Nochmal Studienfach wechseln?

hallo, ich habe bisher Geschichte und Deutsch auf Lehramt (Realschulen) in Karlsruhe studiert. Mit dem Grundstudium bin ich auch fertig, momentan habe ich mein Studium unterbrochen da ich ein Kind bekommen habe. Anhand der Praktika die ich hier schon während meines Grundstudiums absolviert habe weiß ich jetzt, das Lehrerin nicht wirklich das richtige für mich ist. Ich habe mich in dieses Studium vor allem aus wirtschaftlichen und Vernunfts-Gründen drängen lassen. Ich würde jetzt gerne den Studiengang wechseln und in Hamburg Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie im Hauptfach und Geschichte und/oder Mittelalter-Studien im Nebenfach studieren. Finanziell stellt das momentan auch keine größere Schwierigkeit dar. Ich arbeite nebenberuflich und finanzierete mein Studium bisher auch selber, im übrigen ist auch mein Mann der festen Überzeugung das ich wechseln sollte und steht voll und ganz hinter mir. Aber ich bin immer noch am zweifeln ob es nicht besser wäre zuerst das Lehramtsstudium zu beenden, andererseits habe ich nicht vor in diesem Beruf zu arbeiten. Aber ich bin mit 27 ja auch nicht mehr ganz jung und bei einem Wechsel stehen mir erneut 9 - 12 Semester oder noch länger bevor. Ist es überhaupt zu verantworten so spät noch mit dem Studium der Archäologie zu beginnen? Denkt Ihr es ist machbar wenn man ein Kind hat? Die Betreuung könnte teilweise mein Mann übernehmen da er selbstständig ist und zuhause arbeitet. Ich würde frühestens nächsten Oktober beginnen da ist die Kleine 2,5 Jahre alt Was denkt Ihr? Macht es Sinn jetzt noch zu wechseln und wieder von vorn zu beginnen? Wie ist dieser Fachbereich überhaupt in Hamburg? Empfehlenswert oder eher nicht? Liebe Grüße Anne

Hallo Anne,

Machbar sollte das auch mit Kind sein - jedenfalls genau so gut oder schlecht wie jedes andere Studium auch. Da Dein Mann die Betreuung mit übernehmen kann, dürftest Du es jedenfalls leichter haben als eine alleinerziehende Mutter. Was zu bedenken ist: I.d.R. ist die Teilnahme an Ausgrabungen für einen gewissen Zeitraum Voraussetzung für die Zulassung zur Prüfung. Während der Grabung(en) ist man halt tagsüber auf jeden Fall nicht zu Hause, wie ein normaler Arbeitnehmer. Ansonsten lässt sich auch ein VFG-Studium so einrichten, dass man viel daheim arbeitet. Ob es zu verantworten ist? Da muss letztlich jede(r) für sich entscheiden. Der Arbeitsmarkt für Archäologen ist auf jeden Fall eng. Das Alter spielt hier zwar wie überall eine Rolle, aber wichtiger sind wohl die Qualifikationen und die Kontakte, d.h. je eher man sich “einen (guten) Namen macht” desto bessere Chancen hat man auf einen Job. Allerdings sollte man sich keine Illusionen machen: Die öffentlichen Gelder sind knapper denn je und das sind leider die, auf die man angewiesen ist, wenn man Archäologie als Beruf ausüben will. Jedenfalls: Wenn Du Dir absolut sicher bist, dass Du nicht im Lehramt arbeiten willst, wäre es wohl Zeitverschwendung, dieses Studium fortzusetzen. Mit freundlichen Grüßen, Andreas Brunn

hallo Andreas, vielen Dank für Deine schnelle Antwort. Du hast mir geholfen meine Gedanken und Wünsche bezüglich des Studiums weiter zu klären. Wie empfehlenswert ist eigentlich die Universität Hamburg für ein VFG/Archäologie-Studium? Gibt es hier vielleicht jemanden der dort studiert oder studiert hat? Liebe Grüße Anne

Hallo Anne, wie Andreas schon erwähnt hat, sind die Chancen auf dem Arbeitsmarkt nicht rosig… Aber: Das Studium ist einfach toll und sehr abwechslungsreich…und wenn du dich für die Archäologie entschieden hats, was zögerst du noch :wink: Zu Hamburg kann ich dir leider keine Infos geben, aber sicher kannst du bei konkreten Fragen auch die Fachschaft dort anschreiben. Mit besten Grüßen und viel Spaß Anja

hallo, ersteinmal danke Anja für Deine Antwort. ja, das mit dem Arbeitsmarkt ist wahr, aber davon lasse ich mich nicht schrecken. Ich glaube ich werde mich zum WS bewerben. So langsam gewinne ich den Eindruck das in diesem Studienfach viele sind die schon etwas älter sind und nicht nur “taufrische Abiturienten”. Ist das richtig oder täuscht der das? liebe Grüße Anne

Hallo Anne, die meistens der Ersties sind schon recht junge Hüpfer ;-), aber viele beginnen ihr Studium auch erst nach einer Ausbildung oder auf dem zweiten Bildungsweg. Und erfahrungsgemäß sind die Institue auch so klein und familiär, dass man schnell Kontakt zu den älteren Semester kriegt. Vordergründig spielt das Alter natürlich eine Rolle (Vergabe Stipendien, etc.), aber ich habe bei der Stellenvergabe schon oft mitgekriegt, dass Zusatzqualifikationen mehr gefragt sind und mancher “Schmalspurstudent”, der in jungen Jahren abgeschlossen hat, keine Chance hatte (Natürlich gibt es wie überall auch einige junge Archäologen mit Zusatzqualifikationen) So long, viel erfolg Anja

Hallo Anne, ich möchte mich den Ausführungen von Andreas anschliessen; wenn Du Lust hast, das Fach zu studieren, dann solltest Du das auch machen. Nur eine kleine Anmerkungen zum Thema Kinder: da wird es nach dem Studium schwierig. Wenn ich mich im Bekanntenkreis so umsehe, dann arbeiten die meisten meiner ehemaligen Kommilitonen in wechselnden Zeitverträgen auf Ausgrabungen. Das bedeutet konkret, dass man meistens alle paar Monate den Arbeitsort wechseln muss; im Extremfall bei Ausgrabungsfirmen alle paar Wochen, ja sogar Tage. Man ist also wie ein Bauarbeiter ständig “auf Montage”. Das ist eine Flexibilität, die sich zumindest mit kleinen Kindern kaum machen lässt. Die alternativen Berufsfelder (Museum, Öffentlichkeitsarbeit etc.) sind sicher eine Möglichkeit, Kind und Beruf als Archäologe zu vereinbaren; doch da tritt man dann im Gegensatz zur “Kernkompetenz” des Ausgrabungswesens in Konkurrenz zu Absolventen aller möglichen anderen Studiengänge. Viele Grüsse Stefan (der aus den gerade genannten Gründen momentan nicht als Ausgräber arbeitet - auch wenn mich oft beim Anblick von Baggern, Bauzäunen und Abraum auf Baustellen eine gewisse Sehnsucht packt) :wink: