Pferdegräber

Hallo, sind Euch Pferdegräber (egal aus welcher Kultur, insbesondere aber Nord- sowie Mittel-, und Osteuropa, gern auch weiter östlich) bekannt, in denen das Pferd irgendwie gefesselt ist? Fesseln an den Extremitäten oder überkreuzte Extremitäten? Etwas in dieser Richtung? Brauche Literatur dazu. Vielen Dank! Liebe Grüße Örli

Eine solche Fesslung der Beine (mit dem Zaumzeug) soll in den Gräbern von Pazyryk in Sibirien vorkommen. Kennt jemand diesen Befund?

Und wieder eine von mir nicht überprüfte Angabe: www.orientarch.uni-halle.de/teach/horse/intro.htm (hoffe, sie hilft Dir trotzdem weiter) Indy:-)

Sehr feiner Link :slight_smile: Die Literatur ist übersichtlich nach Regionen gegliedert und thematisch genau zugeschnitten. In Wien nennt man das “Schmatzpappi” (leckerste Beute). Gratulation, Indy1983! *Luftschlangenwerf. Hoffentlich spricht Örli auch Russisch, oder es sind in der russischen Literatur zumindest auch Abbildungen enthalten, die verständlich(er) erscheinen. Zum anderen Link im anderen thread (I. Wunn) möchte ich bemerken, dass ich im letzten Sommer (ach, wo bleiben Sonne, Strand und Wärme! *seufz) ihr 2005 erschienenes Buch “Religionen in vorgeschichtlicher Zeit” gelesen habe. Es ist in der Argumentationslinie, die dem historischen Ablauf folgt, verzopft geschrieben, d.h. man muss von Beginn an alles lesen und kann kaum skippen, ohne Relevantes auszulassen. Ansonsten sehr seriös und informativ. Über Pferde bzw. deren Bestattungsart, nun ja, handelte die Arbeit definitiv nicht. Die Diss. könnte zumindest ein paar Literaturangaben haben, die im anderen Link noch fehlen. Viele Grüße Geb

Hi, also wie ich bereits geschrieben hatte: ich habe die Literatur selbst nicht geprüft, es sollte nur ein kleiner Wegweiser sein. Fremdsprachenkenntnis ist beim Archäologiestudium halt wichtig! Und wenn Du z.B. bei der Literaturrecherche beim Zenon DAI nach “Pferdebestattungen” suchst, findest Du mit zwei Ausnahmen nur russischsprachige Werke. Zur Not kann man ja immer noch jemanden suchen, der das übersetzt, eventuell den Akademischen Übersetzungsdienst. Kostet zwar etwas, aber Fernleihe ist auch nicht umsonst, und wenn man die Literatur halt braucht…

Vértes, Edith. 1999. “Die Mythologie der Uralier Sibiriens.” S. 387-700 in Götter und Mythen in Zentralasien und Nordeurasien, herausgegeben von Egidius Schmalzriedt und Hans Wilhelm Haussig. Stuttgart: Klett-Cotta. (= Wörterbuch der Mythologie, Bd. VII, 1. Abt.) Abschn. “Mythologie der Obugrier”, Lexikaler Teil: Art. "Opfer(zeremonien), S. 492-497. Im dazugehörigen Abb.-Teil die Abb. 41 “Pferdeopfer der Surgut-Ostjaken” ansehen (S. 580), obwohl ich am Foto keine Fessel sehe (das Tier wurde vermutlich erst erlegt). Pferd = Blutopfer Aufhängevorrichtung (z.B. Heiliger Baum, Anbindepfahl, Opferstange) teilw. auch Spieße teilw. Bedeckung mit Tüchern (um die gewünschte Farbe “herzustellen”) Nun die relevanten Teile: “(…) besonders wenn mit einem Seil sieben Tiere zu opfern sind, gibt es erschreckende Mitteilungen über die Qualen der Opfertiere. Beim Tieropfer im Fall einer Krankheit, wo die Tötung neben der Wohnung vor den Augen der Verwandten und Freunde geschieht, hält der Kranke das Ende eines um den Hals des Tieres gebundenen Seiles in der Hand; sobald er absichtlich oder unwillkürlich daran zieht, ist dies das Zeichen zur Tötung. An den heiligen Stätten gibt der Opfernde selbst oder der Opferpriester das Zeichen. Das Tier hat auf dem Rücken Opfertücher von der erforderlichen Farbe liegen, seine Augen können verbunden sein. Es kann auf verschiedene Weise, durch Schlag auf den Kopf oder Einflößen von Hausbier, betäubt werden. Zuletzt wird es erstochen, erstickt oder erdrosselt, wobei es geräuchert wird. (…) Die (…) Knochen der Opfertiere werden entweder aufbewahrt oder vergraben, Pferdeknochen verbrannt oder samt dem Schädel an den heiligen Stätten am heiligen Baum aufgehängt.” (S. 495f., Hervorh. Geb) Leider blutrünstig, die Angelegenheit :-(. Wünschte, die Fessel wäre ein positives Hilfsmittel gewesen (z.B. zur Beruhigung des Opfertieres). Vgl. im selben Abschnitt, Art. “Ausstattung des Toten zur letzten Reise”, S. 415ff. Die drei besten Rentiere eines Verstorbenen als (getötete) Mitgabe: als “Zugtiere ins Jenseits”. Möglich, dass da auch Fesseln verwendet worden sind. Achtung! Gilt nicht als Opfer für den Toten! Die “Zugtiere” sollten wohl eher verhindern, dass der Tote wiederkehrt, oder ihm eine gute Ankunft ermöglichen. Geb

:slight_smile: Vielen Dank für Deine Hinweise! Werde das mal nachlesen! Örli

zu den kurganen im pazyryk-tal / pferdebestattungen: rudenko - frozen tombs of siberia lg kubaba