Was ist das für ein Löffel?

Hallo liebe Leute, wir sind das Straßenmagazin draußen! aus Münster. Durch eine Spendenaktion für Obdachlose: “Gib den Löffel ab!” , fand dieses vermutlich archäologisch interessantes Eßwerkzeug den Weg zu uns. Die Spenderin kommt aus Lüdinghausen (Kreis Coesfeld/ NRW) - da kommt aber der Löffel wohl nicht her, sondern wurde vor etlichen Jahren auf einem Flohmarkt in Münster erstanden. Inzwischen haben Archäologen aus Paderborn, Münster, Frankfurt und Mainz drüber geguckt und konnten (in Deutschland) wohl keine vergleichbaren Stücke finden. Fest steht, die Laffe passt zum Löffelstiel - ist also orginal. Gesamtlänge ca. 27 cm, bzw. 29 cm wenn man die genutete Stelle mitrechnet. Wer kann helfen oder hat eine Idee, in welche Richtung wir weiter forschen könnten? Vielen Dank für Eure Hilfe!

Hallo! Hübsches Stück das ihr da euer eigen nennt… Der Typ ist nicht römisch oder mittelalterlich, soviel ist sicher… Ich denke es ist aussereuropäisch, da kenn ich mich nicht sonderlich gut mit solchen Objekten aus… Kann auch für den Touristenmarkt gearbeitet sein… EIne Anlaufstelle in Deutschland, die passendes Sammelgebiet hat ist das Übersee Museum in Bremen. Ich würde die mal anschreiben, erwähnen an welche Stellen ihr euch bisher gewandt habt. Die können sicher eine Einschätzung geben, bzw. besitzen sicher entspr. Literatur. ich hoffe ich konnte helfen. wenn sich was ergibt so gebt uns doch bitte Bescheid! Herzlichst Melchior

danke

Hier nochmal Infos, zu bisherigen Vermutungen…: http://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Coesfeld/Luedinghausen/Gespendetes-Esswerkzeug-ist-vermutlich-mehrere-Hundert-Jahre-alt-Wer-hat-den-Loeffel-abgegeben Lüdinghausen -  „Intuition“ – so beschreibt Sabrina Kipp ihr Motiv, einen alten, recht schäbig aussehenden Löffel für mehr zu halten als nur ein ausgedientes Küchengerät. Jetzt untersucht ihn der münsterische Archäologe Dr. Bernd Thier. An den Löffel kam die Mitarbeiterin des Stadtmagazins „Draußen“ in Münster im Rahmen einer Spenden-Aktion der Obdachlosen-Zeitung im September in Lüdinghausen. Von Peter Werth [table][tr][td][table][tr][td][/td][/tr][/table][/td][/tr][/table]Löffel gleich dutzendweise bekamen die Mitarbeiter des münsterischen Straßenmagazins „Draußen“ bei ihrer Sponsorenradtour unter dem Motto „Den Löffel abgeben“ im vergangenen September – auch bei ihrer Station in Lüdinghausen. Einer davon hinterließ bei Sabrina Kipp einen ganz nachhaltigen Eindruck. „Intuition“ – so beschreibt die „Draußen“-Mitarbeiterin ihr Motiv, den alten, recht schäbig aussehenden Löffel für mehr zu halten als nur ein ausgedientes Küchengerät. Sie zeigte es vor gut einer Woche Dr. Bernd Thier. Der Archäologe und Historiker beim Stadtmuseum Münster betrachtete den Löffel genau und nahm das Stück intensiver unter die Lupe. „Zuerst habe ich gedacht, er stammt aus dem 18. Jahrhundert.“ Doch dann sei er schier sprachlos gewesen, beschreibt Thier, der in Seppenrade wohnt, das Ergebnis erster Untersuchungen und Einschätzungen. Nachdem der Archäologe, der schon zu Schulzeiten an Ausgrabungen in Lüdinghausen unter anderem auf Burg Kakesbeck teilgenommen hat, sich mit Fachkollegen in Frankfurt und Mainz ausgetauscht hat, kommt er zu dem Schluss, dass der Löffel aus dem 11. oder 12. Jahrhundert stammt. Der Löffel ist aus Messing und habe aufgrund seiner Patina „wohl einige Hundert Jahre im Boden gelegen“, mutmaßt Bernd Thier. Die Größe – 26 Zentimeter lang mit einer Laffe (Bezeichnung für den vorderen Teil eines Löffels), die einen Durchmesser von 6,5 Zentimeter hat – zeige, dass „das kein Suppenlöffel war“. In der Region gebe es seines Wissens nach „keinerlei Vergleichsfunde“, sagt der Historiker. Eigentlich gab es in dieser Zeit keine Metalllöffel. Er könnte mit seiner sehr flachen Laffe als Vorlegebesteck gedient haben. Die aufwendige handwerkliche Fertigung mit Kreisaugen-Gravuren und einem Endstück, das an einen Spatel für einen Griffel erinnere, lasse auf eine Entstehung im frühen Mittelalter schließen. Ähnliche Verzierungen habe es aber auch schon im 6. und 7. Jahrhundert gegeben – aber eben nicht auf Löffeln, so der Mittelalter-Experte. Nur kurz hat Bernd Thier das Essgerät auch in die römische Zeit datiert. Aber, so seine schnelle Erkenntnis: „Römisch kann es auch nicht sein. Die sehen ganz anders aus.“ Und so legt Thier sich dann auf das 11. und 12. Jahrhundert fest. Vielleicht, so seine Einschätzung, habe es als Haushaltsgerät auf einer der zahlreichen schon im 13. Jahrhundert aufgegebenen Burgen Lüdinghausens gedient – wie etwa den Häusern Allrodt und Tüllinghoff.

