Buchbeschlag?

Hallo zusammen! Ich hoffe, hier hat jemand eine Idee, was dieser Fund hier sein könnte und wer (Heiliger?) darauf abgebildet wurde. Es handelt sich um ein Silberblech mit Spuren von Vergoldung, das 2008 bei einer Nachsuche (Metallsonde) in unmittelbarer Umgebung einer 2006 in Südniedersachsen ausgegrabenen Kapelle im Wald unterhalb einer Burgruine des 12.Jhts. gefunden wurde (Lit.: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen 1/2007, S.42-43). Der Fundkomplex datiert vom HochMA bis 16.Jht. Neben der Figur ist die Inschrift “FVS” zu erkennen. Bin für jedweden Tip und alle Info dankbar!

Hallo Lugh, Willkommen im Forum! Sie werden sicherlich verstehen, dass es für uns und auch für Sie wichtig ist, dass hier noch ein paar genauere Informationen bezüglich der Art der “Nachsuche” nötig sind. Sie verstehen sicherlich, wie ich das meine bzw. warum ich das frage. Vielen Dank.

Hallo Lugh, ich empfehle den Fund der zuständigen Denkmalbehörde zu melden, falls dies noch nicht geschehen sein sollte. Dort wird -und kann- man Dir Auskunft über die Zeitstellung des Fundes machen. Außerdem ist es, auch wenn es sich um einen “Nachlesefund” handelt, wichtig, dass er im Kontext mit der von Dir erwähnten Grabung zu betrachten ist. Ich mache mir jetzt nicht die Mühe die Literatur nach Vergleichsstücken zu druchforsten. Provozierende OT-Anmerkung gelöscht Sebastian

@ all: zur Erklärung: der Fund liegt bereits (seit 2008, Datum des Fundes) beim Kreisarchäologen, bzw wird derzeit (Stand meiner letzten Info) in Hannover im LM restauriert. Ich bin Archäologin und habe die Grabung 2006 selbst geleitet, die “Nachsuche” 2008 erfolgte mit der Metallsonde der Kreisarchäologie durch einen Sondengänger, der seit Jahren das Vertrauen des Kreisarchäologen genießt, sowie unter meiner Aufsicht. Natürlich muss der Fund im Kontext der Grabung und des Kapellenbefundes gesehen werden, das ist keine Frage. Die Schwierigkeiten ergeben sich zT aus der Tatsache, dass bislang keine archivalischen Nachrichten über die beiden Kapellen im Wald gefunden werden konnten, zT aus der Befundsituation, wie sie sich bei der Grabung präsentiert hat: die Funde, die wir bergen konnten, datieren vom HochMA bis ca 16.Jht. - hauptsächlich keramisch (sehr viele Ofenkacheln, Befund enes Kachelofens in der kleineren Kapelle), grüne Fensterglasscherben, etwas Buntmetall, die Hälfte einer Steinbüchsenkugel u.a.m. - aber es gab keine Stratigraphie, alle Funde lagen wild durcheinander, und die Steinbüchsenkugel könnte ein Hinweis auf die gewaltsame Zerstörung - möglicherweise während der Hussitenzüge - sein, aber das ist Spekulation (mehr habe ich halt nicht). Leider konnte seinerzeit das Gelände nicht großflächiger untersucht werden - Baumbestand, unklare Besitzverhältnisse der Forstgemarkung, viel zu kleine Grabungsmannschaft (4 Leute incl.mir), kein geeignetes Gerät… - sodass mein Kollege und ich sporadisch und mit Wissen und Billigung des Kreisarch. mit der Sonde über das Gelände gegangen sind, und 2008 konnte wir ca 4 m von der nördlichen Mauer der kleinen Kapelle in 15cm Tiefe unter dem Waldhumus den vorliegenden Fund machen. Interessant vielleicht noch zu erwähnen: die beiden Kapellen liegen innerhalb eines Wall-Graben-Systems, das an der westlichen Seite durch modernen Wirtschaftswegebau der Gipsindustrie gestört ist, und ein Testschnitt bei einer augenscheinlichen Eingangssituation ergab Fragmente eisenzeitlicher Keramik. Jetzt fällt mir erstmal nix mehr ein. Wenn noch Fragen bestehen - bitte sehr…

Hallo Lugh, einen vagen Tip ( mindestens so sicher wie ein Sechser im Lotto :grin: ) hätte ich zu dem Heilgen der allerdings im 17. Jht. n.Chr. lebte bzw. heilig gesprochen wurde. FVS = der Hlg. Franz von Sales. (* 21. August 1567 auf Schloss Sales bei Annecy; † 28. Dezember 1622 in Lyon) http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_von_Sales Die Darstellung mit Gebetbuch ? und Taube ? würde auf ihn passen und sieht man häufig. Gruß Kurti

Hallo Lugh, ich habe mal die mir zur Verfügung stehende Lit. gewälzt, aber nichts vergleichbares gefunden. Wenn es sich um einen Buchbeschlag handeln sollte, dann wäre es ein Prunkbeschlag, wie er in der verliegenden Form in einer Feld-Wald- und Wiesenkirche nicht zu erwarten wäre. Weiterhin handelt es sich definitiv nicht um einen Eckbeschlag, wenn kann nur ein Mittelbeschlag in Frage kommen. Aus dem Bauch heraus sage ich es ist kein Buchbeschlag, eher ein Kastenbeschlag von einem Reliquienkästchen,oder das Fragment einer Trinkschale, Patene oder ähnlichem. Link Halte uns doch auf dem Laufenden, falls Du eine neue Interpretation findest. Die Steinbüchsenkugel halte ich für nicht aussagekräftig und erwähnenswert, auch wenn man nichts hat. Die kommen halt auf Burgen vor, auch wenn sich nicht zerstört oder belagert worden sind. Ciao

Hi Kurti, danke Dir für den Tip mit Franz v.Sales. Den guten Mann habe ich auch schon im Auge gehabt, Du hast ganz recht, nicht nur die Inschrift, auch die Darstellung mit Bart und der Hand, die vielleicht ein Buch gehalten hat - so schade, dass wir nicht mehr vom dem Blech gefunden haben >:( - spräche für ihn. Leider liegt er zeitlich etwas spät für einen Kontext mit der Kapelle, aber ich schließe ihn nicht aus, weil wir nicht wissen, wie wann und durch wen das Blech dorthin gelangt ist…:-? Ein weiterer Kandidat, den ich in den 2 Jahren des Herum-googelns gefunden habe, wäre der Hl. Meinolf(us), der besonders im Paderborner Gebiet verehrt wurde und wird - in dem Falle würde der Mann auf dem Blech ein Modell der Klosterkirche Bödekken halten… Was vllt. für ihn spräche, ist, dass unser Gebiet eine Zeitlang zum Bistum Paderborn gehörte, aber nur kurz und dann gelangte es nach Hildesheim. Außerdem hat Fürstbischof Ferdinand v. Fürstenberg (Paderborn, 17.Jht.) die Meinolf-Verehrung stark gefördert - und Fürstenberg selbst ist mal gerade 20 km von uns und unserer Kapelle entfernt - aber eben auch 17.Jht…seufz :-S Ich persönlich finde die Darstellungsform insbesondere der Hand, diese leichte “Verlängerung”, recht interessant, vllt. gibt das einen Hinweis auf die Entstehungszeit, aber ich weiß nicht, wo ich danach noch suchen könnte…

Volland, danke fürs Nachschauen und den Link! Das ist ja schonmal eine weitere Spur. Du hast recht, die Steinbüchsenkugel an sich ist keine besondere Sache, die Burg liegt vllt 400m Luftlinie oberhalb der Kapellen und wurde mehrmals belagert und beschossen - aber im Zus.hang mit der Befundsituation, alles “Kraut und Rüben” durcheinander… Was das Ganze noch schwieriger macht, ist, dass es Hinweise auf eine Säkularisierung der kleineren Kapelle gibt: es wurde nicht nur eine Mittelmauer eingezogen und ein Kachelofen gebaut, sondern wir haben auch einige Ofenkachel-Rosetten gefunden, die sekundär in Topfdeckel umgearbeitet worden sind, ferner ein paar Keramik-Stücke, die noch nicht gebrannt waren, sowie Stücke, auf denen anscheinend mit Glasuren experimentiert wurde… es steht auch Ton in unmittelbarer Umgebung an, wie ich feststellen konnte… also hat dort vllt. auch noch ein Töpfer gesessen, als die kl.Kapelle nit mehr als solche genutzt wurde. Und im Gegensatz zur kl. Kapelle war die größere (ca 12m südöstl. der kleinen) nicht nur von der Bauart anders (leicht schiffsförmige Apsis), sondern auch vollkommen fundleer - vielleicht wurde sie nie fertig… eine Menge “vielleichts”…noch viel Arbeit, mein kleines Detektiv-Geschichts-Puzzle.

Hallo Lugh, Vielen Dank für die weiteren Informationen! Aufgrund der vorherigen Information zur Grabung klang es bereits nach einer offiziellen Begehung, aber dennoch hätte es sich bei Ihnen auch um einen gut informierten Raubgräber handeln können. :wink: Wir müssen hier etwas sensibel sein für diese Thematik. Sie verstehen das sicher. :wink:

Aber klar verstehe ich das! :db: War eh mein Fehler: ich hätte die enstprechenden Infos gleich zu Beginn im ersten posting geben sollen, aber da hatte ich gerade furchtbar wenig Zeit. PS: ich hab nix gegen “Du” - sonst fühle ich mich noch so alt, wie ich bin…=:-O

Geht klar. :slight_smile: