Studium ja oder nein?

Hallo! Ich habe so einige Fragen und weiß nicht, wohin damit und wäre wirklich sehr dankbar, wenn sich Jemand meiner annehmen würde :slight_smile: Es ist so. Ich bin 28 Jahre alt und unzufrieden mit meinem erlernten Beruf. Ich denke schon Jahre drüber nach, Archäologie zu studieren. Nun ist es aber so, dass man mit fast 30 nicht mehr mit ein paar Hundert EUR im Monat auskommt wie mit 20; und man (meistens) auch nicht mehr bei den Eltern wohnt. Ich habe noch keine Lösung gefunden, wie ich in Vollzeit studieren könnte und es finanziell machbar ist. (Habe eine Immobilie gekauft) Meine Idee war dann, Halbzeit zu studieren und Halbzeit zu arbeiten. (Wobei ich nicht weiß, wie realistisch das ist. Ich weiß nicht, wie oft ich in nem Halbzeitstudium zur Uni muss. Und sicher bin ich auch mal längere Zeit am Stück weg. Wie will man das mit seinem Arbeitgeber klären!?) Aber wenn man normalerweise 5 Jahre studiert…wäre ein Halbzeitstudium ja logischerweise 10 Jahre. Dann bin ich fast 40! Auch keine ideale Lösung. (Kann man das Studium auch in Halbzeit beginnen und später dann auf Vollzeit aufstocken?) Nun ist es so, dass ich mich sehr für (um mich mal plump auszudrücken) ausgegrabene Knochen interssiere. Wie haben die Menschen gelebt, wie / woran sind sie gestorben, wie alt waren sie etc. Es geht mir nicht speziell um das Ausgraben, sondern eher um die Analyse. Es müssen auch nicht nur menschliche Knochen sein. Mein Interesse liegt nicht in der Ägyptologie oder der Römischen Geschichte o.ä… Eher Steinzeit und noch früher. Bisschen Evolution ist auch nicht verkehrt :wink: Und nun zu meiner eigentlichen Frage: Da sich ein Studium meines Erachtens derzeit als ziemlich schwierig darstellt: Gibt es einen Beruf mit ähnlichen Inhalten, den ich erlernen kann? Vielleicht auch Berufe, für die ich nicht studieren muss? Ich wäre für Hilfe wirklich dankbar, da tagelanges googeln nicht den erwünschten Erfolg gebracht hat. Nebenbei ist es viel besser, Jemanden zu fragen, der sich damit auskennt :slight_smile: Vielen lieben Dank im Vorraus!

Mh, also fürs Studium ist man generell nie zu alt, sagt man zumindest… :wink: Du hast dir da was recht schwieriges ausgesucht. Archäologie in “Halbzeit” zu studieren halt ich für keine gute Idee (davon mal abgesehen,dass es den Begriff nicht gibt). Ich glaube auch kaum,dass dich dein Chef für die Grabungswochen mal einfach so freistellt, da es ja u.U. über eine normale Vertragsurlaubszeit hinausgeht. Auf dem derzeitigen Markt ist es auch eher so,dass du ohne Promotion ohnehin nicht weit kommst. Selbst mit Masterabschluss ists schon schwierig. Du schreibst, du interessierst dich eh nur für Fundgut/Knochen und weniger für die Geschichte. Wie wäre es mit Grabungstechnik oder Restauration? Schau mal an der HTW Berlin, ob dir sowas zusagt. Damit hat man afaik gute Chanchen auch eine Anstellung zu bekommen.

hallo!also wenn du eher in die Analytik gehen möchtest kann ich dir Grabungstechniker nich wirklich empfehlen! da geht es hauptsächlich wirklich um die Technik des Ausgrabens… wie man Fundstücke konserviert evt auch noch die Uaswertungen machen aber eher die Menschen im abor vielleicht fragst du einfach erst mal nach einem Praktikum, im Notfall kann dir das wahrscheinlich noch am besten weiterhelfen.

