Schriftlose Kulturen

Hallo Forum, habe mal eine Korrespondenz mit Herrn Buesch hier reinkopiert. Herr Buesch hilft einem in Sachen Archäologie bei www.freenet.de als Experte weiter (hat gut funktioniert). Vielleicht interessiert es ja jemanden. Falls jemand Anregungen zu diesem Thema hat, würde ich mich freuen. Ich habe gelesen, das die Kelten das geschriebene Wort nicht verwendeten, obwohl sie zu ihrer Zeit damit konfrontiert gewesen sein müssten. Können sie mir sagen, wieviele Gruppen es heute noch gibt, die nicht lesen oder schreiben? Wenn es diese gibt, wurden diese bisher erforscht? Ich weiß nicht, ob ich die Frage richtig verstehe. Wenn es um Völker geht, denen die Schriftlichkeit fehlt, müsste die Frage einem Ethnologen gestellt werden. Auf die meisten (wenn nicht alle) Völker aus deren Zielgruppe dürfte es zutreffen. Zahlenmäßig kann ich es aber noch nicht einmal schätzen. Schrift ist Merkmal einer Hochkultur. Was die Gruppe der Analphabeten angeht … da fühle ich mich überhaupt nicht berufen. Das statistische Bundesamt hat sicher für Deutschland Zahlen. Hallo Herr Buesch, vielen Dank für ihre schnelle Antwort. Ich werde versuchen mein Anliegen auf den Punkt zu bringen. Leider bin ich mir selber nicht ganz im Klaren, was ich genau wissen möchte, es ist mehr ein Gefühl, das hinter diesem Thema einige Antworten zu so manch anderen Entwicklungen der Menscheit stehen. Evtl. ist dies wirklich eher etwas für Ethnologen, aber ich würde ihnen trotzdem gern nochmal versuchen zu erklären wie es zu meiner Frage kam. Ausschlaggebend war der Einführungstext in dem Buch “Das Rätsel der Kelten vom Glauberg”. Dort steht: …Die mündliche Weitergabe, die Schriftlosigkeit, erfordert - kritisch betrachtet - die höhere Fertigkeit einer Kultur. Schriftkultur kann sich immer darauf verlassen, dass das Wissen irgendwo aufgeschrieben ist und man es nachlesen kann. Die mündliche Kultur braucht ein viel höheres Potenzial an Wissen und an Kommunikation, da ja ohne Kommunikation, ohne die Weitergabe von Wissen eben dieses verschwindet. Mann kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Kelten aufgrund der Wanderbewegungen, der kriegerischen Auseinandersetzungen und des regen Fernhandels, den sie vor allem mit dem mediterranen Raum betrieben, die Schrift kannten. Es ist anzunehmen, dass sie sie bewusst nicht angewandt haben, da dies nicht im Einklang mit ihrer Vostellungswelt stand… Nun ging das Grübeln los. Wie konnte eine Kultur mit vielfältigen Fähigkeiten sich dazu entschliessen die Schrift zu verweigern (geht das jetzt wieder mehr in Richtung Philosophie?). Na ja, wie es der Zufall so will habe ich kurze Zeit später einen Rest einer Dokumentation im Fernsehen gesehen, in der es um ein nordafrikanisches Volk (Gruppe) ging, die zugunsten ihrer Mythologie auf die Schrift verzichten. Leider habe ich zu wenig gesehen, um genau zu sagen um wen es gig. Was für eine flexibilität und Dynamik bringt die Schriftlosigkeit mit sich? Dogmen mussten viel einfacher zu durchbrechen gewesen sein, da die Schriftlosigkeit einen stetigen Wandel und eine stetige Weiterentwicklung gebracht haben muss. Da es nun zu unserer Zeit immer noch Menschen gibt, die absichtlich die Schrift ablehen, hatte ich die Hoffnung, dass es darüber Forschungen gibt. Es geht mir nicht um den Analphabeten in unserer Gesellschaft, sondern um die bewusst gewählte Schriftlosigkeit von Völkern z.B. zugunsten der Mythologie. Da ich wirklich viele Fragen habe und ich sie nicht mit allem bombardieren will, wäre ich ihnen dankbar wenn sie mir ein belebtes online-Forum nennen könnten, wo ich meine ganzen Laienfragen stellen kann. Vielen Dank im Voraus! Ist eine interessante Frage. Als Ausgangspunkt würde ich www.ethnologie.de vorschlagen oder rede-mit.de steht zum Verkauf. Paläoseti hört sich etwas schräg an, könnte sich aber als das fruchtbarere Forum erweisen. Sind durchaus nicht nur Spinner, die sich damit beschäftigen. Ob es sich bei den erwähnten Nomaden? so einfach um eine Verweigerung handelt ??? Die Idee, Schrift zu verwenden, erscheint uns selbstverständlich und logisch. Ich bin nicht davon überzeugt, dass diese Einsicht obligatorisch ist. Wenn kein ausreichender Bedarf, zB. Verwaltung großer Gütermengen, vorhanden ist, spart man sich den Aufwand. Es wird keiner behaupten, dass kein Kelte lesen konnte. Der keltische Kulturkreis hat sich vielleicht der Schriftlichkeit verwehrt, das Individuum nicht unbedingt. Ich würde überprüfen, inwieweit es im keltischen Raum einen echten Bedarf gab, Schrift (von Staats wegen) zu entwickeln und zu unterhalten. Der Aufwand ist beträchtlich. Ist nur eine Idee, würde sich als kritischer Ausgangspunkt aber glaube ich eignen. MfG Kristian

Hallo tujay, die absolute Schriftabstinenz war bei den Kelten sicher nicht gegeben. Der Anteil an echten Analphabeten war jedoch sicher enorm. Bedenke, daß viele keltische Münzen - besonders aus dem mitteleuropäischen Raum - mit den Namen der Stammesführer beschriftet sind. Ich führe als Beispiele nur die in unserem Raum beheimateten Bojer und Noriker an: Der Stempelschnitt der Portäts und Rückseitendarstellungen war oft sehr derb, die Namen jedoch deutlich zu lesen (u.a. BIATEC, NONNOS, ATTA, SVICCA). mfG Agora, Wien

Mein Beitrag kommt wohl etwas spät…aber besser alls nie. Die Kelten hatten ihr eigenes Alphabet , die Oghamen, die sich aus der Keilschrift entwickelt hatten und die Namen von Bäumen trugen. Meistens verwendeten die Kelten jedoch die römische oder grichische Schrift. Warum weiß ich auch nicht. Das druidische Wissen wurde nie schriftlich weitergegeben, sondern musste von den Schülern auswendig gelernt werden. Caerar interpretierte dies als Sorge, dass auf schrieftlichen Weg die Lehren mißgedeutet werden könnten.