Wie kamen die Aborigines nach Australien?

Ich habe vor kurzem gelesen, dass die Aborigines nach der Datierung jüngster Knochenfunde zwischen 60.000 (Roger Lewin of Harvard in Principles of Evolution) und 40.000 v.Chr. nach Australien gekommen sind. Dazu hätten sie in genügender Anzahl beiderlei Geschlechts damals nur 60 Meilen über offene See segeln müssen, was also vergleichsweise wirklich früh ist und ihnen wohl einiges nautische Können und mir selbst heute doch einigermaßen Staunen abverlangt, angesichts der Tatsache, dass sie damit wohl die ersten gewesen sein dürften, die derartige Distanzen ohne GPS und entsprechend gutes Kartenmaterial zurückgelegt haben dürften; das heißt 20.000 Jahre bevor die ersten Homo sapiens sapiens Europa unsicher gemacht haben. Gibt es dazu neuere Bücher oder Theorien. Ich habe all meine Weisheit dazu nur aus Bill Brysons “Down Under”, ein übrigens sehr unterhaltsames Buch. Australien sei, so lese ich da in der Zeit seit Menschen oder menschenähnliches auf Erden rumjoggt, nie, auch nicht in der kältesten Eiszeit mit den anderen Inseln im Verbund gewesen.

Ich nehme mal an das die Fundstelle auf die du dich beziehst Lake Mungo in suedost Australien ist, wo vor kurzem eine homo sapiens Bestattungen auf ca. 62,000 v.H. datiert worden sind (Lake Mungo Skeleton 3). Zuerst einmal ist vorsicht geboten, da diese Datierungen wirklich noch ganz frisch sind und erst einmal durch neu-Datierungen an andere Fundstellen unterstuetzt werden muessen. Zweitens, warum sollten Menschen vor 60,000 Jahren nicht in der Lage gewesen sein einfache Boote zu haben? 60 Meilen Distanz sind nicht so schwer zu ueberwinden und man kann sich recht lange an Kuestenstreifen entlang orientieren. Ob die Besiedlung Australiens nun zufaellig (abgetrieben durch Stroemung) oder absichtlich geschehen ist muss allerdings offenbleiben. Im uebrigen sind archaische homo sapiens schon zwischen 80-130,000 v.H. im Nahen Osten praesent. Aufgrund genetische Daten wird angenommen, dass eine erste Migrationswelle von grazilen homo sapiens zwischen 30-70,000 v.H. stattgefunden hat. Eine fruehere Migrationswelle von archaischen homo sapiens wird angenommen (welche den Fossilen im Nahen Osten entsprechen). Chris Stringer nimmt im uebirgen an, dass die relativ fruehen Daten fuer Lake Mungo darin zu begruenden sein moegen dass homo sapiens Africa nicht nur auf dem Landweg verlies, sondern auch mit primitiven Booten auf dem Seeweg (entlang dem Horn on Afrika, in das Rote Meer und weiter entlang den Kuesten des Indischen Ozeans). Auch wenn dies alles ein wenig unglaublich klingen mag, darf man sowohl archaischen wie auch fruehen grazilen homo sapiens nicht als primitive Kreaturen oder Hoehlenmenschen sehen. Immerhin sind anatomisch und verhaltende moderne Menschen von nicht wesentlich zu unterscheiden (weder genetisch noch kulturell-kreativ gesehen). Hier noch ein paar Literaturangaben: Thorne, A. et al. 1999. Australias oldest human remains: age of the Lake Mungo 3 skeleton. Journal of Human Evolution No. 36: 591-612 Gillepsie, R. and R. G. Roberts. 2000. On the reliability of age estimates for human remains at Lake Mungo. Journal of HUman Evolution 38: 727-732 Im Allgemeinen kann ich empfehlen: Stringer, C. and Robin McKie. 1996. African Exodus. The origins of modern humanity. London: Random House (Auf Deutsch: Afrika. Die Wiege der Menscheit. Die Entstehung, Entwicklung und Ausbreitung von Homo Sapiens. Limes Verlag).

