Kennt noch jemand solche Scherben?

Aus dem Beitrag “Hilfe bei der Beurteilung gesucht” bin ich jetzt mal in diesen Bereich gewechselt. Bei der Ausgrabung eines eventuellen Fundamentes habe ich 11 derartige Scherben gefunden. Es gab erste, freundliche Hinweise auf MA. Kennt jemand vielleicht ähnliches Material? Zitat aus dem anderen Beitrag: So, ich versuchs mal mit Fotos. Das Gewicht der drei Scherben liegt bei 35 Gramm. Eine Seite ist sehr dunkelgrau bis schwarz, die Bruchstellen und die andere Seite grau. Es gibt insgesamt elf Scherben ähnlicher Größe, die alle eine unregelmäßige Dicke von 4 bis 6 mm haben. Eine der Scherben ist auffällig wegen seiner Oberflächenstruktur in einer Art “Wellenmuster?” (die rechte). Das Material ist ähnlich Ton aber eben durchgehend grau, wobei eben die vermeintliche Außenfläche ins schwarze abgleitet. Zitat Ende (Jetzt zitier ich mich schon selbst?!) :slight_smile: Besteht für diese Teile auch eine extra Meldepflicht? Der Fund des vermeintlichen Fundamentes ist bereits gemeldet, aber rasende Reporter sind das leider ja nicht beim Denkmalamt, deshalb gibts noch keine Rückmeldung. Meines Wissens nach “müssen” die innerhalb drei Werktagen reagieren. Falls nicht, wie darf ich dann weiterverfahren? Kann ich dann selbst loslegen und beispielsweise die Burg ausgraben? Liebe Grüße aus M-V

Wie schon im anderen Post geschrieben… Grauware, Kugeltopf, eher ins 13. Jhdt. hineinzudeuteln…  nix slawisch… http://www.stadtentwicklung.berlin.de/denkmal/archaeologentag/2007/download/KirschMittelalterkeramik_pp.pdf mal zum Schauen… ist zwar brandenburgisc, aber die Parallelen kann man sicher ziehen… Selber die ganze Burg ausbuddeln ist sicher nicht drin… :smiley: Hast Du mal bei der unteren Denkmalsch.behörde wegen einem schnellen Blick durch einen ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger nachgefragt? Gruß Irminfried

Nein, hab noch nicht nachgefragt. Ich wollte jetzt auch nichts übereilen. Ich habe meine Bearbeiterin bei der Unteren Denkmalbehörde per Mail informiert und muß ihr ja zumindest erstmal etwas Zeit zum reagieren geben. Allerdings hat sie noch keine Kenntnis zu den Scherben. Die hielt ich bis eben ja noch für…sonstwas. Aber so langsam ergänzt sich das Puzzle ja doch zu einem fundierten System von ansatzweiser achäologischer Bedeutung. Also die Holzkohleflitter, die Scherben, die Steine, die regionalen Geschichtshintergründe, die strategische Lage an der Peene und der damaligen Handelsroute nach Norden… Bleibt die Frage, ob das letztlich jemanden interessiert. Ich find es spannend, aber vielleicht ist das Denkmalamt anderer Ansicht und sagt: Zumachen, Bodendenkmal, Ende. Das wäre aber in Hinsicht auf die Rekonstruktion des eigentlichen Denkmals, dem Stampflehmhaus darüber, nicht so gut. Oder noch schlimmer: Die beschließen eine sogenannte Notgrabung, die ich als Eigentümer dann finanzieren müsste.

Also, erstmal: losgehen und selbst ausgraben ist immer eine schlechte Idee. Die Scherben sind für sich nichts besonders spannendes. Das ist reduzierend gebrannte Irdenware (Grauware), wenn du sie mit dem Messer schwer ritzen kannst (wie im anderen Thread beschrieben), sind sie schon recht hart. Auf den neuen Bildern sieht man auch besser, dass das einfach nur Riefen sind und kein Wellenmuster, solche Riefen hatten im MA sehr viele Gefäße auf dem Gefäßhals. Datierungsmäßig kann man sich da übrigens meiner Meinung nach überhaupt nicht so festlegen, wie Irminfried das suggeriert. solche Keramik kannst du auch problemlos im Spätmittelalter bis in die frühe Neuzeit hinein finden. Das ist regionale Gebrauchskeramik, über die man so auch viel weiter nichts sagen kann. Um das einer Form zuzuordnen, ist das meiner Meinung nach zu wenig. Also ja, du hast da Keramik die nicht in die Neuzeit gehört und große Feldsteine. Aber daraus jetzt eine Festung zu rekonstruieren, ist etwas gewagt (vor allem bei dem kleinen Ausschnitt)

