Kleiner Artikel zum Thema Archäologie-Urlaub!

“Verkommt die Wissenschaft zum Aktivurlaub – oder eröffnen sich uns vielleicht ungeahnte Möglichkeiten?” Dieser Frage widmet sich der Blog-Artikel “Archäologie-Urlaub: Ferien oder Grabung?”, zu finden unter:  http://destinatio.de/archaeologie-urlaub-ferien-oder-grabung/#more-575 Geeignet für alle, die sich dieselbe Frage stellen oder Informationen zur Teilnahme an Grabungen suchen. Viel Spaß beim Lesen! Anfin

Literarisch mindestens so wertvoll wie ein Werbeprospekt, oder eine Spammail .   G_G

Nun, das kann ja jeder so sehen wie er will. Für mich hat der Artikel weniger mit Werbung zu tun, als mit einem ernsthaften Versuch auf die Problematik der Finanzierung vieler Grabungen aufmerksam zu machen und Interessierten Tipps zu geben, wie sie teilnehmen können und worauf sie dabei achten sollten. Aus diesem Grund habe ich ihn hier eingestellt. Vielleicht sieht es ja nicht jeder so schwarz wie Sie. :wink:

Unabhängig von der literarischen Qualität des Blogeintrags ist das Thema für mich ein schmaler Grat. Zum Einen stimmt natürlich, dass viele Ausgrabungen gar nicht stattfinden können, weil das Geld fehlt und man mit Touristen da sicher viel Geld herein holen kann. Diese Ausgrabungsurlaube kosten ja auch nicht unbedingt wenig. Das wird zum Teil ja auch bei Lehrgrabungen gemacht, dass Studenten, sogar innerhalb Deutschlands, für ihre Unterkunft noch bezahlen sollen. Das finde ich gelinde gesagt eine Frechheit, ist aber ein anderes Thema. Man könnte aber sicher auch Fachstudenten dort beschäftigen, die gerne mal die Gelegenheit ergreifen, im Ausland zu graben und dafür auch die Flüge selbst bezahlen und auf der Grabung nicht bezahlt werden. Das erfordert natürlich etwas mehr Organisationsaufwand von Projektleider, da weitere Gelder einzuwerben, z.b. für eine Unterkunft. (im Zweifelsfall bei denselben Leute, die sonst da mitgraben wollen wüden?) Über die Qualität so einer Grabung kann ich wenig sagen, da ich noch nie an einer teilgenommen habe. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass jeder Student, der 1-2 Grabungen hinter sich hat, bedeutend selbstständiger und eigenverantwortlicher Arbeiten kann, als ein Touri, der das ganze als reinen Spaß ansieht. Klar ist das ein Handwerk, das jeder recht schnell erlernen kann. Aber ob das mit dauerhaft wechselnden Leuten, die immer nur 2 Wochen am Stück da sind und dann durch andere ersetzt werden, funktioniert, weiß ich nicht. Wenn aber der Trend dahin gehen soll, dass zukünftig Touristen dafür bezahlen, an Ausgrabungen teilnehmen zu dürfen, sehe ich schwarz für alle, die damit während ihres Studiums oder auch danach Geld verdienen (müssen). Genau wie eine Schwemme von Ehrenamtlern macht so etwas den Markt völlig kaputt und reduziert die ohnehin beschränkten Einnahmequellen aus der Archäologie noch mehr. Ausgraben ist harte Arbeit und sollte bezahlt werden. Mir ist es schleierhaft, dass Leute dafür bezahlen, 8-10 Stunden am Tag zu Arbeiten. Und das auch noch im Urlaub. Wer würde denn dafür bezahlen, mal 2 Wochen auf dem Bau arbeiten zu dürfen? O_o Außerdem ist das vielleicht auch ein etwas falsches Signal an alle “Hobbyarchäologen”: Ich hab jetzt eine Ausgrabung mitgemacht, jetzt kann ich das wie die “echten” Archäologen und geh mal zur Wallburg im die Ecke und schaue mal… Natürlich wissen manche Hobbyforcher enorm viel und sind eine große Hilfe, aber ich denke, das sind nicht die, die am Ende dafür bezahlen würden;-) Es gibt ja offenbar schon genug Leute, die der Meinung sind, dass es keine Archäologen mehr bräuchte (Siehe aktuelle Entwicklung Leipzig) und durch so etwas weist man jetzt nicht unbedingt darauf hin, dass es wichtig ist, dass Archäologen/Grabungstechniker ausgebildet werden. Aber da das ganze auf einer Verlagsseite für Reisen steht, sind da negative Aspekte sicher nicht besonders erwünscht :wink: Auf das Finanizierungsproblem aufmerksam machen, ist gut, aber da fallen dir doch sicher noch andere, sinnvolle Methoden ein, außer Touristen auf den Schnitt zu schicken? :slight_smile: PS: Wo warst du auf einer Lehrgrabung, die auf schon ausgegrabenem Gelände stattgefunden hat? O_o Das habe ich noch nie gehört oder erlebt. Das wäre enorm unsinnig und spiegelt ja doch eher das Klischee von Laien wieder, die dann meinen, zu Lehrzwecken werden ein paar Scherben im Sandkasten hinter der Uni versteckt^^

Natürlich ist es ein heikles Thema. Wäre es das nicht, wäre es ja auch langweilig oder? :wink: Die generelle Lage der Finanzierung und auch die der Studenten, die immer öfter für eine Lehrgrabung zahlen müssen, ist wirklich sehr traurig. Es wird aber meiner Meinung nach auch viel zu wenig darüber gesprochen UND es wird sich an der Lage sicherlich auch so schnell nichts ändern. Deshalb also die Frage, wie man anderweitig zu seinem Ziel, nämlich dem Schutz und der Bewahrung von Kulturgut kommt. In dem Artikel geht es nicht darum, ob Studenten besser oder schlechter graben können als Laien. Es geht viel mehr um die Frage, ob man zum momentanen Zeitpunkt, der nunmal von einem Finanzierungsproblem überschattet ist, auf eine Ausgrabungsart ausweichen kann, die in gewisser Weise noch archäologisch tragbar ist. Eine Grabung, auf der sich nur noch Laien tummeln, ist sicherlich genauso unverantwortlich, wie wenn sich jemand den Indiana-Jones-Hut aufsetzt und meint, Proben aus der Cheops Pyramide kratzen zu müssen! Deshalb ja auch der Hinweis darauf, dass es solche und solche „Ausgrabungen“ gibt und man sich vorsehen sollte, wo man letzten Endes landet. Mein genereller Eindruck auf Ausgrabungen an denen Laien teilgenommen haben war aber der, dass es sich bei ihnen um Menschen handelt, die die Archäologie bewundern und einfach einen Einblick in diese Welt haben wollen. Und zwar einen fachkundig begleiteten Einblick. Sie sofort als Nichtskönner abzustempeln halte ich deshalb für unfair. Und glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass das Archäologiestudium noch lange keine Garantie für einen gewissenhaften Umgang mit den Funden auf der Grabung ist! Es gibt immer schwarze Schafe – auf beiden Seiten. :wink: Meiner Meinung nach liegt das Problem auch nicht bei den Ehrenamtlichen und zahlenden Laien, sondern in der stetig sinkenden Wertschätzung von nahezu allen Geschichts- und Kulturwissenschaften. Und das ist nicht nur in Deutschland so. Ob sich daran etwas zum Positiven ändern wird, kann niemand von uns heute sagen. Leider! Aber wenn ich heute vor der Wahl stehe, ob ich mit finanzieller Unterstützung von ein paar Laien eine Ausgrabung durchführen kann, dann muss ich ehrlich sagen, dass mir das allemal lieber ist, als die wertvollen Informationen verloren gehen zu lassen. (Das versteht sich natürlich auf Notgrabungen oder Ähnliches, was nicht weiterhin sicher unter der Erde bleiben kann ;)) Und zu dem PS kann ich nur sagen, dass ich kein Interesse daran habe hier irgend jemanden an den Pranger zu stellen. Es war eine Ausgrabung bei sehr renommiertem Hause, wo ich während meines dortigen Aufenthalts meine Bedenken gegenüber dieser Art Lehrgrabung kundgetan habe und zu meinem großen Schrecken auf absolutes Unverständnis gestoßen bin. Ich bin bis heute sehr erschüttert über meine Erfahrungen dort!

Ich stimme Pygmalion vollkommen zu! Mittlerweile findet man alles und jeden auf Ausgrabungen: Touristen, Ehrenamtler, Schüler, Zivildienstleistende, Asylbewerber… Ohne abzusprechen, dass da durchaus auch interessierte und begeisterungsfähige Menschen mit der nötigen Umsicht dabei sind oder irgendwen dabei diskriminieren zu wollen, bergen sie alle folgendes Problem: WIR MACHEN UNS ENTBEHRLICH!!! Sicher liegt das Problem auch woanders. Aber mit jeder Grabung, auf der wir vorführen, dass wir aus finanziellem Druck heraus auf nicht-ausgebildetes Personal (welcher Art auch immer, ich beziehe da jetzt einfach tatsächlich pauschal alle mit ein) zurückgreifen müssen und vor allem KÖNNEN, da sich so immer der eine oder andere Fleißige und Ordentliche finden lässt, spielt den Zuständigen aus Politik und Wirtschaft noch mehr Argumente gegen uns in die Hände. Fast 2 Jahrhunderte lang wurde darum “gekämpft”, Archäologie zu einer wissenschaftlichen Disziplin zu machen, die an den Hochschulen gelehrt wird. Und nun sind wir dabei durch äußeren (gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen…) Druck und inneres Fügen (bevor wir es gar nicht untersuchen können, dann eben so…) dafür zu sorgen, dass in 10 bis 20 Jahren wieder Fachfremde mit großem Geldbeutel auf Schatzsuche gehen und interessierte Laien unter Umständen teilhaben lassen…

Natürlich ist dem nur zuzustimmen, dass es eine besonders traurige Lage ist! Da gibt es auch gar nichts zu diskutieren. Dass wir uns dadurch entbehlich machen, erfahre auch ich oft genug. Aber das ist ja nicht nur im Grabungssektor so. Überall blüht es mit unentgeltlichen Stellen und Praktika und das finde ich sowohl traurig als auch entmutigend. Was den Artikel angeht, ist für mich einfach die Tatsache ausschlaggebend, dass ich finde, man sollte unter archäologischer Führung graben gehen, wenn man meint, dass man das möchte. Und dazu soll dieser Artikel eine kleine Unterstützung sein. Denn im Moment gibt es eben diese Möglichkeit und vollkommen die Augen davor verschließen, bzw. es von heute auf morgen weg machen, kann man ja irgendwie auch nicht. :confused: