Fundstück "Tonscherbe"

Hallo, ich bin neu hier und wollte nachfragen ob mir zu diesem Fund, den ich 1993 gemacht habe, jemand etwas sagen kann. Auf der Rückseite ist die Tonscherbe geriffelt. Golgende Fragen hätte ich dazu: - Welches Alter kann diese Tonscherbe haben? - Welche Zeichen werden dort abgebildet? - Woher könnte diese Tonscherbe stammen? - Zu welchem Objekt gehört diese? Viele Grüße floh

Wohl Neuzeit. Wurde die Scherben in der Nähe eines Mittelaltermarktrs gefunden?:slight_smile:

Der Fundort war Wangerooge, direkt an den Klippen die ins Meer laufen.

Hallo Floh, die Scherbe muß um 90° gegen den Uhrzeigersinn gedreht betrachtet werden. Scheint ein mit Krone versehenes Wappen zu sein. Ist der Scherben bauchig? Ich würde auf einen Steinzeugkrug aus dem 18.-19. Jhdt tippen. Genauer datieren kann man das sicherlich über das Wappen… Gruß Irminfried

Die Scherbe ist tatsächlich leicht bauchig. Könnte mir jemand einen Tipp geben, wen man da fragen kann? Ich glaube mein Bäcker um der Ecke hat keine Anhnung davon. :smiley:

Ich habe mal die Rückseite abgelichtet und vielleicht ist diese aufschlussreicher?

Hallo floh1, einzelne Embleme des Wappens haben mich an Wappen im Bergisch-Märkischen Kreis erinnert. Diese hängen dann meistens mit den " Vereinigten Herzogtümern Jülich-Kleve-Berg" zusammen. Von diesen Häusern aus gibt es eine Verwandtschaft zu “Fürst Carl Wilhelm von Anhalt Zerbst” und dieser wiederum war u.a. auch “Herr von Wangerooge”. Auf Wangerooge gibt es einen Wappenstein auf dem Wappen beider Häuser abgebildet sind. Hier findet man zumindest einzelne Embleme wieder wie z.Bsp. das “geschachtete Feld” von den Grafen zu Aschersleben Sachsen-Anhalt oder die “drei Sparren” der Grafen von Ravensberg usw. Das Wappen auf dem Krug (?) muß m.E. etwas mit den beiden Häusern zu tun haben. Fürst Carl Wilhelm von Anhalt Zerbst, der durch Erbgang seit 1667 auch Herr von Jever und Wangeroog war. http://www.deutsche-leuchtfeuer.de/nordsee/wangerooge-alt.html Die Inschrift des Wappensteines lautet: Carl Wilhelm, Fürst zu Anhalt, Graf zu Ascanien, Herr zu Zerbst, Berenburg, Jever und Kniphausen, Anno 1687 Sophie, Fürstin zu Anhalt, geb. Herzogin zu Sachsen, Jülich, Cleve, Berg, Gräfin zu Acanien, Frau zu Zerbst, Berenburg, Jever und Kniphausen. Anno 1687 Wappenstein Vereinigte Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg Es lohnt sich bestimmt der genaueren Zuordnung des Wappens mal nachzugehen. Gruß Kurti Hier die Scherbe mit dem Wappen richtig herum:

Hallo Kurti, das klingt echt spannend. Doch was sollen diese komischen Tiere dort bedeuten die sich “küssen”? Sieht aus wie ein Fisch, aber sowas erkenne ich auf deren Bildern nicht wieder. Ich finde es aus meiner Sicht schon spannend genug dem nachzugehen, damit man Antworten bekommt. Ich habe soviele Fragen, nicht nur zu dem Fundstück, sondern auch zu deren Gesichte, dem das Ding mal gehörte. An wen kann ich mich denn wenden? Ich glaube nicht, dass diese Personen noch leben. Gruß Floh

Hallo Floh, könntest Du bitte noch einmal ein Bild machen? Ohne Blitz, mit leichtem Schräglicht, damit man das Wappen besser erkennen kann? Danke Dir!

