Basics

hi miteinander, bin neu hier und habe keine ahnung von archäologie. aber ich bin fasziniert von berichten über funde und ausgrabungen etc. nun hab ich mal eine frage, die mich doch beschäftigt: warum muss man alles aus der vergangenheit immer ausgraben? mir ist bis jetzt nicht klar geworden, wie das ganze alte zeugs in diese tiefen geraten ist. waren da immer vulkane (pompei) oder erdbeben ursächlich? wurden denn früher in (fast) allen kulturen immer die siedlungen unter bergen von erde verbuddelt und dann obendrauf weitergebaut? tja, klingt vielleicht für viele blöd, wüsste es aber doch ganz gern. vielleicht der beginn einer langen freundschaft, denn alles beginnt ja mit dem interesse. l.g. lizzy

Die Antwort darauf ist natürlich sehr vielschichtig (was für ein Wortspiel). Das meiste würdest du in Büchern über Geomorphologie,Bodenkunde, Geologie usw erfahren. Aber mal so als kleinen Überblick. Grob gesagt wird das Erdmaterial auf dem wir stehen spitz und kantig durch Prozesse im Erdinneren in die Höhe geschoben (z.B. Alpen usw.) und dann durch viele verschiedene Arten der Verwitterung (physikalisch,chemisch,Wasser,Wind usw.) zerkleinert und in die Täler abgetragen. Dabei wird vieles überdeckt. Diese Prozesse gibt es auch im Kleinen. Eine hügelige Landschaft wird gerodet, z.B. Niederrhein. Da keine Bäume mehr da sind kann die Abtragung bzw Erosion greifen und das Material wieder in die Täler abtragen, also wieder überdecken. Wobei hierbei zu erwähnen ist, dass es dabei auch durchaus Fälle gibt wo z.B. römische Villen die einst auf Kuppen lagen nun zerkleinert (wie das Gebirge) in den Gemengen in den Tälern liegen (Kolluvien).Dieser Prozess findet auch noch heute auf jedem noch so leicht geneigtem Acker statt. Dazu kommen noch unzählige andere Formen wie z.B. wandernde Dünen,Gletscherüberschiebung, ganze Hangrutschungen usw… Auf Dinge die im Wald liegen fällt Laub, wird zu Humus und überdeckt es. Städte verfallen (Ende des römischen Reiches z.B.) und werden neu aufgebaut nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten. Der Punkt ist aber eigentlich der, dass das meiste was eben nicht irgendwie überdeckt und damit geschützt! wird nun mal ebenfalls verwittert und zerfällt und schlicht und ergreifend bis auf die im Boden erhaltenen Spuren nicht mehr da ist. Abgesehen von Dingen wie z.B. Burgen oder Menhire usw. die aber wiederrum von Spuren im Boden umgeben sind uuuusw…

danke konstantin, das hilft mir schon etwas weiter. wenn ich das richtig interpretiere, bedeutet das wohl, das frühre siedlungen, paläste, kultstätten etc. aus den verschiedensten gründen komplett aufgegeben wurden und dann der erosion über jahrhunderte anheim fielen. um so erstaunlicher, dass dann zu einem sehr viel späteren zeitpunkt an eben diesen stellen sich wieder neue aktivitäten (z.b. besiedlung) entfaltet haben. ist wirklich ein faszinierendes gebiet, die archäologie. l.g. lizzy

Das manche Plätze erneut genutzt wurden, oder auch nicht, kann daran liegen, dass z.B. heidnische Kultstätten von Kirchen überbaut wurden, die wiederum im Laufe der JAhrhunderte Aus-und Umbauphasen erfahren hatten. Auch ist es sehr oft so, dass durch grosse politische, gesellschaftliche oder klimatische Umwälzungen oder Naturkatastrophen (kleine Eiszeiten, Kriege (30jährigerKriegz.B.), Sturmflut usw.) Gebiete o Siedlungen verlassen werden, aber die eigentlichen Gunstfaktoren wie z.B exponierte Lage oder gut Böden erhalten bleiben und so z.B. auf einer Börde eher wieder eine Siedlung entsteht, als z.B. in einem unfruchtbaren Teil der Eifel (z.B. frühe Industrie der die Grundlage entzogen wurde). Wobei dann die “Neuen” meist noch nicht mal eine Ahnung bzw überhaupt das Bewusstsein haben, dass es dort schon mal menschliche Aktivitäten gegeben hat. Am deutlichsten wird dieses z.B. beim Anlegen eines Neubaugebietes, quasi eine neue “Siedlung” ,und dabei kommt wieder eine frühere Besiedlung zum Vorschein. (meist sehr zum Ärger des Investors…)

Kulturschichten. Auch bei dir im Zimmer fällt sowas an, wenn du nicht oft aufräumst. So baut sich eine Stratigraphie auf: Ganz unten liegen Reste von letzter Woche, darüber liegen Gegenstände von letztem Tag, ganz Oben dann wiederrum die von heute früh. Wenn du dann die Wochen zu Jahrtausenden und die Tage zu Jahrhunderten machst, sammelt sich ne ganze Menge an. Und rechne dann mal die Erderosion mit ein, Wind und Regen spülen Erde umher, Laub fällt zu Boden und wird Humus (Erde). Anhand solcher Schichten kann man zB auch herausfinden wann eine Siedlung aufgegeben wurde und für wielange das Gebiet nicht besiedelt wurde (umso dicker die Humus-schicht ohne Funde, umso länger die nichtbesiedlung dieses Gebietes, zB.). Kulturschichten (also Schichten mit Siedlungsabfall zB.: Scherben, Knochen, Werkzeuge…) können von wenigen cm zu mehreren Metern dick werden. Wenn man dann genau hinschaut, bei den dicken Kulturschichten, kann man die dann auch nochmal unterteilen und kann so feinstratigraphisch mehrere Schichten in der Schicht erkennen :wink: Aber vorsicht : Da Erosion Schichten durcheinander bringen kann.