@Nefertarii Studium ja oder nein, hm… Wenn überhaupt, dann ganz – verkauf deine Immobilie und finanzier das Studium vom Erlös. Halbzeitstudium gibt’s nicht, jedenfalls nicht in diesem Bereich. Man drückt vielleicht ein Auge zu, wenn jemand den Bachelor nicht ganz in den vorgesehenen drei Jahren schafft. Und wenn jemand am Ende des Masterstudiengangs für seine MA-Thesis ein bißchen länger braucht, wird man ihm das wohl auch zugestehen (man schreibt heute nicht mehr beliebig lang an seiner Magisterarbeit, sobald man scheinfrei ist, sondern hat dafür das vierte Semester des M.A.-Studiengangs Zeit). Es ist aber auch klar, daß du dich nicht gerade zu Höherem empfiehlst, falls du länger brauchen solltest. Die Konkurrenz ist hart. Ich kenne genügend Leute, die sich mit Knochen auskennen, so alt sind wie du oder auch deutlich älter, ihren Magister oder Doktor schon lange haben, an was weiß ich wievielen Projekten mitgearbeitet, auf x Tagungen Vorträge gehalten, mehrere Publikationen aufzuweisen haben – und die trotzdem keine oder jedenfalls keine feste Stelle haben. Du mußt sehr gut sein, sehr gute Beziehungen und viel Glück haben, dann könnte am Ende was draus werden. Muß nicht, aber könnte. Man hat heute mit 22 den B.A., mit 24 den M.A… Du bist jetzt schon 28. Hm. Hat dein erlernter Beruf denn irgendwas mit Archäologie, Anthropologie, Archäozoologie zu tun? Wenn nicht, ist dein Alter eher ein Malus. Diesen könntest du allenfalls ausgleichen, indem du besser bist als die anderen und/oder schneller fertig bist und/oder außer den Pflichtveranstaltungen weitere (z.B. aus angrenzenden Fächern) erfolgreich absolvierst. Solltest du nebenher jobben müssen, wäre daran natürlich überhaupt nicht zu denken: dann kannst du froh sein, wenn du überhaupt mit den anderen mithalten kannst. Wenn du dich mit Knochen beschäftigen willst, mit Isotopenanalyse und Evolution, dann ist Paläoanthropologie für dich das Richtige. Das kann man meines Wissens aber nur als Nebenfach zu Ur- und Frühgeschichte studieren, oder zusätzlich zu bzw. als Schwerpunkt innerhalb eines Biologie/Biowissenschaften-Studiums. Es gibt nicht allzu viele Unis, die das anbieten. Tübingen, Wien und Mainz fallen mir spontan ein. Eine Ausbildung zur Grabungshelferin ist in diesem Fall auch nicht unbedingt das Richtige für dich. Denn da lernst du in erster Linie graben. Du könntest natürlich Knochen finden, aber analysieren wird sie jemand, der das gelernt hat (sofern sie überhaupt analysiert werden). Sind sie wichtig, dann jemand, der das nicht nur gelernt, sondern auch viel Erfahrung hat. Außerdem ist natürlich auch diese Ausbildung nicht in Teilzeit zu machen, das ist klar.

…ich hab das mit dem Restaurator/GT auch nur empfohlen,damit sie in absehbarer Zeit was gewinnbringendes in der Hand hat ;). Für ein ausgiebiges Archäostudium wird die Zeit etwas knapp und auch recht aufwendig, so ganz joblos. (nicht böse gemeint)

Hi Nefertarii ich kenne viele Leute, die erst Mitte 20 oder sogar noch später mit ihrem Archäologiestudium angefangen haben. Insgesamt betrachtet kann ich Dir aber wirklich nur davon abraten Archäologie zu studieren. Die späteren Berufsaussichten sind wirklich total schlecht. Selbst sehr gute Archäologen bekommen wenn überhaupt nur Zeitverträge. Auch mit Promotion sind die Aussichten nicht besser. Das musst Du einfach wissen. Es gibt wirklich unzählige arbeitslose Archäologen. Und darunter sind wirklich einige sehr gute Archäologen. Ich bin selbst Archäologe und ich bin mittlerweile auf jeden nichtstudierten Facharbeiter mit festen Monatseinkommen neidisch. Und vergiss bitte die Ausreden, dass man als Archäologe ja auch im Museum oder bei der Denkmalpflege arbeiten kann. Sowas ist utopisch. Auf eine ausgeschriebene Volontariatstelle bewerben sich oft mehrere hundert Leute. Mein Tipp: Du kannst Dich gerne mal bei Grabungsfirmen als “Grabungshelferin” bewerben. Dort erhälst Du dann einen realistischen Einblick in die Berufswelt. Vielleicht bist Du damit ja schon zufrieden. Dort bekommst Du dann etwa einen Studenlohn von 7,40 Euro. Ürigens, ein richtiger studierter Archäologe verdient dort auch nicht wesentlich mehr!!! So sind leider die Zeiten Trotzdem ein schönes neus Jahr 2011

"vergiss bitte die Ausreden, dass man als Archäologe ja auch im Museum oder bei der Denkmalpflege arbeiten kann. Sowas ist utopisch. Auf eine ausgeschriebene Volontariatstelle… " das heisst man kan als Archäologe nicht einmal in Museen arbeiten? Ich denke schon aber wenn dann nur als Führer oder ähnliches unspektakuläres und nicht sehr fachgebundenes oder? Wie sieht denn die Arbeit als Archäologe in einem Museum aus? Volontariatstelle, das heisst die Arbeit ist noch nicht einmal bezahlt? Ansonsten, weil ich überlege Archäologie zu studieren weil es mir wirklich spass macht und mich intressiert, wollte ich nachfragen ob der Arbeitsmarkt/welt/möglichkeiten für einen Archäologen wirklich so miserabel sind. es würde mich auch intressieren wie das Leben eines Archälogen aussieht, bestimmt nicht von Auslandsgrabung zu Auslandsgrabung ? Wer wäre denn der potentielle Arbeitgeber? Viele Fragen/ hoffentlich auch viele Antworten :wink: vielen dank und liebe grüsse aus Luxemburg

Doch genau so sieht es aus. Ein halbes Jahr Ägypten, den Rest des Jahres Harz 4 und nen Minijob auf dem Weihnachtsmarkt. Dann wieder Ägypten. (Bei dieser Person kommt Ägypten immer wieder weil sie da noch ein paar Jahre die Grabungsleitung macht) Dann gibt es die ohne feste Ausgrabung, da muss man eben Pendeln. 6 Monate hier 2 Jahre da. Je nachdem welches Landesamt gerade was ausschreibt. Beziehung, Familie und Freunde kannst du da vergessen. Und da sind wir schon beim potientiellen Arbeitgeber. Es sind die Landesämter, die Museen und Grabungsfirmen, die Archäologen einstellen. Allerdings muss man dabei immer bedenken, dass die durchaus auch fachfernere Leute einstellen, also durchaus ein Museum Sozialkundler oder Pädagogen lieber hat als Archäologen, dass heißt meist ein nebenberuflicher oder ehrenamtlicher Archäologe reicht für die meisten Museen aus. Die Museen, die wirklich Archäologen brauchen haben dann aber wiederrum wegen dem extremen Überschuss die Möglichkeit die Besten der Besten mit den besten Beziehungen (Vater Prof. usw) auszusuchen. Daher kommt man als Normalsterblicher da auch nicht mehr unter. Grabungsfirmen brauchen auch meist nur 1-2 Archäologen, der Rest sind Grabungstechniker oder einfach angelernte Bauarbeiter, die können wenigstens schön schuften. Der größte Teil der Archäologen arbeitet derzeit im IT Bereich oder in Redaktionen, weil bis vor ein paar Jahren alle nach der Uni umgeschult wurden. Das ist jetzt aber auch vorbei, weil ITs gibt nu auch mehr als sich Schröder damals träumen ließ also muss man heute als Archäologe sich weiter umschauen. Ich war die letzen 5 Jahre als Kundenberater für wechselnde Arbeitgeber tätig. Aber nu bin ich auch arbeitslos. Und ich denke das ist nunmal der normale Weg eines Archäologen in heutiger Zeit. Entweder man ist reich und muss nicht arbeiten oder man hangelt sich von Job zu Job, von Rente usw brauch man da garnicht groß reden.

Ich habe das Glück momentan als Archäologe eine Arbeit zu haben. Ich möchte einige Dinge zu bedenken geben, die auf den ersten Blick das tolle an der Archäologie sind, aber auch ihre Kehrseite haben: 1. Ich bin in den letzten drei Jahren dreimal umgezogen. - Vorteil: Man lebt in vielen Städten und lernt viele Leute kennen - Nachteil: Ich hab kein richtiges zu Hause. Ob ich hier bin oder da ist total belanglos, fühle mich nirgendwo daheim. Außerdem führe ich immer Beziehungen über Distanz. An eine Familie ist gar nicht zu denken. 2. Ich bin mindestens 3-4 Monate im Jahr im Ausland - Vorteil: Was ein Abenteuer! - Nachteil: Ich habe im letzten Jahr sechs Geburtstags- partys verpasst. Alles 30. Geburtstage. Ich verpasse den 30. meines besten Freundes diesen Februar, weil ich in Italien sein werde. Meine Nichte habe ich das erstemal 3 Monate nach der Geburt gesehen. scheiß Formatierung Generelle Nachteile: Befristete Verträge und niedriger Lohn. Wobei ich noch zu den Glücklichen zähle. Das aber auch nur, da ich nach dem Zivildienst sofort los studiert habe, immer mit die besten Noten hatte und schnell studiert habe. Ich spreche 4 lebende Fremdsprachen und kann 2 tote. Ich war seit 2002 jedes Jahr auf Feldkampangnen. Außerdem hatte ich bisher drei Stipendien. Trotzdem ist es mehr als unwahrscheinlich, dass ich es schaffen werde Archäologe zu bleiben. Fazit: Die Situation für Archäologen ist mehr als prekär, selbst wenn man Alles richtig macht. Man sollte sich an Verzicht gewöhnen und lange Durststrecken. Würde ich es nochmal machen? Wahrscheinlich nicht.

Hm interessante Frage. Würde man es nochmal studieren. Es macht einiges Arbeit das zu lernen wie oben schon angegeben wegen der Sprachen. Fast jeder Archäologe kann mehre Sprachen. Ich kann 3 Fremdsprachen und 3 tote Sprachen (lol zumindest aufm Zettel). Allerdings verließ 2 Jahre nach dem Studium als ich meinen Museumsjob verlor das Glück in der Archäologie und seitdem mach ich alles Mögliche, meist wirtschaftlicher Natur. Etwas worüber ich im Studium die Nase gerümpft habe (BWL). Da stelle ich mir schon öfter die Frage, hätte ich beim vorherigen Medizinstudium bleiben sollen oder doch lieber BWL studieren sollen, da kommt bei mir die klare Antwort, NEIN. Aber manchmal überlege ich mir ob ich nicht einfach nur ne Lehre gemacht hätte und gut wärs gewesen LOL.