Alter Weg - Einordnung

Hallo, Ich bin absoluter (Forums/Archäologie) Anfänger, verzeiht mir mögliche Fehler… Bei uns im Wald gibt es ein ca. 200 Meter langes, aus großen behauenen Sandsteinen gepflastertes Wegstück. Es führt einen Hang hinauf und ist teilweise stark zerstört, stellenweise jedoch noch richtig gut erhalten. Es sind tiefe Kerben in Längsrichtung auf den Steinen erkennbar (Bild 4). Teilweise verlaufen mehrere tiefe Kerben im gleichen Abstand (ca. 1,50 Meter) parallel zueinander. Die Steine sind teilweise aufwendig aufeinander geschichtet (Fundament) und passen dabei wie Puzzleteile zueinander. Der Weg liegt zudem auf einem Wall der rechts und links von 2 tiefen Gräben flankiert wird. Ich hab lokale “Nachforschungen” zum Weg angestellt (Rathaus, Heimatbuch etc.), darin findet sich nichts, in der Bevölkerung weiß man zwar von dem Weg (“Römerweg”), jedoch nichts genaues, der Weg wurde m.E. noch nie richtig untersucht. Meine bisherigen Beobachtungen sind folgendermaßen: - Der Weg liegt mitten in einem großen Waldgebiet an einer scheinbar unlogischen Stelle, die nächste Ortschaft lässt sich anders einfacher erreichen. - Sind die Kerben Schleifspuren von Wagenrädern? - Wurde über den Weg vllt. Holz abtransportiert? Mir scheint der Weg allerdings zu aufwendig & zu teuer zum Holztransport. - Der Limes ist nur ca. ~7 km Luftlinie entfernt. Allerdings liegt der Weg auf “Germanischem” Gebiet und Sandstein verwittert sehr schnell. Das würde gegen die Römer als Erbauer sprechen. Das sind allerdings reine Vermutungen von einem absoluten Anfänger, es wäre schöne, wenn von Euch jemand Helfen könnte! Hat von Euch jemand Erfahrungen mit solchen Wegen? Kennt jemand vergleichbare Strukturen? Das würde mich sehr interessieren! Vielen Dank! Bild 1: Bild 2: Bild 3: Bild 4:

Hallo Jochri, Erstmal ein herzliches “Hallo und Willkommen im Forum!”. Und das nenne ich mal ein vorbildliche Anfrage! :b: Detaillierte Beschreibung, exakte und gute Bilder, eigene systematische Überlegung und obendrein noch eine selbst angestellte Recherche. Wow! Das ist keinesfalls Anfängerhaft! Werde Ihre Anfrage ab sofort als Muster anführen. Zudem ein interessanter Befund! Ich würde mal sagen, mittelalterlich (was sehr ungenau ist).

Ja, d.h. das sind keine Schleifspuren, sondern absichtlich angelegte “Geleise” - und zwar für verschiedene Wagenbreiten, wie es aussieht. Von den Römern ist es wohl nichts, da sähe das eher so aus (achten Sie auf die Geleisspuren!): http://www.logistik-des-varus.de/?p=134#more-134 Bild weiter unten als “andere Beispiele”:

Genaueres dazu zu sagen, ist natürlich sehr schwer bzw. so nicht möglich. Haben Sie einmal beim Bodendenkmalamt nachgefragt? Ansonsten gibts gewiss regionale Verbände, deren Existenz Sie z.B. über Museen erfragen können. Vllt. weiß man da etwas.

[quote=“jochri”] - Der Weg liegt mitten in einem großen Waldgebiet an einer scheinbar unlogischen Stelle, die nächste Ortschaft lässt sich anders einfacher erreichen.
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Können Sie das etwas mehr erläutern? Möglicherweise hat es was mit dem Abtransport von Holz zu tun. Aber dagegen spricht eine so schön angelegte (gepuzzelte) Straße. Vielmehr könnte die Straße auf einen ehemaligen Ort, auf eine Burg, oder sowas hindeuten. Was ist das für ein Hang, den Sie erwähnten? Gesehen habe ich eine solche Straße in jedem Fall schon. Ich meine, in Trier. Das würde dann aber wiederum für die Römer sprechen bzw. für ein römisch-germanisches Projekt. Gut möglich! Wirklich sehr interessant!

Hallo Jochri, willkommen im Forum!

Er muss ja nicht unbedingt angelegt worden sein, um zwei benachbarte Ortschaften zu verbinden. Er könnte auch Teil eines längeren (Fern-) Weges (gewesen) sein. Der Wegeverlauf kann auch »politische Gründe« haben. Im Falle eines mittelalterlichen Weges könnte der Verlauf auch so gewählt worden sein, um ein fremdes oder gefährliches Territorium (benachbarte Grafschaft, Einflussbereich eines bösen Raubritters o.ä.) zu meiden.

[quote=“jochri”] - Sind die Kerben Schleifspuren von Wagenrädern?
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Ziemlich sicher. Ist halt nur die Frage, wie alt die sind. Mit ca. 1,50 Spurbreite würden römische Wagen durchaus als Verursacher der Spuren in Frage kommen.

