Scherbe gefunden. Eventuell römisch.

Hallo, ich habe eine Scherbe gefunden und würde gerne wissen ob das Ramsch ist oder nicht. Fundort: Auf der Filderebene bei Stuttgart. Völlig auf dem Land. Bei uns gabs bis vor ca. 1000 Jahren nur Wald. Anschließend gabs nur Bauern, bis heute. Eine Römischer Hof befand sich ca. 20 km Luftlinie entfernt. Ich habe in einem Flussbett nach Versteinerungen gesucht und bin dann darauf gestoßen. Warum gehe ich davon aus das es römisch ist? Ich habe wenig Ahnung weiß aber, dass die Volute wohl für die Römer üblich war (Die Römer hatten ja diese einfachen Ionischen Säulen). Für die heutige Zeit ist mir das Stück zu klobig…weshalb ich auch eher auf Älter tippe. Material: Das Stück hat auf jeden Fall eine Lasur oder ähnliches. Die Bruchkanten sind Weiß (sind noch ein wenig schmutzig). Was genau für Material vorliegt weiß ich nicht. Gemeldet habe ich den Fund nicht (war ja erst heute) außerdem weiß ich ja nicht was es ist…nachher lachen die mich aus wenn ich da mit nem Stück von einem alten Nachttopf oder so auftauche… Auf jeden Fall bin ich mal gespannt was ihr mir dazu sagen könnt. Falls noch infos fehlen einfach schreiben.

Die Scherbe ist m.E. keines Falls römisch. Es ist Glasurkeramik, die die Römer nicht produzierten. Man müsste die Qualität der Glasur und des Scherbens prüfen. Sowie die Härte der Bruchstellen um sicher sein zu können, aber das ist in jedem Fall nachantik.

Wer ordentlich liest ist klar im Vorteil. Für Lasur gilt dasselbe wie Glasur.

Sieht für mich auch nicht römisch aus. Würde es eher frühneuzeitlich verorten. Aber ich tue mich bei Ferndiagnosen auch schwer. Vielleicht wäre es möglich, den Scherben nochmals größer aufzunehmen?

Fundort Fildern? Da läge die Ludwigsburger Porzellanmanufaktur nicht weit. Dort wurde auch viel Klassizistisches produziert. Weiße Bruchkanten würden für Porzellan sprechen. Bildersuche hilft, es gibt aber auch viel Literatur über LB-Porzellan. Zerscherbt kam das Zeug auf den Mist und so auf die Felder. Glasierte römische Keramik gibt es sowohl in der frühen Kaiserzeit als auch in der Spätantike. Die Glasuren sind aber meist grünlich bis gelblich und können in aller Regel von jüngeren unterschieden werden. Eine wirkliche Expertise muss aber am Original erfolgen.

Sog. Glanztonkeramik, die oftmals mit Glasur verwechselt wird, gibt es natürlich. Doch wird diese anders produziert und unterscheidet sich aufgrund des Herstellungsprozesses von Glasur.

Das ist absolut richtig. Bei der Glanztonware wird das fertige Gefäß vor dem Brand mit einem fein geschlämmten Tonschlicker überzogen. Ich habe aber von Ware mit Bleiglasur geschrieben, die sowohl im 1. als auch im 4./5. Jh. sehr beliebt ist.

Seltsam…ich arbeite viel mit römischer Keramik in der südlichen Mittelmerregion… Bleiglasur ist mir vor dem 5. Jh. n. Chr. noch nicht begegnet. Kannst du mir Literatur zu der früheren nenne. Würde mich gerne in diese Richtung informieren.

H. Gabelmann, Zur hellenistisch-römischen Bleiglasurkeramik. Jahrb. DAI 89, 1974, 260-307. A. Hochuli-Gysel, Kleinasiatische glasierte Reliefkeramik (50 v. Chr. bis 50 n. Chr.) und ihre oberitalischen Nachahmungen (Bern 1977). H. Lange, Bleiglasierte figürliche Balsamarien aus Mittelgallien. Kölner Jahrb. 36, 2003, 207–295. (in Gallien hergestellt, 1. Jahrhundert n. Chr.) Im südlichen Mittelmeerraum kann es natürlich anders aussehen, das weiß ich nicht. Die Literatur, die ich dazu kenne, gilt für Kleinasien, Oberitalien und das Gebiet nördlich der Alpen. Hoffe, das hilft trotzdem weiter. Grüße!

Ich werde am WE noch ein paar Detial Bilder reinstellen. Wo soll ich denn nach Bildern der Ludwigsburger Manufaktur suchen? Ich habe so allgemein im Netz mal geschaut aber viel findet man da ja nicht. Gibts da irgendwelche Bildarchive?

Jo danke. Werd mich mal schlau machen. Mir ist die Keramik noch nie begegnet. Das heißt nicht, dass es sie dort nicht gibt. Einfach bisher nicht gefunden.

So anbei noch die gewünschten Detailfotos. Ich hoffe ihr könnt jetzt mehr dazu sagen. Wie gesagt im Internet konnte ich keine weiteren Infos finden. Vielleicht könnt ihr mir ja adressen im netz nennen wo ich nachschauen kann.

und noch welche…

Ein größenvergleich mit 2 EUR Münze findet ihr im ersten Beitrag

Hallo traubensaft2, der Hinweis von Gipiemme auf die Ludwigsburger Porzellanmanufaktur scheint mir am plausibelsten. Ich würde aufgrund der Bruchkanten auch sagen, dass es sich um Porzellan handelt und der Fund daher neuzeitlich ist. Gruß,

Schließe mich der Vermutung das es Porzellan ist an. Die Risse in der Glasur sind vermutlich durch die Boden Lagerung entstanden.Obwohl es auch Krakelee-Glasuren gibt,die in der Zeit des Klassizismus bzw. des Empires nicht Verwendung fanden. Aus dieser Zeit denke ich stammt der Henkel,denn das ist es mit ziemlicher Sicherheit,ein Voluten-Henkel einer Vase der Zeit die oft Paarweise hergestellt wurden. MfG Gerdom

das ist Steingut und zwar sogenannte “whiteware”. erfunden in england und nicht vor etwa 1820 auf dem kontinent danach aber überall^^ das kraquelee ist bei steingut oft besonders ausgeprägt und kommt nicht primär durch di bodenlagerung sondern durch temperaturunterschiede zustande. d.h. der scherben hat ein anderes “wärmeausdehnungsverhalten” als die glasur. sieht man auch bei kaffeetassen usw die schon länger in gebrauch sind (zumindest bei meinen zuhause), da is die glasur innen oft ziemlich fragmentiert :slight_smile: beste grüße

Denke immer noch das es Porzellan ist wenn ich sehe wie stark verfärbt die Scherben sind hat es schon lange im Boden gelegen und ist dafür noch relativ gut erhalte,was durch die Sinterung kommt. Steingut ist vom Scherben her nicht so hart und verwittert naturgemäß schneller.

So, ich habe mich nun extra hier registrieren lassen. Wie Belphegor schon richtig bemerkt hat, handelt es sich um Steingut. Der Bruch des Scherben ist feinporös und schwach beige-gelblich. Porzellan hingegen hat einen reinweißen völlig homogenen, fast glasartigen Bruch. Deshalb bin ich was Material und Datierung angeht voll auf Belphegors Seite. tpq 1820

Danke für die Infos zum Fund. Man lernt nie aus, außer Neuzeit wäre mir zu dem Stück nichts eingefallen. :b: Grüßlis