Archäologie und ihr Bild in der Alltagswelt

So, nachdem das Thema ja nun schon hier aufgekommen ist, möchte ich nun doch einen eigenen Threat aufmachen und gleich ein wenig Öl ins „Feuer“ nachschütten. In der aktuellen AiD beginnt die Reportage „Archäologie und ihr Bild in der Alltagswelt“ wie folgt:

Klingt meiner Meinung nach ganz schön, aber bisweilen habe ich die Erfahrung machen müssen, dass viele Archäologen ganz gerne dieses Bild demontieren wollen. Es wird Studenten verboten auf Grabungen „Erinnerungsfotos“ zu machen, es wird zum Teil eine Nachrichtensperre verhängt. Wer sich der Presse, dem Fernsehen, der Zeitung etc. stellt, wird sehr schnell als „Selbstdarsteller“ abgetan – Rufmord ist sicherlich weit verbreitet. Klar würde ich mir gut überlegen ob ich mich vor die Kamera von „Gallileo“, oder doch lieber vor die vom ZDF stelle, aber Audiovisuelle Medien stoßen auf der vollen Bandbreite auf eine Ablehnung, die ich doch erschreckend finde. Davon dass die Archäologie ach so groß in der Medienwelt vertreten ist profitieren doch anscheinend fast nur die Intendanten, die Reporter und die wenigen „Selbstdarsteller“, nicht aber das Gros der Archäologen selbst.

Den Inhalt des Zitates lese ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Gruß Jörg

großer quatsch! viele sind zu blöd oder zu feige sich medienwirksam darzustellen und der rest ist unten durch, außer er macht nette kleine videos die das amt dann an ausgewählte kreise schicken kann oder selbst ans fernsehen verhökern kann. wer sowas privat macht ist unten durch!

Was verstehst Du denn unter “privat” ? Ich musste bisweilen sogar die Erfahrung machen, dass sogar die Idee des archäologischen Filmfestivals, wie es alle zwei Jahre in Kiel stattfindet, naserümpfend abgetan wurde. Wenn man da als Student einen Beitrag einsenden will, ist es zum teil echt schwer überhaupt an ein Thema zu kommen. Zumindest über die Uni, weil wirklich viel unter Verschlus sgehalten wird. Viele Unis informieren auch nur sehr dürftig an was überhaupt zur Zeit geforscht wird, womit wir wieder beim Thema Internet wären.

Hallo zusammen, ich habe da mal eine Frage an Euch Insider. Ich ärgere mich oft, daß ich mit meinen Steuergeldern die Uni, den Professor und seine Ausgrabung mitfinanziere und mir dann sein Buch kaufen muß, um zu wissen was er für mein Geld geleistet hat. Ich habe immer den Eindruck, daß das Buch des Ausgrabungsleiters schneller auf dem Markt ist als eine Verlautbarung von der Uni, -falls überhaupt eine kommt. Wer bekommt eigentlich die Tantiemen für ein solches Buch? Wenn ich als angestellter Ingineur etwas am Firmenreißbrett austüftele dann gehört mein geistiges Eigentum meiner Firma und die macht damit die Kohle. Warum ist das an der Uni nicht so? Oder ist es so? Danke für die erschöpfenden Antworten ! Gruß Kurti

Hi Kurti, ich glaub Du hast da ein wenig falsche Vorstellungen über die Auflagehöhe von Fachbüchern. Da ist noch kein Archäologe dabei reich geworden. Das mag anders bei den populärwissenschaftlichen Büchern aussehen. Aber die werden meistens nicht von den Ausgräbern geschrieben. Aber vielleicht irre ich mich ja auch. Vielleicht kennt hier jemand einen Archäologen der richtig Knete mit seinen Forschungsergebnissen gemacht hat :-). Selbst bis in die Spitzen hinein gehe ich davon aus, dass Archäologen idealistisch aber nicht betriebswirtschaftlich denken.

