Wer kann mir etwas über diesen Fund sagen

Hallo zusammen, ich bin kein Hobby- Archäologe, geschweige denn ein Profi, also bitte habt Nachsicht wenn ich dumme Fragen stelle, aber es interessiert mich einfach. Ich habe auf einem Acker im Landkreis Cloppenburg/ Niedersachsen zufällig diesen Fund gemacht. Jetzt würde mich interessieren: - Aus welcher Zeit kommt dieses Werkzeug ca. - Ist dies ein seltener Fund (nach meiner Meinung ist dieses Werkzeug nicht fertig gestellt worden) Vielleicht kann mir jemand einige Antworten geben, ich würde mich sehr freuen. Gruß und Danke im Voraus Jürgen

Merkwürdiges Teil. Gesehen hab ich diese Form noch nie unter den Steinwerkzeugen. Es scheint allerdings auch nichts aus der Steinzeit zu sein, denn: Die (unvollendete) Bohrung ist anscheinend modern, da sie mit einem Hohlbohrer angefertigt worden zu sein scheint. So hat man und konnte man in der Steinzeit nicht bohren. Offenbar hat da jemand in neuerer Zeit versucht, eine recht merkwürdige Vorstellung von einem Steinwerkzeug umzusetzen. Grüße!

Hallo, ich möchte nur zu bedenken geben, das der Fundort direkt an dieses Großsteingrab angrenzt. (siehe Link) Gruß Jürgen stonepages.de - Megalithen und Hünengräber - Großsteingrab Schlingsteine

Am besten Mal jemandem aus dem Landesamt vorlegen. Es lässt sich schwer anhand der Fotos einschätzen, ob es sich um etwas Prähistorisches handelt. Die Nähe zu dem Grab ist aber durchaus auffällig. Ein Werkzeug ist das nicht, aber es könnte sich durchaus um ein Kultbeil handeln. Dazu muss das aber mal genauer in Augenschein genommen werden.

Hallo Jürgen, ich würde sagen, es handelt sich um eine nicht fertig gestellte jungsteinzeitliche Axt, vermutlich der Trichterbecherkultur (ca. 4200–2800 v. Chr.). http://de.wikipedia.org/wiki/Trichterbecherkultur Die unvollendete Bohrung ist nicht modern - solche Kernbohrungen sind im Neolithikum eine gängige Technik bei der Herstellung von Äxten. Man findet auch öfter die dabei übrig gebliebenen Kerne, wie z.B. diese schnurkeramischen Exemplare aus Wattendorf-Motzenstein bei Bamberg: Mehr Infos dazu auf dieser Seite: http://www.landschaftsmuseum.de/seiten/lexikon/Steinbeile.htm Dort ist auch das folgende Schema der Bohrtechnik abgebildet: Beispiele für unvollendete Bohrungen gibt es auch einige - ob es die auch aus der betreffenden Gegend gibt, weiß ich allerdings nicht, kann also nicht sagen, wie selten das Stück ist. Auf jeden Fall würde ich an Deiner Stelle den Fund an das zuständige Denkmalamt melden. Die können Dir mehr zu dem Stück sagen: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege Scharnhorststraße 1 30175 Hannover Tel. 0511/925-5300 Fax 0511/925-5296 E-Mail: archaeologie@nld.niedersachsen.de http://www.denkmalpflege.niedersachsen.de/

Wow, das hätte ich nicht gedacht, dass man in der Steinzeit bereits Hohlbohrungen vorgenommen hat. Aber hältst Du es denn wirklich für ein Werkzeug? Sieht für mich wirklich nicht danach aus.

Na es ist jedenfalls ganz offensichtlich eine Axt, die irgendwie aber nicht fertiggestellt wurde…sofern es keine offensichtlichen Sprünge im Stein gibt, kann man über den Grund nur spekulieren… Es wurden einige Experimente mit Steinäxten gemacht, die haben durchaus geschafft, damit einen Baum zu fällen…z.T. waren solche Äxte, vor allem die aufwendigen, auch nur Zierwaffen, z.B. als Symbol der Herrschaft, oder dergleichen…die Form ist eigentlich auch nicht unbedingt ungewöhnlich für eine Axt…

Nun ja, es ist ja offensichtlich nicht fertig geworden. Man hätte ansonsten den Stein und vor allem die Klinge noch geschliffen. Im Vergleich mit einer modernen Axt dürfte der Werkzeugcharakter deutlicher werden: Braucht man sich also nur geschäftet vorzustellen und ein wenig schärfer :slight_smile: Aufgrund der geringen Größe des Stückes dürfte es aber vermutlich weniger als tatsächlich praktisch einzusetzendes Werkzeug/Waffe gedacht gewesen sein, sondern sollte wohl eher symbolischen Charakter haben.

Dass es grundsätzlich die Form eines Beils hat, ist schon klar. Aber ich hab speziell eine solche Form noch nie bei einem Beil gesehen, das als Werkzeug diente. Habe was Interessantes entdeckt: http://pvbrowser.de/home/saalhauser-bote/index.php?menu=2&topic=2&bote=ausgaben/html/bote-1-2010/de\_p3.html

Hallo zusammen, danke für die interessante Diskussion und die ausführlichen Infos, jetzt weiss ich schon mal etwas mehr über diesen Hammer! Danke!! Eine Frage habe ich noch: Was bringt mir jetzt noch eine Meldung beim zuständigen Denkmalamt, die werden mir auch nicht viel mehr dazu sagen können, oder? … zum Schluss muss ich das Teil auch noch abgeben… Danke und Gruß Jürgen

Hallo Jürgen,

Nun, zum einen können die vom LDA Dir wahrscheinlich doch eine kompetentere Auskunft geben, da sie wohl mehr über die Fundstelle wissen als zumindest ich. Sie könnten Dir evtl. auch sagen, ob in der Gegend schon andere Halbfabrikate gefunden wurden usw. Zum anderen ist man lt. niedersächsischem Denkmalschutzgesetz verpflichtet, archäologische Funde dem Amt zu melden. Zitat aus http://de.wikipedia.org/wiki/Denkmalschutzgesetz\_(Niedersachsen) :

[quote=“leni556”] … zum Schluss muss ich das Teil auch noch abgeben…
[/quote]
Wenn, dann nur vorübergehend:

(Gleiche Wikipedia-Seite wie oben, Fett- und Kursiv-Hervorhebung von mir) Die relevanten Paragraphen im niedersächsischen DSchG kann man im Rechtsinformationssystem Niedersachsen nachlesen (keine Sorge, sie sind relativ kurz) : [list] [*] §14 Bodenfunde [*] §18 Schatzregal [/list] Ich bin kein Jurist, kann also keine verbindlichen Rechtsauskünfte geben, aber ich vermute mal folgendes Szenario: Bei der Fundmeldung wirst Du gebeten, den Fundort so genau wie möglich anzugeben. Dein Fund wird dann registriert, evtl. fotografiert/gezeichnet und dann darfst Du ihn bei Dir in die Vitrine oder sonst wo hin stellen. Anschließend weißt Du dann vermutlich mehr über Deinen Fund als jetzt und kannst mit gutem Gewissen sagen, dass Du einen Teil zur Erforschung der Geschichte der Gegend beigetragen hast.

Hallo Jürgen, eine Fundmeldung ist immer wichtig. Wenn nicht für dich persönlich, so doch für die Wissenschaft. Anhand von Fundmeldungen können zB Bodendenkmäler erkannt und unter Schutz gestellt werden. Archäologen können über Häufigkeit und Verbreitung von Funden verschiedener Zeitstellungen Rückschlüsse auf die Besiedlungsgeschichte schließen und und und. Falls das alles nicht überzeugend ist, bleibt da noch das Bodendenkmalgesetz. In diesem steht sinngemäß, daß du zu einer (zeitnahen) Meldung verpflichtet bist. Du brauchst auch nicht befürchten, daß dir der Fund weg genommen wird, das Amt leiht ihn sich allenfalls gegen ein Quittung aus. Wahrscheinlich reicht jedoch die in Augenscheinnahme aus. Besondere Funde werden manchmal auch veröffentlicht, das könnte doch auch noch ein schöner Aspekt sein. Also, bitte melden. Herzliche Grüße, Christian

Hallo Jürgen, was ist denn jetzt daraus geworden? Hast Du den Fund inzwischen gemeldet? Mit besten Grüßen,

Hallo Andreas, ja ich habe den Fund an das zuständige Amt in Hannover gemeldet, diese zeigten sich sehr interessiert und werden in Kürze eine Dokumentation des Fundes veröffentlichen. Falls ich diese Veröffentlichung ins Netz stellen kann, werde ich das gerne machen. Gruß Jürgen

Prima! :b: Ich würde mich freuen, wenn Du uns auf dem laufenden hältst. Mit besten Grüßen,

Genau, halt uns auf dem Laufenden! Ich hatte diesen besonderen Fund doch glatt ganz aus den Augen verloren…

Hallo zusammen, abschließend zur Info… Im Anhang die Veröffentlichung in der Niedersächsischen Fundchronik!! Danke für die Auskünfte Gruß JürgenSteinaxt.pdf (612 K:sunglasses:

Im wahrsten Sinne des Wortes eine Fundgeschichte wie aus dem Bilderbuch. :b: Gruß Kurti

na super! Interessantes Ding!:b::b::b: …und, Funde melden lohnt doch! Gruß Irminfired