Arnhofener Silex

Ich bräuchte ein paar Hintergrundinformationen zu Arnhofener Silex. In einer von mir am Oberlauf der Naab entdeckten endpaläolithischen Freilandstation fanden sich diverse Geräte und Abschläge aus Arnhofener Silex.  Die Fundstelle ist ca 120 km von Abensberg/Arnhofen entfernt. Nun sind mir aus den Publikationen von Dr. Binsteiner die neolithischen Verhältisse (Bergwerk, Feuersteinstrasse etc.) geläufig, zu den Verhältnissen im Paläolithikum habe ich aber nichts bzw. nur sehr wenig gefunden. Daher meine Fragen. 1.Seit wann finden sich Arnhofener Silices in steinzeitlichen Inventaren? 2.Gibt es irgendwelche Untersuchungen zu Distributionswegen von Silices im Endpaläolithikum? Dank im Voraus TB

Woran wird denn die endpaläolithische Einordnung der Fundstelle festgemacht? Ein paar Bilder der Funde wären toll. Prima wäre es, wenn auch noch Werkzeuge dabei wären. Zu 1: Bevorzugt LBK und Mittelneolithikum Zu 2: Bevorzugt wurden örtliche Rohmaterialien verwendet. Es gibt zig Monographien über endpaläolithische Fundstellen und deren Rohmaterialspektrum. Ich würde mal im KVK suchen oder hier: Arnhofen

Einstufung erfolgte durch BLfD anhand der begleitenden Artefakte aus Jurahornstein (teils getempert) und Lydit als endpaläolithische/mesolithische Freilandstation. Kernstein, Klinge, Wohl Kombigerät Stichel/Bohrer

Nachtrag Kratzer Größe 40x30 mm

Schöne Funde. Allerdings zeitlich indifferent. So etwas kann in allen steinzeitlichen Epochen vorkommen. Ich will damit sagen, dass es möglich ist, dass du auf deiner sonst endpaläolithischen Oberflächenfundstelle auch durchaus neolithische Funde machen kannst. Ein Beleg für die Verarbeitung von Plattensilex im Mesolithikum sind diese Artefakte nicht. Wenn müsstest du mit Mikrolithen, geometrischen Formen wie Vierecken, Dreiecken und Trapezen aufwarten. Kratzer z.B. gibt es noch bei den Becherkulturen.

Servus TB! An der Naab, in meinem Untersuchungsgebiet gibt es Arnhofener Material auf Fundstellen mit starkem endpaläolithischen Einschlag. Deine Fundstücke ermangeln zwar der typischen Bänderung der “Arnhofener Platte” aber es scheint mir aufgrund der Rinde und des Grundmaterials  “Arnhofener Knollen- oder Fladen” zu sein. Die Publikation müsste ich mal raussuchen …die erstreckt sich aber eher auf neolithische “Industrien”. Du könntest mir mal PM mitteilen wo Du  die gefunden hast? Meldest Du in R.? Da kommt noch mehr! GlückAuf vom Naabsucher

Der Kratzer ist ein feines und eindeutiges Artefakt, wenngleich er als hier gezeigter Solitärfund zeitl. kaum einzuordnen sein dürfte. Bei der vermeintlichen Klinge und dem Stichel handelt es sich um Abschläge, die nicht weiter artifiziell bearbeitet wurden. Die Verbreitung des Abensberger bzw. Arnhofener Hornsteins ist nahezu Bayernweit.   

Und sehr deutlich über Bayern hinaus. Wo siehst Du einen Stichel? Meinst Du das hier? Dann wäre es prima wenn Du mir daran ein Stichelmerkmal zeigen könntest.

Und sehr deutlich über Bayern hinaus. Wo siehst Du einen Stichel? Meinst Du das hier? Dann wäre es prima wenn Du mir daran ein Stichelmerkmal zeigen könntest.
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ich sehe in dem gezeigten Abschlag eben keinen Stichel, jegliche artfiziellen Merkmale hierzu fehlen an dem Stück! Der Finder hatte den Abschlag Eingangs als Stchel bezeichnet!!