Ja danke, das war der Fund, auf den ich mich bezog. Soweit ich das Buch aber richtig verstanden habe, war, obwohl der Meeresspiegel damals wesentlich niedriger war, die 60 Meilen bezogen auf offenes Meer, ohne Orientierungsmöglichkeiten außer den Sternen. Was mich vor allem beeindruckt hat, und das war die Anspielung auf die Karten und das GPS, um so eine Reise in einem Holzboot zu unternehmen, mußt du zumindest eine gewisse Gewähr haben, dass da auf der anderen Seite überhaupt ein Ziel ist von dem du genügend Leute überzeugen kannst, um eine genügend große Starterkultur zu haben. Das war es vor allem, was mich fasziniert hat. Ich bin vor kurzem mal die Strecke von Melbourne nach Devenport mit der Fähre gefahren (11 Stunden). Es ist zwar wesentlich weiter, aber bedenkt man, dass die Boote damals ja auch wesentlich kleiner und anfälliger waren, waren sie für die Strecke bestimmt ein zwei Tage unterwegs. Das meiste davon auf offener See. Danke jedenfalls für die Literaturangaben.

Hallo, ich möchte Tobys Literaturliste noch um den Hinweis auf Bednarik/Kuckenburg: Nale Tasih. Eine Floßfahrt in die Steinzeit.Jan Thorbecke Verlag 1999 ergänzen. Die beiden Autoren setzen sich mit den Möglichkeiten der Seefahrt schon zu Zeiten des Homo Erectus ( erste Besiedlung von Flores!) und auch mit der Besiedlung Australiens auseinander. Der australische Kontinentalschelf geht in der Tat im Norden bis ca. 100 km vor Timor ( bei einem um ca. 100 m niedrigeren Meeresspiegel bilden der Schelf, Ausstralien und Neuguinea die Sahul genannte Landmasse), dann kommt aber der ca. 3000 m tiefe Timorgraben. Bednarik gelang - im Buch beschrieben - der Nachweis, dass dieser Graben unter Ausnutzung der Strömungsverhältnisse mit einem Floß überquert werden kann. Ich finde gerade die Stelle im Buch nicht, aber ich glaube, dass Bednarik meint, dass die damaligen Menschen schon die Erfahrung hatten, Wolkenbindung als Anzeiger von Land auch hinter dem Horizont zu interpretieren. Gruß Arne

Danke, ich habe auch gerade einen Titel gefunden, von dem ich zwar nicht genau weiß, ob er zu der Frage mit der Besiedlung auch noch konkreter wird, aber das wird die Lektüre erweisen: Tim Flannery: the future eaters. Angesichts der neueren Funde, dürfte da allerdings noch nicht viel drinnen stehen. Es beschäftigt sich auch noch ein wenig mehr mit der getrennten Entwicklung von Flora und Fauna nach dem Auseinanderbrechen von Gondwana bis hin zur Jetztzeit. Die Erstauflage ist auch schon ein wenig angestaubt von 1994. Meine Ausgabe ist von 2002. Es sieht populärwissenschaftlich aufgemacht aus, aber die Literaturliste macht einen seriösen Eindruck.

Guten Abend, meiner Meinung nach wäre es möglich, dass sich in Australien eine eigene Evolution etabliert hat. Wenn vor einigen Millionen Jahren Primaten dort gelebt haben, und die Evolution sie zu einer eigenen ethnischen Gattung hat werden lassen, könnte es sein, dass nicht die Vorfahren aller Menschen aus Afrika kommen, sondern dass z. Bspl. die Menschen in Afrika, Europa und Asien aus den afrikanischen Primaten hervorgegangen sind, und dass die Australier sowie die Amerikaner die Nachfahren der auf ihren Kontinenten lebenden Primatenarten sind. Dann wäre da wieder das Problem, dass die asiatischen und die amerikanischen Völkergruppen viele Gemeinsamkeiten an ethnischen Merkmalen aufweisen. Liegen dann blonde Haare und blaue bzw. grüne Augen auch den Mutationen bzw. Missgeburten der Evolution zugrunde? Über die helleren Typen in Vorderasien und Nordafrika ist ja nicht sonderlich viel zu sagen, da das wohl von den Hethitern herrührt. Allerdings ist es auch genau das, was die Forscher in die Irre führen kann, schließlich gibt es in allen Teilen der Welt ja Menschen mit blauen bzw. grünen Augen und/oder hellen Haaren. Dann wäre da die Atlantis-Theorie… doch das ist zu lang. …Obwohl ich an der Evolutionstheorie auch einige Zweifel habe, z. B., weshalb gibt es dann noch Affen, liegt das wirklich an den Mutationen? Doch dann würde es solch primitive affenartige Lebensformen nicht mehr geben. Sonst würde der Zufall ja für enorm große Differenzen sorgen. Wenn, wie ich gelesen habe, die Vögel aus den Coelurosauria entstanden sind, weshalb haben dann nach dem Aussterben der Saurier die Säugetiere den ‘Vormarsch’ geschafft? Theoretisch müssten die Raubvögel, deren Intelligenz (ganz abgesehen vom ‘Jurassic Park’) ja so hoch sein soll, dann die Herrschaft der Saurier fortgeführt haben. Liegt das vielleicht am Körper der Säugetiere, dass sie mit ihren beweglicheren Gliedern durch das Ausprobieren, die Erfindung von Werkzeugen wie dem Faustkeil, die Erforschung des Feuers, etc., ihre Intelligenz gesteigert haben? Ich denke, dass die Evolution noch einige Rätsel verbirgt. Die einzige einfache Lösung dazu wäre, dass es keine Evolution gäbe, und die Außerirdischen die Menschen aufdie Erde gebracht haben. Allerdings denke ich, dass ich, wenn ich schmunzeln muss, damit nicht alleine bin. Außerdem gibt es dafür ja überhaupt keine Beweise, eher noch im Gegenteil. Also ist es nicht weiter erwähnenswert. Ich möchte jetzt nicht noch weiter vom eigentlichen Thema abweichen. Und: Wenn eine Naturkatastrophe Teile Australiens heimgesucht hätte (s. Ausst. d. Saur.), wären möglicherweise keine Beweise für eine eigene Evolution in Australien mehr da. Vielleicht würden die Forscher da was finden. Weitere Beiträge zu diesem Thema würden mich sehr interessieren. NG, Danke, Carter

Hallo Carter, Die These mit der getrennten Entwicklung des Menschen zieht insofern nicht, als es keinerlei Primatenfossilien gibt außern den erwähnten Menschenfunden, von denen die frühesten nach noch nicht ganz gesicherten Untersuchungen 60.000 Jahre alt sind. Es gibt zwar Fossilien von Dinosauriern und auch vielem anderen Viechzeugs, aber bei Primaten nada (=nix). Wäre auch überraschend, da die Trennung von Gondwana (Südamerika, Afrika Australien…) sich zeitlich weit vor der Entwicklung höherer Säugetiere abgespielt hat. Und seit die ersten Primaten sich auf ihre Hinterbeine stellten, und Australien sich vom Rest der Welt getrennt entwickelt hat. Das mit der Evolution klingt in deiner Beschreibung etwas wie Leute, die die Klasse bestanden haben und ziehen weiter. Der Rest ist sitzen geblieben und muß die Klasse wiederholen. Ich glaube hilfreicher könnte folgende Betrachtungsweise sein: In jeder Art von Lebewesen gibt es Mutationen mehr oder weniger stark. Die meisten sind nicht sehr hilfreich, und schwächen das Individuum im Überlebenskampf (siehe zum Beispiel die Mutationen durch Radioaktive oder chemische Verseuchungen). Einige Mutationsfolgen sind in ihren Folgen für das Individuum aber erst einmal egal. Nun kann es sein, das aber zum Bleistift eine Eiszeit hereinbricht und damit auf einmal Mutationen, die früher völlig belanglos waren, einen Vorteil bringen. Die vererben sich stärker und helfen dann der Art. Wo aber Naturbedingungen über Jahrmillionen stabil waren, hätte sich das nie durchgesetzt. So kann es sein, dass du perfekt angepaßte Lebewesen hast, die sich seit Millionen von Jahren nicht wesentlich verändert haben (Krokodile z.B.). Jetzt kommt eigentlich der springende Punkt meiner Argumentation. Da wo Primaten vorhanden und die Umweltbedingungen sich nicht wesentlich geändert hatten, ist es kein Selektionsvorteil vom Baum zu steigen, auf dem das Futter wächst.

Mal ganz davon abgesehen, dass alle verfuegbaren DNA Daten eindeutig auf die Evolution von homo sapiens in Africa hinweisen. Die Multiregionale Evolutionsidee wird daher schon seit geraumer Zeit von keinem Palaeoanthropologen mehr akzeptiert. Dazu: Steve Olson. Herkunft und Geschichte des Menschen. Was die Gene ueber unsere Vergangenheit verraten. Berliner Taschenbuch Verlag. 2004.