Schade, das Übersee Museum konnte nicht weiter helfen…;-( Liebe Frau Kipp, leider können wir nicht wirklich weiterhelfen, aber: die Info unseres Geschichtsfachmanns lautet, dass er den Löffel älter als 19. oder 20. Jhd. hält und möglicherweise Frau Bernsmeier im Focke-Museum mehr weiß … Mit bestem Gruß, Petra Wollgast Übersee-Museum Bremen

Also, so einen Löffel habe ich auch noch nicht gesehen. Was mir aber direkt aufgefallen ist: Der Stiel ist mit zwei Nieten an der Laffe befestigt, die aus Kupfer sind und nicht so aussehen, als gehörten sie zum ursprünglichen Löffel. Also ist der wohl mal kaputt gegangen und wurde mit der Nietung dann repariert. Ich weiß übrigens nicht, warum ein Löffel dieser Größe nicht zum Essen gewesen sein könnte. Man muss das Teil ja nicht vollständig in den Mund stecken, so wie wir das heute tun, sondern kann den auch ansetzen und dann die Suppe von dem Ding herunterschlürfen. Für mich ist das 11-12 Jh. übrigens auch schon Hochmittelalter, nicht Frühmittelalter, aber das nur am Rande :grin: Ich finde es auch irgendwie fragwürdig, wie da beschrieben wird, wie Herr Thier zu der Datierung gekommen ist… ganz ehrlich, da ist vom 6.-15 Jh. alles drin, vielleicht muss man auch noch weiter zurückschauen und sich mal keltische Kunst vornehmen. Oder eben in Übersee schauen. Ich stimme aber darin überein, dass er Älter als 18. Jh. ist :wink:

Gesehen habe ich so etwas auch noch nie, Herkunft und Alter absolut null Ahnung. Ich war aber so frei, und habe mal in Ihr Bild ein bisschen was hineininterpretiert - ohne jegliche wissenschaftliche Legitimation - sondern nur aus der reinen Betrachtung und einer spontanen Idee heraus :-)) Viele Grüße

Vielen Dank für Eure Ideen und Anregungen. Nur immer weiter so!!! Es wäre zu schön, wenn etwas über unseren Löffel rauszufinden wäre…

ich finde auch fraglich wie er an die Datierung kommt… sorry, sich an den Kreispunzierungen festbeissen… und die datieren ja auch höchstens nur, wenn die Bedingung, dass das Objekt aus Europa stammt, einigermaßen… Zur FUnktion: man muss mit einem so großen Löffel ja nicht essen… er kann bei tisch ja auch andere Fuktionen, wie auffüllen etc ausfüllen. da ist die Größe auch passend. was mich bei der Datierung “mittelalterlich” stutzig macht: wo bitte sind die Verlgeichsstücke? rein von der Machart habe ich auch überlegt ihn  da hin zu datieren, aber ehrlich… noch nie so eine Form, geschweige einen ähnlichen Löffel aus der Zeit gesehn… und dann gut so lang wie ein din a 4 blatt. Melchior

Es streiten also die Experten… Es bleibt spannend… Wenn der Löffel also vermutlich nicht aus Europa kommt, wo finden wir dann die Fachleute, die sich damit auskennen? Wie gesagt, der Löffel war eine Spende. Bislang hatten wir mit dem Thema Archäologie nichts zu tun… Wir sind für jeden Tip dankbar!

Davon träumt doch jeder Koch. Auf der einen Seite kannst du prima Pfannkuchen wenden und auf der anderen Seite locker in der Suppe rühren. Genial.  :slight_smile: Noch als Ansporn zum Weiterüberlegen: Zeiger einer astronomischen Uhr.

Bin kein Experte, aber könnte der Löffel nicht aus der Keltenzeit stammen?  Besteckfunde aus der Keltenzeit vom Waisenberg in Kärnten: http://80.109.225.252/klgftwiki/docs/html/startseite_data/besteck5_hires.jpg

Hallo, Der Griff scheint mir nicht sehr ergonomisch zu sein. Da der Löffel womöglich repariert worden ist, scheint er jemandem wichtig gewesen zu sein. Hatte das Griffende eine Funktion (ein Schaber vielleicht oder ein Spaten, um festgewordenen Stoffe (z.B. Honig, Fett) zu zerkleinern? Gibt’s Gebrauchspuren am Griffende? Beim Schöpfen solcher zähflüssiger Stoffe kann er auch überansprucht worden sein. Gruß, Hugin

Hallo, das Ende des Löffels (der Spartel) ist nicht mehr oder weniger abgenutzt als der Rest des Löffels… Scheint also auch nicht des Rätsels Lösung zu sein… Trotzdem danke für`s miträtseln…:wink: Lg Sabrina 

Hallo! Wie so oft stell ich damit meine Lieblingsfrage hier im Forum :slight_smile: : Können sie ein Foto der Rückseite machen? Das hilft oft. @ Hugin: Sofern vom Foto ersichtlich ist der Löffel nach der Zeit in der er korrodiert ist gebrochen und wieder zusammen gefügt worden. wie man an der Bruchstelle des Löffelstieles sehn kann ist da blanke Bronze. Ebenso die beiden Kupferniete, die eingefügt wurden. keine Spur von Korrosion. Ergo nachträglich repariert! Gruß Melchior

Ich halte den Hinweis von Ostrogoth gar nicht mal für so abwegig. Vielleicht gibts da noch andere vergleichbare Funde, wie das Kärntner Stück?

Ja. Die Ähnlichkeit ist frappierend. Da sollte man daran bleiben.

Hallo, dass der Löffel “geflickt” worden ist, steht außer Frage. Inzwischen sind sich auch alle einig, dass es die originale Laffe ist und nicht wie zuerst kurz vermutet, evt. gar kein Löffel. Die Theorie dazu: entweder der ursprüngliche Finder hat ihn in 2 Teilen gefunden und repariert - oder er hat irgendwann dazwischen mal irgendwem etwas bedeutet… Ich hänge nochmal Bilder von der Rückseite und der Bruchstelle an…

Bin immer noch Osthrogots Meinung. Warum nicht vorgeschichtlich? UK oder eisenzeitlich? Meine das durchaus ernst. TB

Warum sollte es vorgeschichtlich sein? Außer der dem Zweck geschuldeten Form gibt es keine Ähnlichkeit! UK in Münster?