Richtig lesen hilft  :-" Da muss ich den Theo mal in Schutz nehmen. Er hat auf meine Frage,  aufgrund welcher Artefakte die Stelle datiert sei, auf Stichelfunde beim LFD verwiesen und nicht das Teil hier als Stichel bezeichnet. G_G

Das ist korrekt, richtig lesen hilft manchmal, denn in Theos drittem Beitrag wird das besagte Stück sehr wohl als Kombigerät Stichel/Bohrer bezeichnet! Für Theo ein interessanter Link, der das Thema Arnhofener/Abensburger Hornstein excellent behandelt. Ab der Seite 649 finden sich wissenschaftlich fundierte Angaben über das Verbreitungsgebiet dieses Hornsteinmaterials. http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&frm=1&source=web&cd=3&ved=0CEIQFjAC&url=http%3A%2F%2Fkups.ub.uni-koeln.de%2F4176%2F3%2FROTH\_Arnhofen\_2008\_Bd3\_druck.pdf&ei=UYusUu\_HHYbLsgaa6IHADg&usg=AFQjCNErmCYTKbf7ZpF\_wBi7nagwQLTNzQ&sig2=uRCXs5SxmfdOzE\_dWienjQ

Danke für den, nicht ganz unbekannten, Link. Ich verstehe es so, dass Theo sich auf eine amtliche Expertise stützt. Deshalb bin ich bezüglich der Ansprache auch entspannt. Wird, aus Zeit- und Geldnot, ein Praktikant hingesudelt haben. Vielleicht klärt uns Theo auf wo er es hergenommen hat. >:)

um nicht einfach zu schreiben, bei dem gezeigten Stück handelt es sich um keinen Stichel möchte ich dies auch mit dem zitieren des Joachim Hahn aus dessen Artefaktmophologie nachholen. Zitat Joachim Hahn:     Definition Ein Stichel (burin) wird in der sogenannten Stichelschiag-Technik hergestellt: Auf eine Plattform, gewöhnlich am Ende einer Grundform, wird ein Schlag gesetzt, der einen länglichen Abfall in der Grundformebene abtrennt. Dies ist eine Sonderform der Retusche. Das so entstandene Negativ, oft im rechten Winkel zur Ventralfläche, ist die Stichelbahn, der abgetrennte Teil der StichelabfalL Eine Stichelbahn kann auch quer von der Kante aus ein Ende abtrennen und dorsal wie beim “chamferred piece” oder flach ventral liegen. Herstellung Stichel lassen sich mit Schlag oder Druck erzeugen. Wichtig ist das Vorliegen einer geeigneten Plattform. Der Winkel zwischen Plattform und Kante sollte weniger als 90° betragen. Eine Stichelbahn läßt sich direkt frei in der Hand mit einem Schlagstein, indirekt aufgesetzt auf einen Amboß oder an dem Grat eines Steines abschlagen. Die häufig vorliegende Retusche der Kante wirkt als Versteifung, d.h. als Präparation, oder als Stopkerbe. Als Grundform dienen Klingen und Abschläge, selten Trümmer. Bei letzteren besteht ein breites Übergangsfeld zu den Kernen, ebenfalls ist die Trennung zwischen Stichel und ausgesplittertem Stück nicht immer eindeutig. Variationsbreite Eine Klassifikation der Stichel wird nach der Plattform, der Schneide und der Stichelbahn (ONORATINI 1980), d.h. eher nach der Technik als nach der Funktion vorgenommen. Herstellungstechnik der Plattform: a) Negativ: geeignetes Negativ am Ende einer Grundform b) Bruch: meist rechtwinklige Bruchfläche c) Retusche: meist am Ende, aber auch lateral, mit verschiedenen Formen wie konvex d) Stichelbahn: eine an abiscerzeugte Stichelbahn dient als Plattform für eine weitere an der gegenüberliegenden Kante Stichel werden ebenfalls nach der Lage der Schneide, der Anzahl und der Form der Stichelbahnen differenziert. Zusammensetzungen haben gezeigt, daß Plattformart und Lage der Schneide je nach Bedarf am selben Stück wechseln können. Daher ist es oft eher eine Beschreibung der Abnutzung bzw. Nachschärfung als die eines echten Typs. Stichel sind oft doppelt oder sogar drei- bis maximal vierfach an einer Grundform angelegt worden und mit anderen Werkzeugformen kombiniert. Funktion Bisher wurde die Stichelschneide als funktionaler Teil angesehen: Stichel sollten in der Hauptsache zum Herstellen von Rillen in Geweih dienen. Sie galten oft als typische jungpaläolithische Werkzeuge für die Spantechnik bei der Geweihzerlegung 11.3.4). Die Gebrauchsspurenanalysen veränderten dieses Bild. Die Schneide weist nur selten Gebrauchsspuren auf, eher sind die Kanten sowohl der Stichelbahn als auch die an Stichelabfällen benutzt. Stichel dienten demnach zum Schaben, Schnitzen und Schneiden. Meist sind die Gebrauchsspuren jedoch an denjenigen Kanten, die nicht durch die Stichelbahn modifiziert wurden. Daher nimmt VAUGHAN (1985, 494) an, daß man Klingen und Abschläge zunächst unretuschiert als Messer u.ä. verwendete. Erst danach transformierte man sie in Stichel (oder Kratzer). Die Stichelschlagtechnik ist dann eher als Nachschärfung oder gar Schäftungszurichtung anzusehen. Diese Annahme wird durch Gebrauchsspuren an den Stichelabfällen bestätigt. Stichelbahnen können auch durch den Aufprall eines Geschoßkopfes auf ein hartes Medium entstehen, wie bei Gravettespitzen (z.B. DEMARS u. LAURENT 1992, Fig.11, 3). Sie sollten dann nicht als Stichel sondern als Gebrauchsform einer Rückenspitze gezählt werden. Chronologie und Verbreitung Die ersten, manchmal zufällig wirkenden Stichel finden sich im Acheuleen. Eine Variante der Stichelschiag-Technik weisen die Pradnikmesser des Mittelpaläolithikums auf. Erst im Jungpaläolithikum sind Stichel in größerer Menge vorhanden. In Europa werden sie ab dem Mesolithikum seltener, sind aber durchaus sonst gut vertreten (z.B. im Capsien oder der Arctic Small Tool Tradition). Der Versuch, mit der prozentualen Häufigkeit der Plattformarten chronologische Differenzierungen zu gewinnen, war nicht sehr erfolgreich und ist nach den Gebrauchsspurenanalysen auch fraglich. Zitat Joachim Hahn Ende:

Sehr schön, der alte Hahn. Schon in die Jahre gekommen und auch noch eingeschränkt zitierfähig. Wenn Du Deinen Forschungsstand mal updaten möchtest kannst Du Dir das mal anschauen. Schönes Wochenende  :wink:

danke für den Hinweis! Allerdings war ich wohl ziemlich rasch dabei, mich als Besitzer des “Flossschen Werkes” rühmen zu dürfen. Dahingehend ist das update also schon wieder Schnee von gestern. Vom Aufbau halte ich den Hahn für deutlich besser und ein Stichel bleibt ein Stichel, den hat der Floss nicht neu erfinden müssen! ein ebenso schönes Wochenende :wink:

Wenn Du auf dem aktuellen Stand bist, hättest Du die Verbreitung des o.g. Plattensilex aber nicht auf Bayern begrenzen dürfen. Friede Hain mit vorweihnachtlicher Demut Quinar K:-)

Wenn Du auf dem aktuellen Stand bist, hättest Du die Verbreitung des o.g. Plattensilex aber nicht auf Bayern begrenzen dürfen. Friede Hain mit vorweihnachtlicher Demut Quinar K:-)
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Nachtarocken ist wohl ein feiner Aspekt der vorweihnachtlichen Demut! Dies war doch mit dem nachreichen des Links meinerseits schon längst geklärt und richtig gestellt. :b:

eben gesehen, wo bin ich da blos wieder mal gelandet! :q:    http://www.palaeoseti.de/doku.php hat sich wohl hiermit erledigt!!!  :idea:

Friede Hains Account  G_G Es hätte so schön werden können mit dem Zitieren von Artefaktmorphologieliteratur. Keinen Streitwert mehr die Steinefetischisten, ein wenig PS bringt sie zur Flucht.  X-D Hoffentlich zieht das keinen vorweihnachtlichen Aufschrei der berufsbetroffenen Nettiquettefraktion nach sich. =:-O

@Quinar

Wohl kaum, aber bei einem weiteren Zitieren von “Artefaktmorphologieliteratur” von Hahn u.Co. hättet Ihr Bekanntschaft mit meinem Anwalt gemacht. K:-) Hahn und Co. hält man doch im Kopf nicht aus. Das ist grobfahrlässige Körperverletzung mit Hirnschädigung. Menschenskind, gehts noch ? >:( Achtung, das Lesen folgender Links erfolgt auf eigene Gefahr. Ich hafte nicht für Folgeschäden. :stuck_out_tongue: steinzeitwissen.de http://steine-scherben.de/thema3a.htm Merke, wenn Du einen “Stichel” findest könnte es sich um keinen Stichel handeln, sondern um ein anderes Wekzeug dessen verschiedene Kanten keine Gebrauchsspuren aufweisen weil sie noch nicht benutzt wurden, aber hätten benutzt werden können, wenn Herr Feuerstein nicht vorher vom Säbelzahntiger verspeist worden wäre, in dessen Knochen er hätte sticheln können, wenn er seinen Faustkeilmesserschaber als Universalwerkzeug vorher zum Zerlegen des Säbelzahntigers und dann als Kern zum Anfertigen eines Stichels benutzt hätte, der aber kein Stichel sein muß weil Herr Feuerstein die Stichelbahn hätte benutzen wollen, die allerdings keine Bearbeitungsspuren aufweist weil… Hat noch jemand eine Stichelfrage ? :smiley: Gruß Kurti