[quote=“jochri”] - Wurde über den Weg vllt. Holz abtransportiert? Mir scheint der Weg allerdings zu aufwendig & zu teuer zum Holztransport.
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Kann durchaus sein, dass der Weg zum Holztransport benutzt wurde. Aber wahrscheinlich nur deshalb, weil er schon da war. Extra dafür gebaut hätte man den Weg vermutlich nicht.

[quote=“jochri”] - Der Limes ist nur ca. ~7 km Luftlinie entfernt. Allerdings liegt der Weg auf “Germanischem” Gebiet und Sandstein verwittert sehr schnell. Das würde gegen die Römer als Erbauer sprechen.
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Verläuft der Weg denn in etwa parallel zum Limes oder ganz anders? Es gab wohl auch limesbegleitende Strassen auf der germanischem Seite der Grenze. Bei Alfdorf (Rems-Murr-Kreis) gibt es auch Wagenspuren. Allerdings ist auch dort (wg. der Spurbreite) nicht abschließend geklärt, ob es sich um römische oder mittelalterliche Spuren handelt. Siehe: http://www.limesprojekt.de/alfdorf2.htm Dann habe ich im Netz noch etwas gefunden, was Deinem Fund ähnlicher ist: die »Schiltacher Steige«, bei der es sich um einen mittelalterlichen Weg mit Steinplatten und Wagenspuren handelt: Steige Der Unterschied zu Deinem Weg ist vor allem, dass Deiner auf einem Damm zwischen zwei Gräben verläuft und der Schiltacher Weg eher ins Gelände einschneidet. Mehr kann ich Dir allerdings leider auch nicht sagen. Mit besten Grüßen

Wow, vielen Dank schon mal für Eure Antworten, die haben schonmal sehr weitergeholfen. Nochmal zur genauen Lage des Wegstückes: Das Wegstück startet bei 49°10″43.37″′N, 9°36′′19.30′′O und endet bei 49°10′′53.51′′′N, 9°36′′00.80′′O. Man erkennt den Verlauf sogar aus der Luft (Google Earth/Maps), es werden ca. 60 Höhenmeter überwunden. Der Weg führt von der Hohenloher Ebene in die Waldenburger Berge. Der Weg verläuft fast parallel zum Limes und führt an einer einleuchtenden Stelle (in Bezug auf den Limes) auf die Hochebene. Es gibt auch verschiedene Burgen in der Region. Waldenburg, Neuenstein, weiter entfernt dann Schwäbsich Hall. Die Verbindungsstraßen verliefen aber glaube ich an anderer Stelle. Auf alten Landkarten ist in relativer Nähe (ca. 3 km) zudem noch eine Gemarkung “alte Bürg” vermerkt, der Weg führt darauf zu. Allerdings ist von dieser Burg nichts mehr zu finden. Ich werde den Weg nochmal genauer anschauen und vor allem die Breite der Wagenschienen genau vermessen, es sind Kerben/Schienen für mehrere Spurweiten vorhanden. Der Weg an sich ist im Vergleich zu den genannten Beispiele schon sehr gut erhalten, was m.E. für ein jüngeres Alter spricht. Von der Lage und den Spurbreiten ist er mit dem Alfdorfer Wegstück zu vergleichen. Auch beim Bodendenkmalamt werde ich mich mal erkundigen, mir war bisher gar nicht bewusst, dass es so etwas gibt :slight_smile:

Der gute Erhaltungszustand könnte sich einfach daraus ergeben, dass die Straße immer wieder einmal von Erde bedeckt war. Möglicherweise regnet es in der Region seit ein paar Jahren etwas weniger, schon wird der Boden relativ leicht abgetragen an exponierter Stelle, weswegen sie jetzt an dieser Stelle wieder frei liegt (vllt. noch nicht allzu lange). Andererseits verwittert auch Sandstein nicht so schnell, wenn er keiner größeren Beanspruchung ausgesetzt ist. Die Straße dürfte aber beim Boden-Denkmal-Amt bekannt sein. Frag mal nach - und halte uns auf dem Laufenden! :slight_smile:

Hallo jochri, in der von Dir genannten Gegend hat in Google Earth eine gewisse [i]>Nixe 11

Guter Hinweis! Wird wohl damit zutun haben. Hier weitere Infos: =weg]http://www.naturpark-sfw.de/bis-06-10-Salz-sieden.1407.0.html?&no_cache=1&sword_list[]=weg Offenbar tatsächlich mittelalterlich.

Nein, ich bin nicht “Nixe 11”:-D, aber danke für den hilfreichen Hinweis. So richtig einleuchtend erscheint mir ein “Salzweg” aber nicht, dafür müssten zu viele Steigungen überwunden werden, der Steigungsfreie Weg von Schwäbisch Hall nach Neuenstein/Öhringen etc. ist nur unwesentlich länger. Aber das lässt sich sicherlich überprüfen, ich werde dranbleiben! Ich habe mittlerweile beim Bodendenkmalamt nachgefragt, die Lokale Dienststelle ist sich bezüglich des Wegstückes nicht sicher und hat die Anfrage an das Landesdenkmalamt weitergeleitet. Ich werde Euch auf dem laufenden halten, danke für die Mitarbeit! Liebe Grüße!