:slight_smile: Vielen Dank Pygmalion, für die Beurteilung. Ich denke auch nicht, daß Irminfried eine Expertise abgeben wollte. In erster Linie ging es für mich darum, ob die Steine “erbaut” wurden und falls ja, ob es eine denkmaltechnische Relevanz haben könnte, was durch die Beurteilung der Scherben ja durchaus in den Fokus gerückt ist. Mir selbst mangelt es an archäologischem Wissen aber ich würde nicht bei jedem Feldstein eine Meldung an die Behörden machen, fünf Werktage warten um dann die Arbeiten an meinem Denkmal fortsetzen zu können, wenn ich nicht einen tieferen Sinn vermuten müßte. Ohne diese Stellungnahmen hier wäre an der Fundstelle genau jetzt bereits eine Feuchtigkeitssperre, Schüttung und ein Fußboden verlegt worden. Unter Umständen hat also dieses Portal bereits etwas gerettet. Was die “Festung” angeht: Zitat WIKIPEDIA: "Im Umfeld der Vororte Demmins gab es bis zum Dreißigjährigen Krieg mehrere befestigte Gebäude, die in den Stadtbüchern als Burgen bezeichnet wurden. …Solche Anlagen befanden sich …sowie jeweils etwa 5 Kilometer von der Stadt entfernt bei Quitzerow und Siedenbrünzow. Die beiden letzten sollen nahe dem Pensiner Graben gelegen haben, einer feuchten Niederung, die ein natürliches Hindernis bildete. Zitat Ende. Der Fundort befindet sich in Pensin, 400 m visavis von Quitzerow, direkt an der Straße nach Norden und 300 m östlich der Peene…also durchaus in einem Bereich der dort beschrieben wird. Das die sogenannte “Burg” wohl höchstens ein befestigter Vorposten gewesen sein dürfte…naja. :slight_smile: Aber auch für mich persönlich ist die Beurteilung hier wichtig, denn außer daß ich gern wüßte, worauf ich herumtrete, würde ich jetzt selbst bei Desinteresse der Denkmalbehörden den Fußboden so anlegen, dass eventuell interessierte Heimatforscher oder Archäologen noch die Möglichkeit eines Zuganges hätten.

Grabungsschnitte offenhalten ist sehr schwer und teuer. D.h. wenn Frost, Luftfeuchtigkeit, Licht erstmal zuschlagen geht es schnell bergab. Oft wird auch eine Plexiglasabdeckung ins Spiel gebracht. Die Algen von dort fernzuhalten ist eine Wissenschaft für sich. Denkmale werden deshalb auch nur bei akuter Gefährdung ausgegraben (und nicht, weil man unbequeme Befunde vertuschen will). Sie sind im Boden am besten aufgehoben.  Halt uns mal auf dem akuellen Stand.

So, wie versprochen, einen Statusbericht: Das Denkmalamt hat den Fund weitergemeldet. Nach telefonischer Rückfrage hat man mich etwas ratlos gebeten, noch eine Woche mehr als vorgeschrieben den Fund unberührt zu lassen. Mittlerweile sind fast drei Wochen vorbei, niemand hat nachgefragt oder wollte etwas sehen und das potentielle Bodendenkmal ist nun wieder zu meinem Keller degradiert worden. Somit kann ich aber erstmal auf eigene Faust weitere Untersuchungen anstellen und die Stelle etwas erweitern. Falls sich dann meine Vermutungen bestätigen und die Dimensionen doch weitreichender sind, stell ich mal ein aktuelles Foto ein, was dann vielleicht nähere Auskünfte gibt. Sollten die Dimensionen unüberschaubar werden, biete ich eventuell einem Archäologiekurs das Grundstück für ein kostenloses Grabungslager an, wo dann die Nachwuchsarchäologen ein paar Erfahrungen sammeln können, aber das ist nur so ein Hirngespinst derzeit. Grabungslager sind scheinbar ja sehr gefragt. :wink: Das wird dann bestimmt fundierter, als wenn irgendwann Bauarbeiter mit dem Bagger buddeln. Sollte es zwischenzeitlich noch Extrafunde geben, gibts wieder Meldung. Was das Offenhalten angeht…derzeit befindet sich ja alles innerhalb des Hauses. Witterung sollte also keine Sorgen bereiten. Gänzlich zu lassen würde ich es aber ungern. Wenn das darüber liegende Haus erstmal rekonstruiert ist, wird eine Untersuchung nicht mehr möglich sein. Es sollte doch aber von Interesse sein, die Hintergründe zumindest zu erforschen, bevor man es evtl. wieder zu macht. Wenn es letztlich ohne Bedeutung ist, hat man wenigstens Klarheit. Wenn doch,…auch. :wink: