Eisenfund im Wald

Beim Wandern ist mir eine Stelle im Wald an einem Bach aufgefallen, an der Unmengen Schlacke, Kohle und Metallteile ( Dicke Platten und Klumpen ca. 30-40 Kilo) herumliegen. Das ganze erstreckt sich über mehrere hundert Quadratmeter. Eine Anfrage im Stadtarchiv ergab keine Anhaltspunkte. Weiter oberhalb kann man noch Umrisse von 2 Teichen erkennen. Hat jemand eine Ahnung was dort gewesen sein könnte?

 

 

 

Schaut fast so aus, als wäre da in der Nähe Eisen verhüttet worden. Das längliche Eisenteil könnte eine Art “Schiene”  = altertümliche Form eines Barrens sein. Gibt es im Fundgebiet (wo ist das ungefähr? vielleicht gar in der Oberpfalz?) Eisenvorkommen bzw. ist mittelalterlicher Eisenabbau und -verhüttung bekannt. Gibt es an Bächen oder Flüssen in der Nähe Eisenhämmer? Wichtig sind in diesem Zusammenhang auch Ortsnamen und Flurbezeichnungen Ich halte das nämlich für Reste mittelalterlicher Eisenverhüttung. Schöne Grüße TB

Hier ist auch so ein Fundbericht.

Gruß

Kurti

Der Fundort befindet sich in NRW zwischen Lüdenscheid und Hagen. Dem zugehörigen Stadtarchiv ist über den Standort nichts bekannt. Das Interesse dort war auch nicht groß. Es könnten Überreste eines Rennofens sein. Ich hätte gerne mehr über diesen Standort erfahren, aber das wird wahrscheinlich schwierig.

… Ich hätte gerne mehr über diesen Standort erfahren, aber das wird wahrscheinlich schwierig.

Moin,

dann interessiert Dich dies vielleicht - mitunter ergeben sich durch das Lesen solcher Artikel neue Anhaltpunkte oder Suchbegriffe - viel Erfolg.

Märkische Straße Technischer Kulturdenkmäler >> http://de.wikipedia.org/wiki/Märkische\_Straße\_Technischer\_Kulturdenkmäler

Rennofen Gut Berentrop >> http://de.wikipedia.org/wiki/Rennofen\_Gut\_Berentrop

Geschichtsblätter für Lüdenscheid… >> PDF

Gruß

Jürgen

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@Brickert

Nach der Menge der dort liegenden Schlacke dürfte es sich wohl um die Schlacke von einem Stückofen oder Floßofen gehandelt haben. Auch die dort liegenden “Eisenplatten”? könnten sogen. “Roheisen-Floße” sein. Der Bach wäre z.Bsp. die Voraussetzung für große Gebläse die durch ein Wasserrad betrieben wurden.

Archäometallurgische Forschungen:

https://www.uni-muenster.de/UrFruehGeschichte/forschen/maerkischessauerland.html

ZITAT:

Mit der Einführung wasserradgetriebener Gebläse vollzog sich auch im ehemals zur Grafschaft Mark gehörenden Märkischen Sauerland ein gewaltiger Umschwung in der Technik des Eisenhüttenwesens: der Übergang von der Rennverhüttung zur Roheisenverhüttung in Floßöfen mit anschließendem Frischen des Roheisens zu schmiedbarem Stahl. Dies bedingte eine Standortverlagerung der alten Rennverhüttungsplätze von den Hochflächen talwärts in die größeren Bachtäler dieser Region. Bisher konnten über 100 Standorte von frühen Floßöfen ermittelt werden, die höchste Hüttendichte im spätmittelalterlichen Europa. ENDE

Interessant dürften für Dich auch folgende Links sein:

Eisenstrasse zwischen Lüdenscheid und Hagen:

http://www.eisenstrasse-suedwestfalen.de/Eisenstrasse-Suedwestfalen/Historische-Eisenstrassen/Auf-Entdeckungsreise-in-die-Vergangenheit/Wegespuren-Hohlwege-die-Geschichten-erzaehlen

Verhüttungsplätze bei Frehlinghausen:

http://www.suederlaender.de/geschichte/verhuettunsplaetze/

Ich würde mal Verbindung zu diesem Heimatverein aufnehmen, denn die scheinen sich mit der Materie zu beschäftigen.

Heimatverein in Valbert:

http://www.derwesten.de/wr/staedte/nachrichten-aus-luedenscheid-halver-und-schalksmuehle/eisenverhuettung-war-schwerarbeit-id1591454.html

Gruß

Kurti

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Vielen Dank erstmal für die Informationen. Ich werde noch weiter dranbleiben und Euch die Ergebnisse dann hier mitteilen.

Die beste Anlaufadresse ist die Außenstelle der LWL-Archäologie in Olpe (lwl-archaeologie-olpe@lwl.org). Dort besteht großes Interesse an allen Hinweisen auf alten Bergbau und Verhüttung im RB Arnsberg!!

Grüße, JGG

 

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sieht sehr interessant aus!

Aber wie Kurti schon schrubte, ist das keine Rennofenschlacke…

Halt uns bitte auf dem Laufenden.

Danke!

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Stimme zu, keine Rennofenschlacke.

Sonst kann ich nur passen, da ich nicht aus der Gegend bin.

Hannes

 

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So, hat etwas gedauert, aber jetzt habe ich einen Termin mit einem Archäologen übernächste Woche und dann wird das ganze mal von einem Profi unter die Lupe genommen. Bin schon sehr gespannt darauf. Werde mich dann melden und weiter berichten.

Moin Brickert,

danke, bin auch daran interessiert.

Gruß

Jürgen

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So, endlich konnte ich mich mit einem Archäologen vom LWL vor Ort treffen. Es handelt sich um einen für damalige Verhältnisse größeren Verhütungsstandort. Desweiteren konnte er auch Schlacke finden, welche auf Schmiedeprozesse zurückgeführt werden konnte. Offenbar waren an solchen Standorten die Vorläufer der modernen Eisenverhüttung lange bevor das bei uns im Ruhrgebiet anfing. Zur Datierung wird er mir in den nächsten Wochen noch etwas berichten. Allerdings war vor Ort Steinkohle zu finden, was den Fachmann etwas erstaunt hat. Dadurch fällt die Datierung aber auch leichter. Steinkohle wurde erst später angewandt. Vorher wurde eben alles mit Unmengen von Holzkohle befeuert. Auf Geländebildern ohne Vegetation von Tim-Online kann man die Strukturen der Teiche sogar gut erkennen. Desweiteren konnte ich auch noch einige andere Teiche finden, die man ohne diese Karten im Gelände überhaupt nicht sehen kann. Auch Teile der Ofenwände konnte man dort finden. Etwas merkwürdig ist halt die Tatsache, daß größere Mengen des fertigen Eisens dort herumliegen.

 

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Moin Brickert,

danke für Deinen Nachtrag, ich werde Deine Berichte weiterhin verfolgen.

Gruß aus NRW

Jürgen

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@Brickert

Es ist erstaunlich, dass eine solche Anlage bisher unbekannt war.

Was die Steinkohle anbelangt können das aber nur kurzzeitige Versuche zum Ende des 17. Jhdt. gewesen sein, denn die Steinkohle eignet sich nicht für die Eisenverhüttung. Sie erreicht die Temperatur nicht, schmilzt  und backt zusammen. Zur Eisenverhüttung braucht man Koks und der wurde erst im 18 Jahrhundert hergestellt. Möglicherweise hat man sich mit der Steinkohle die oder den Ofen so verbacken, dass man die Verhüttung aufgab.  In der zweiten Hälfte des 17.Jhdt. gab es da auch kriegerische und politische Unruhen !? Die könnten auch das Ende der Anlage mit verursacht haben.

Warten wir also ab was die Archäologen noch herausfinden.

Gruß

Kurti

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Für alle Interessierten hier einmal der Bericht vom Archäologen, den ich zugeschickt bekam:

Früher Hochofen-Standort mit Teichen, Obergraben und Schlackenhalde; evt. 18. Jh. und Nachnutzung als Hammer im 19. Jh.