Hallo floh1, was die “Fische” darstellen sollen weiß ich auch nicht. Da das Wappen in einem Kreis steht könnte es sich auch um ein “Firmenemblem” unter Verwendung des Familienwappens handeln. Die “Fische” gehören m.E. nicht mehr zur “Helmzier” (hier Krone) und könnten durchaus auf ein Gewerbe oder Handel hinweisen. Es sind m.E. stilisierte Pflanzenteile die z.Bsp. einen Handel mit exotischen Gewürzen symbolisieren könnten, aber das ist natürlich reine Spekulation. Bei der Zuordnung des Wappens wäre noch wichtig, dass es sich offensichtlich bei dem Löwen um einen “Greifenlöwen” handelt. Greifenlöwe Gruß Kurti attachment_3da7043ad7cb72de0be005c11f2c722c.jpg

Hallo Kurti, danke für Deine Nachricht. Klingt sehr interessant und plausibel. Diesen Löwen konnte ich auch erkennen, jedoch sagt mir der Rest wirklich nicht viel. Ich tendiere auch eher zu einem Familien oder Firmenwappen. Es kann auch vielleicht sein, dass es gar nicht aus Deutschland stammt, sondern aus Dänemark. Das wäre gar nicht so abwägig, da ich es ja auf Wangerooge gefunden habe. Ich weiß auch nicht wie lange das im Salzwasser gelegen hat, da die Farben noch recht gut erhalten sind. Eigrntlich müsste das Salz die Farben schnell verschwinden lassen oder irre ich mich? Wenn es jedoch wirklich so alt ist, dann haben unsere Vorfahren eine 1a Qualität abgeliefert. :wink:

Kurti, Deine Augen möchte ich haben!!!:b: :b: @ Floh: die Scherbe besteht aus glasiertem Steinzeug. Wenn sie vor Wellengang und Abrollung auf Steinen geschützt lag, muß die Oberfläche nicht zwangsweise zerstört werden. Gruß Irminfried

Hmm… Heraldik ist bei sowas immer schwierig, ich habe Wappen gesehen die sich trotz Heiraten etc. nicht verändert haben, wie etwa die der Courtenayes seit den 1320ern… Um es mal einzugrenzen, die ersten Löwen in dieser From sind auf Wappen ab dem Hochmittelalter zw. 1150 und 1250 zu finden. Firmenembleme ausgeschlossen, so stammt diese scherbe zumindest aus aus der Zeit zw. 1250 und 1900… Weitere Eingrenzungen: Die Glasierung lässt auf jeden Fall auf eine Zeit nach 1450 schließen…

Hallo, erstmal: schoener Fund, insbesondere in interessanter Fundlage. Es handelt sich um das Fragment eines Wapppenkruges aus “rheinischem” Steinzeug des 17. Jahrhunderts, produziert sehr wahrscheinlich in Frechen oder Raeren, evtl. auch Koeln. Das Wappen koennte tatsachlich das von “Juelich-Kleve-Berg” darstellen, das sehr haeufig auf reliefverziertem rheinischem Steinzeug abgebildet wurde. Das Stueck duerfte uber den Seehandel nach wangerooge gelangt sein, eventuell auch als mitbringsel eines seefahrenden Insulaners, als spannende, spekulative Interpretation ist auch Wrackgut denkbar. Als Literaturverweis zu Steinzeug das beste Uebersichtswerk: David Gaimster: German Stoneware 1200-1900, Lomdon 1997. beste Gruesse, Volker

Hallo Volker, vielen Dank für Deine Hinweise. Ich habe einen interessanten Fund im Internet gemacht, da dieses Zeichen auch sogar die selben Farbgestaltungen hat. Kann das ein Zufall sein? Gruß floh