Canaris gebaut wurde.

Der Bau ist in eine östliche und eine westliche Hälfte aufgegliedert. Der Tempel ist wohl nach den Sonnenauf-u.Untergangspunkten der Sonnenwenden ausgerichtet. Man kann das an den beidseitigen Nischen der Mittelwand und den jeweiligen Türöffnungen nachvollziehen.

Hier mal ein Plan ( Komplex 11 ) in dem die Ausrichtung ersichtlich ist.

Es gibt ja eine Menge Fotos des Gemäuers und wenn ich da erst mal anfange zu suchen, dann finde ich richtige “Inkakreuze”, ich finde Diagonalen usw.usf. Aus diesen Daten könnte man, wie ja häufig vorexerziert, die tollsten “Botschaften” herauslesen. :smiley:

Gruß

Kurti

…es sind aber 9. Auf einem Bild habe ich sie rot umrandet

Moin Katrin,

sind die Steine wie auf dem Foto angeordnet senkrecht, also in einer Mauer oder auf einem Weg?

So wie Du das schreibst, “…Wenn man einen Kompass auf den mittleren Stein hält, zeigt dieser genau Norden an”, müsste der (Stein und Kompass) sich ja waagrecht befinden und den Kompass sollte/muss man dann an einer Kante des Steines ausrichten.

Hast du das so gemeint?

Gruß

Jürgen der die “Terrestrische Navigation” mit Löffeln gefressen hat :slight_smile:

Hallo Jürgen,

Deine Frage kann ich Dir beantworten. Man sieht unten den Erdboden und der Verlauf der Mauer ist offensichtlich auch gerundet. Wenn die Markierung nach Norden zeigen sollte müßte man sie sich horizontal denken und sie müßte z.Bsp. am Beginn der Rundung der östlichen Mauerhälfte liegen um nach Norden zu weisen. Das sagt mir jedenfalls mein “terristischer Navigationsesslöffel”. :smiley:

Die Steinsetzung ist für die sonstige Präzisionsarbeit der Inkas auch viel zu ungenau, um eine homogene Figur darzustellen. (Siehe Bild ) Als Nord-Markierung hätte man m.E. auch die Steine irgendwie hervorgehoben, denn an “geheime” Botschaften der Außerirdischen glaube ich nicht. >:)

Kompass-Nord würde auch abweichen, aber ich glaube von Ecuador aus liegen die beiden Pole hintereinander und die Missweisung ist kaum vorhanden !?

Gruß

Kurti

Moin Kurti,

Ah! Jetzt sehe ich den Boden :detective:

… Wenn man einen Kompass auf den mittleren Stein hält , zeigt dieser genau Norden an.

Das soll heißen, der Stein in der Wand (also nur dieses kurze Stück des Steines in der gebogenen Wand) ist in seiner Senkrechten nach Nord ausgerichtet? *Prrrrr*…

@ Kurti, Deine Zeichnung bringt mir nix - ich nehme alles zurück, was ich über meine Navigationskenntnisse geschrieben habe.:-"

Mit “geheimen” Botschaften von Außerirdischen habe ich nix am Hut, und die Missweisung kannst Du sicher vergessen, denn fast jeder Kompass spielt verrückt, wenn er an so eine massive Mauer angehalten wird - probiere es mal aus.

Da nehme ich lieber die Uhr und die Sonne :+1:

Wie auch immer, was die damals “Navi-Nautisch” geleisten hatten ist schon kolossal.

Gruß

Jürgen

@StoneMan

@ Kurti, Deine Zeichnung bringt mir nix - ich nehme alles zurück, was ich über meine Navigationskenntnisse geschrieben habe.

Wenn Du die Pfeile im Foto meinst, so haben die nichts mit der Navigation zu tun. Sie sollen darauf hinweisen, dass das “Inkakreuz” nicht symetrisch ist und das hätten die Inkas nie so gemacht.

Außerdem gibt es noch mehr Kreuze auf den Wänden zu sehen, - wenn man will. :smiley:

Die Inkas (Söhne der Sonne ) waren Sonnenverehrer und haben ihre Sakralbauten alle nach den Sonnenwendpunkten ausgerichtet und nicht nach Ost-West oder Nord-Süd. Wenn es Dich interessiert hier mal zwei Links.

http://leibnizsozietaet.de/wp-content/uploads/2011/12/05_herrmann_db.pd

http://www.alberdi.de/der%20tem%203fens%20axel%20II%20sem-ruya-sicher.pdf

Alle Sakralbauten in Nord-Süd-u.Mittelamerika sind abweichend von der Nordrichtung gebaut.

Es gibt dafür immer plausible Erklärungen durch Auf-und Untergang von Sonne, Mond und Sternen, aber von den “Alternativen” werden daraus Daten errechnet die die Bauzeiten in graue Vorzeiten verschieben usw.usf. :smiley:

Gruß

Kurti

Hallo Katrin,

 

Ehm, also für mich sieht das jetzt so aus, als hättest du wahllos irgendwelche 9 Steine an der Wand umrandet…Wovon unterscheiden die sich von den restlichen der Wand?

Vielen Dank für Eure Antworten! Alles sehr interessant!

Ich selbst hatte in dem Moment leider keinen Kompass dabei, aber vielleicht bekomme ich dahingehend noch einen Erfahrungsbericht aus Ecuador.

Hallo Pygmalion,

ich selbst habe die Steine nicht wahllos ausgesucht. Unser Reiseleiter hat darüber erzählt… Er selbst hat schon oft einen Kompass an den Stein gehalten und sagt, dass es klappt.

Moin,

weiß man eigentlich inzwischen aus welchem Gestein diese Mauern sind?

Gruß

Jürgen

Guten Morgen, 

es ist mir etwas peinlich und ich muss mich erstmal entschuldigen, denn ich hatte das ganze doch falsch in Erinnerung. Gestern habe ich beim Reiseleiter in Ecuador nochmal nachfragen können. Er sagte, dass der oberste Stein nach Quito (der Sonnenstadt) ausgerichtet ist und diese genau nördlich liegt. Demnach zeigt der oberste Stein direkt nach Norden und nicht der mittlere, wie ich anfangs sagte. 

Welches Gestein verarbeitet wurde, habe ich leider nicht gefragt. Das kann ich aber bestimmt noch nachholen. 

VG Katrin 

Gestern habe ich beim Reiseleiter in Ecuador nochmal nachfragen können. Er sagte, dass der oberste Stein nach Quito (der Sonnenstadt) ausgerichtet ist und diese genau nördlich liegt.

Jetzt bin ich aber total verwirrt, die stecken doch in einer Mauer, die relativ glatt ausschaut, die Steine sind doch alle in die gleiche Richtung ausgerichtet.
Und warum ist das überhaupt von Belang, in welche Richtung eine Mauer steht? Mein Gartenzaun steht auch in Richtung Köln.

Das sind die üblichen Stories die von den Fremdenführern erzählt werden, um es spannend und interessant zu machen. :smiley:

Quito liegt auch nicht genau nördlich sondern ein paar Grad nordöstlich. Beide Örtlichkeiten wurden um etwa 1480 von den Inkas erobert. In Quito soll angeblich “Atahualpa” (letzter Inkaherrscher und Sohn der Sonne) geboren sein. Da muß doch dann ein Steinchen auf diesen Ort hinweisen! :innocent:

Geplant war das von den Baumeistern sicher nicht, denn dann hätte man sich ein bißchen mehr Mühe mit diesem Hinweis gegeben.

Vielleicht erklärt der Fremdenführer auch noch wie die Inkas das über eine Strecke von 270km vermessen haben ? :smiley:

Gruß

Kurti

Vielleicht erklärt der Fremdenführer auch noch wie die Inkas das über eine Strecke von 270km vermessen haben ?

Lieber nicht, ich habe gerade ne neue Tischplatte montiert.

so, nochmal vielen Dank für die Beiträge!

Skeptisch war ich auch schon, als ich vor der Mauer stand. Dennoch wollte ich bei Fachleuten nach der Meinung fragen.

@die_ Katrin

@die_Katrin

Skeptisch war ich auch schon, als ich vor der Mauer stand.

Noch eine Schlussbemerkung zum “ausgenordeten” Stein. Es ist bei einer “elliptisch” verlaufenden Mauer normal, dass ein Stein oder Fuge in der Krümmung der Südmauer ( in der Nordmauer entgegengesetzt ebenfalls ) nach Norden zeigt. Trotzdem staunt man als Tourist bewundernd, wenn ein Fremdenführer an dem betreffenden Stein den Kompass anlegt und das demonstriert. Er könnte genau so an einem Rundbau erklären, dass dieser genau nach Osten und Westen, der Sonnenbahn des Sonnengottes, ausgerichtet ist und alle würden staunen. =:-O

Däniken wies ja auch schon mal an prähistorischen Bauten die Kreiszahl Pi nach weil ein Kreisumfang geteilt durch den Durchmesser genau 3,14 ergab. K:-)

Die Steinzeitler waren halt Mathematikgenies ! :stuck_out_tongue_winking_eye:

@astrofratz

Vielleicht erklärt der Fremdenführer auch noch wie die Inkas das über eine Strecke von 270km vermessen haben ?

Lieber nicht, ich habe gerade ne neue Tischplatte montiert.

Das wird ja lustig aussehen ohne die Vermessungskenntnisse der Inkas !

A propos Gartenzaun. ( siehe weiter oben ) Jetzt weiß ich auch wem der windschiefe, vergammelte Gartenzaun gehört an dem ich immer vorbeikomme, wenn ich nach Köln fahre. :smiley:

Gruß

Kurti