  • Zwei langovale Teiche zu 85 x 15 m bzw. 60 x 15 m, die höhenmäßig nach Westen abfallend gestaffelt sind und von Dämmen bis auf die Südseite umgrenzt sind, nehmen das umgeleitete Wasser des östlich gelegenen Westerbachs auf. Quer durch eine Wiese wurde dazu ein ca. 180 m langer Graben vom Westerbach gelegt. In die Teiche münden darüber hinaus zwei namenlose Siepen, die nach Norden entwässern. Die Teiche sind am tiefsten Punkt tiefer als 2 m.

  • Westlich des westlichen Teiches ist ein Einschnitt im gemauerten Damm, der in einen SW-NO- ausgerichteten Graben mündet, dessen Sohle gut 2 m unterhalb des Teichniveaus liegt. Es wird sich hier um den Graben eines oberschlächtigen Wasserrades handeln. Der Graben entwässert nach NW (Entwässerungsgraben).

  • Westlich des Grabens befindet sich eine eingeebnete Plattform, wo der Standort einer technischen Anlage zu vermuten ist. Da nordöstlich zahlreiche Schlacken und glasige Ofenwände liegen, ist von einem Verhüttungsofen auszugehen, dessen Gebläse über das Wasserrad angebtrieben wurde.

  • Bemerkenswert sind Eisenplatten nordwestlich des Grabens sowie große Schlacken- und Ofenwandmengen. Zudem findet sich Steinkohle (evt. keine Fettkohle).

  • Nördlich des westlichen Teiches im Waldstück finden sich die meisten Schlacken und zudem Ofenwandfragmente mit anhaftender Mauerrung. Vermutlich liegt hier die Halde dem Ofen vorgelagert. Unter den Schlacken liegen auch mutmaßliche Frischeschlacken bzw. Schlacken der Weiterverarbeitung/Schmieden

  • Die große Ausdehnung der Halde, die glasig verschlackte Ofenwandung, die gute Erhaltung der Teiche und die Auffindung von Kohle als Brennstoff, machen wahrscheinlich, dass es sich hier um einen frühen Hochofen des 18. Jahrhunderts mit angeschlossener Frischewerkstatt handelt. In der Preussischen Uraufnahme sind Obergraben, Teiche und Entwässerungsgraben kartiert, nicht hingegen Betriebseinrichtungen. Somit existierte die Hütte spätestens 1830 nicht mehr. Auf der Preußischen Neuafnahme von 1891-1912 ist das Areal hingegen als “Kriegelshammer” bezeichnet. Deswegen ist vorstellbar, dass die Fundstelle mehrere Nutzungsphasen aufweist und im 20. Jahrhundert hier ein Hammer befand. 

Von Dr. Manuel Zeiler LWL-Archäologie Westfalen

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Moin,

@ Brickert, schöner Erfolg deinerseits :+1:da kann das Stadtarchiv ja updaten.

Danke für den Bericht vom LWL.

Weiterhin viel Erfolg.

Gruß

Jürgen

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Moin,

@ Brickert, schöner Erfolg deinerseits :+1:da kann das Stadtarchiv ja updaten.

_ Danke für den Bericht vom LWL. _

Weiterhin viel Erfolg.

Gruß

Jürgen

Ist die Publikation des Berichtes mit der Leitung des LWL abgestimmt?

Es ist ein Unding, das hier Datenschutzverstöße, mit Wissen der Betreiber toleriert werden.

Hard copy sind gefertigt und auf dem Weg ins Ministerium.

Schöne Grüße an den inzwischen gesperrten Honkmann und andere Trolle:

Eine Rücksprache mit dem zitierten Autor des Berichtes hätte ergeben, dass die Pulikation in diesem Forum selbstverständlich in seinem Einvernehmen erfolgt ist. Die LWL-Archäologie für Westfalen begrüßt die Mitarbeit von Heimatforschern und freut sich über jede fundierte Fundmeldung! In diesem Zusammenhang noch mal ein herzlicher Dank an Brickert!

Grüße,

JGG

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Die LWL-Archäologie für Westfalen begrüßt die Mitarbeit von Heimatforschern und freut sich über jede fundierte Fundmeldung! In diesem Zusammenhang noch mal ein herzlicher Dank an Brickert!

Grüße,

JGG

Moin,

@ JGG, vielen Dank,

so kenne ich es auch aus eigener Erfahrung, vom LWL und anderen Landesämtern.

Gruß auch an die Sockenpuppe

Jürgen

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