Ja Kurti, da muss ich dich leider enttäuschen. Tantieme gibts wohl kaum. Davon mal abgesehen ist es gerade mal andersrum. Viele angehende Doktoren bekommen von ihren Eltern heutzutage das Geld geliehen, oder geschenkt, damit sie überhaupt ihre Doktorarbeit publizieren können. Da geht meist über den “on demand” Druck, sprich man muss das selbst bezahlen. Und wir reden hier von Summen die sich locker um die 2.000 Euro bewegen können. Und erst wer publiziert hat, darf sich Dr. nennen. Deine Steuergelder werden sicherlich an vielen Stellen falsch eingesetzt, aber wohl eher weniger bei Publikationen :innocent:

Hallo zusammen, danke für Eure Antworten. Ihr hättet aber nicht gleich in Verteidigungsstellung gehen müssen. Ich will ja keine Steuergelder von Euch zurück haben. Natürlich habe ich in erster Linie populärwissenschaftliche Bücher gemeint. Aber auch die Fachbücher betreffend seid Ihr meiner Frage ausgewichen. Es geht nicht darum, daß der Autor damit reich wird, sondern ums Prinzip, denn ich muß das Buch bezahlen und sie sind meist nicht billig. Eine Netzveröffentlichung durch die Uni wäre machbar und ein PDF könnte ruhig eine Download-Gebühr, zu Gunsten der Uni, kosten. Ich bin kürzlich im fortschrittlichen >Austria< auf sowas gestoßen. Aber wieder zu den populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen. Um jetzt keinen Deutschen zu nennen, der mir gleich mit seinem Anwalt droht, nehme ich ich mal als Beispiel Israel Finkelstein. In seinen Büchern schreibt er ja genau das nieder was er in wissenschaftlicher Ausführung für seine Uni bereits gegen Bezahlung gemacht hat und diese Forschungsergebnisse bringt er jetzt wiederum für sich gewinnbringend unters Volk. ( Vielleicht spendet er das Geld auch an seine Uni. Ich will ihm ja nicht Unrecht tun ) Etwas anderes ist es, wenn Buchautoren recherchieren und aus vielschichtiger Fachliteratur Wissen zusammentragen, um z.Bsp. eine eigene Theorie zu untermauern oder komplex über eine Kultur oder eine Epoche schreiben. Mir ist jedenfalls aufgefallen, wenn ich mal eine Sache etwas genauer und detaillierter wissen will, daß ich bei meinen Netzrecherchen kaum auf eine Univeröffentlichung stoße, aber stets auf ein Buch von Prof.Dr. X von der Uni die die Forschung betrieben hat, und deshalb hat mich die Frage mal interessiert auf welcher Basis das abläuft. Insbesondere weil es ja im vorherigen Thread hieß, daß die wissenschaftliche Aufarbeitungen erstens lange auf sich warten lassen und man sich dann Bücher besorgen muß, weil die Unis nichts ins Netz stellen. (Ich glaube das war eine Bemerkung von Balduin ?) Ich habe ja nun im Laufe meines Lebens auch ein paar Eindrücke aus nächster Nähe bezüglich Verflechtungen von Dienst und Nebenjobs insbesondere im Hinblick auf die Dienstzeit von Uniangehörigen sammeln können. Alles astrein natürlich.:smiley: Ich will daraus aber jetzt keine Affäre machen, daß war nur so eine Frage am Rande. Schwamm drüber. Gruß Kurti

@schaufelsklave „privat“ heißt außerhalb der dienstzeit und ohne materialien, gebäude oder sonst was vom amt zu nutzen. Wenn du allerdings kohle dafür kriegst musst du auch das genehmigen lassen. @kurti und lojoer Es gibt einen riesen unterschied zwischen grabungsberichten, doktor oder magisterarbeiten, aufsätzen und was hier als „populärwissenschaftlich“ bezeichnet wurde. Für abschlußarbeiten gibts in der regel kein geld, außer man kann das ganze noch als buch rausbringen. Was die populärwissenschaftlichen sachen angeht, da fließt schotter ohne ende. Natürlich nicht für die einzelnen autoren (außer sie sind schon wer) sondern für die herausgeber. Das ist der schlaueste job überhaupt, ein bisschen editieren ein paar leute anrufen und dein name steht auf dem cover und dann wirds ein rattenschwanz. Die wenigsten können zwischen autor und herausgeber unterscheiden, heißt: der name des herausgebers wird immer bekannter und er wird immer erfolgreicher und von fachverlagen dann auch gezielt auf bestimmte themen angesprochen. Damit macht man schotter, vor allem wenn es sich um zusammenfassungen handelt wie „die römer in…“ jeder der daraus zitiert muß kohle abdrücken und das läppert sich. Zu deiner frage kurti warum du das kaufen musst: eitelkeit und angst. Eitelkeit weil nur gedrucktes wahres ist und angst, dass man digitale sachen einfach so kopieren kann. Das problem, dass du für bücher so unverhältnismäßig viel bezahlen musst (ist ja schließlich mehr als der selbstkostenpreis) liegt daran, dass der prof in seiner „freizeit“ schreibt. Würde er das wärend der dienstzeit tun müsste er es sich genehmigen lassen, sofern das nicht explizit für eine bestimmte fachzeitschrift ist die irgendwie in ein projekt der uni eingebunden ist usw. sprich aufsätze und artikel die den ruhm des instituts mehren und ihm keine kohle bringen. Andernfalls würde er ja in der zeit die ihn die uni für bestimmte dienstleistungen bezahlt einer nebentätigkeit nachgehen. Für die uni ist es auch praktisch wenn er seine geistigen ergüsse privat veröffentlicht. Springt die fachwelt positiv darauf an ist das „unser institut“ gibt`s nen verriss hat „ der herr mayer mal wieder abends was gedichtet ts ts“. Wenn’s um bücher geht kommt noch dazu, dass der prof ja ein finanzielles risiko trägt. Wenn’s keine sau kauft hat er ein jahr oder länger für nix gearbeitet und das ist die zeit die ihn sonst die uni zahlen würde. Wie immer läuft es auf die humboldsche auffassung des freien wissenschaftlers raus. Das ist wie mit diktatoren, wenn ich den richtigen an der spitze habe ist es das paradies wenn der falsche dran ist die hölle. Amerikanische schriftenreihen kriegen es übrigens hin, dass man gegen gebühr artikel runterladen kann, aber das ist eben eine initiative des verlages und nicht der autoren. balduin

Hallo Balduin, danke für die detaillierte Auskunft. Du scheinst ja wirklich ein Kenner der Materie zu sein. Jetzt befriedigt mich der Gesamtzustand allerdings noch weniger als vorher. Ich bin ein Mensch klarer Linien. Forschungsergebnisse der Uni sollten von ihr veröffentlich werden und das, der heutigen Zeit angepaßt, auch über eine Datenbank. Gebühren ja, auch mehr als die Selbstkosten, aber zu Gunsten der Uni. Alles andere ist undurchsichtig und nur schwer nachvollziehbar, um nicht zu sagen nachprüfbar. Ich habe als Jugendlicher nicht so darauf geachtet, aber wenn ich mich so zurückerinnere, dann hatten einige in meinem Umfeld verdammt viel Freizeit zum Schreiben. B-) Aber gut, ich habe mir ohnehin abgewöhnt Bücher oder Veröffentlichungen zu kaufen. Es gibt ja Gott sei Dank bei Google das Kästchen [b]>weltweit

Aus den New’s Himmelsscheibe von NEBRA . (Spiegel online. ) DR. MELLER: …Aber: Auch wenn Archäologie bei uns manchmal sehr leicht aussieht, ist sie doch immer wissenschaftlich abgesichert. Wir haben die wichtigsten Spezialisten bei der Gestaltung der Ausstellung herangezogen. SPIEGEL ONLINE: Kosmischer Bauernkalender, Rechenhilfe, um das Mondjahr mit dem Sonnenjahr zu synchronisieren, Kultgegenstand - was war die Himmelsscheibe denn nun tatsächlich? DR. MELLER: Die Himmelsscheibe war das alles. Sie ist in ihrer Geschichte mehrfach verändert worden. Je nach Zeit hatte sie verschiedene Funktionen. Zunächst diente sie als Erinnerungshilfe zur Erstellung eines komplexen Mond-Sonnenkalenders. Später war sie dann ein Bauernkalender zur Bestimmung der Zeit der Aussaat. Als man dann diesen Code nicht mehr lesen konnte, diente sie als Kultgegenstand. Um 1600 vor Christus wurde sie dann den Göttern geopfert und auf dem Mittelberg deponiert. http://www.spiegel.de/…,1518,554338,00.html Kein Wort wie z.Bsp. >vermutlich< oder >wahrscheinlich< oder >wir schließen daraus< , nein, Dr.Meller >weiß es< . Das ist es was ich an ihm so schätze. Ich frage mich nur wann die Bauern gesät und geerntet haben als sie den [i][b]>Code